Gederner VdK-Ortsverbände geben Menschen eine Stimme, die sonst nicht gehört würden

Vier Gederner VdK-Ortsverbände feiern ihr 75-jähriges Bestehen. In den Ansprachen und Grußworten wird betont, wie wichtig die Arbeit des VdK für diejenigen ist, die sonst nicht gehört würden.
Gedern (ten). In der Seementalhalle haben die VdK-Ortsverbände Gedern, Steinberg/Glashütten, Wenings und Seemental ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert. In den Ansprachen und Grußworten wurde immer wieder betont, wie wichtig die Arbeit des VdK gerade für diejenigen ist, die sonst nicht gehört würden.
Bernhard Weiser, Vorsitzender des VdK Wenings, begrüßte mit Wolfgang Oechler (Vorsitzender Gedern), Beate Wagner (Vorsitzende Seemental) und Edgar Wolf (für Steinberg/Glashütten) unter anderem viele Ehrengäste aus Politik und VdK. Er erinnerte daran, wie die vier Ortsverbände 1948 beziehungsweise 1950 (Steinberg/Glashütten) gegründet wurden.
In Gedern rund 1000 Mitglieder
Auf die Geschichte des VdK im Allgemeinen und der vier Ortsverbände ging im Anschluss der Vorsitzende des VdK-Landesverbandes Hessen-Thüringen, Paul Weimann, ein. Dabei lobte er die gute kameradschaftliche Zusammenarbeit der vier Ortsvereine: »Das findet man nicht oft.«
Weimann wies auf die Wurzeln des VdK hin, nach einem »von Deutschland verursachten Krieg« mit Millionen Toten. »Wir waren ein geschundenes Volk, wir waren ein schuldiges Volk«, sagte er. Obwohl diese Jahre, als sich der Sozialverband vor allem um die Opfer dieses Krieges in Deutschland kümmerte, fast acht Jahrzehnte zurückliegen, stehe der VdK weiter vor wichtigen Aufgaben. Der Landesvorsitzende beschrieb, wie der VdK nach dem Kriegsende bei den Alliierten wieder Vertrauen aufbauen musste, um überhaupt die Genehmigung zur Gründung des Verbands zu bekommen. Und wie sich auch als Lehre aus der Vergangenheit die Bundesrepublik als sozialer Rechtsstaat gegründet hatte. »Ich weiß, Demokratie ist schwierig«, sagte Weimann. »Aber diese Grundsätze gelten bis heute. Wir sind für die Menschen da, und der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt.«
Zunehmend habe sich der VdK nach dem Krieg für weitere soziale Ziele eingesetzt. »Dass es eine Rente gibt, ist dem VdK zu verdanken.« Auch die Einführung der Pflegeversicherung hat der Verband mitgestaltet. Diese ist zugleich ein Beispiel, dass der VdK nur Einfluss nehmen, aber nicht entscheiden kann. Weimann betonte, dass er sich noch heute für eine Vollversicherung der Pflege einsetze.
Sozialstaat immer wieder verteidigen
Dennoch seien rund zwei Millionen Mitglieder in Deutschland und 289 000 im Landesverband Hessen-Thüringen Zahlen, die die Bedeutung des VdK als Interessenvertretung zeigten. Mit rund 1000 Mitgliedern in den vier Ortsverbänden sei der VdK der größte Verein in Gedern, ergänzte Erster Stadtrat Herbert Weber (FWG). Weimann wandte sich abschließend gegen »Populisten, die diese Demokratie wieder umstoßen« und die sozialen Errungenschaften abschaffen wollen. »Wir müssen für diejenigen, die keine Stimme haben, unsere Stimme erheben dürfen«, forderte er. »Wir werden unseren Sozialstaat immer wieder verteidigen müssen, auch für die, die nach uns kommen.«
Zu diesen Werten der Solidarität bekannte sich auch die Hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich (CDU): »Diejenigen, die mehr Glück haben, tragen eine Verantwortung für diejenigen, die mehr Pech haben.« Sie plädierte dafür, weniger auf das individuelle Glück als auf Zusammenhalt und Wohlergehen in der Gemeinschaft zu achten.
Die Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD) erinnerte an ihre persönliche Beziehung zum VdK. Ihr Großvater war Gründungsmitglied in Rosbach. Der Verband sei ein »überparteilicher Kämpfer, aber nie unparteiisch«. Dabei gebe es immer wieder auch Positionen des VdK, die man selbst so vielleicht nicht teile. Doch regten diese zu einer anderen Sichtweise aus dem Blickwinkel der Betroffenen an.
Weber betonte in seinem Grußwort nochmals die Bedeutung des VdK als Interessenvertretung und Berater. »Es gibt Gesetze, es ist alles geregelt - wofür brauchen wir den VdK?«, fragte er rhetorisch. Die wachsende Mitgliederzahl und Gerichtsentscheidungen, die der Verband regelmäßig für seine Mitglieder erstreite, seien der Beweis, dass der Sozialverband unentbehrlich sei. »Als gesunder Mensch nimmt man bestimmte Dinge nicht so wahr«, räumte der Erste Stadtrat ein. Deshalb sei es wichtig, als Politiker Berater zu haben, die einen auf die Auswirkungen von Entscheidungen aufmerksam machten.
