Gesellschaftliche Teilhabe bis ins hohe Alter

Büdingen (red). Das Projekt »Miteinander Füreinander: Kontakt und Gemeinschaft im Alter« will Einsamkeit im Alter entgegenwirken, indem Kontakt und Gemeinschaft gefördert und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird. Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und läuft seit dem 1. Juli 2020 bundesweit an mittlerweile 112 Standorten.
Unter anderem in Büdingen.
Dort hat sich kürzlich die SPD-Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl bei den Malteser-Projektleiterinnen Hilary Roger und Mahnaz Jafary über das Projekt gegen Einsamkeit im Alter informiert,
Das Projekt ist zeitlich begrenzt, insofern endet damit auch perspektivisch die (initiale) Unterstützung durch die Malteser. Die Malteser hatten hierfür als einzige Hilfsorganisation den Zuschlag erhalten, da sie sich mit ihrer Projektidee durchsetzen konnten: »Wir Malteser haben mit unserem Konzept überzeugt, da es sich durch den Mitmachcharakter abhebt und von den Senioren/innen vor Ort mitgestaltet und getragen wird. Unsere Angebote gestalten wir gemeinsam mit und für ältere Menschen, die ihr Leben gemeinsam mit anderen Menschen aktiv gestalten möchten«, erklärte Hilary Roger, Projektreferentin für den Wetteraukreis.
Beitrag für die Gesellschaft leisten
Ihre Kollegin Mahnaz Jafary, Projektleiterin am Standort Bad Nauheim, stimmt ihr zu: »Es ist schön zu sehen, dass sich die Älteren einbringen und viele eigene Ideen entwickeln. Dadurch erhalten sie auch das Gefühl, von der Gesellschaft gebraucht zu werden und noch in ihrem hohem Alter einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Genau das wollen wir mit unserem Projekt erreichen.«
Neben der Förderung des Bundesministeriums bezuschusst der Malteser Hilfsdienst das Projekt mit eigenen Mitteln. Das Angebot richtet sich hauptsächlich an hochaltrige Menschen, die noch zu Hause leben. Man wolle diesen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und hierzu einen niedrigschwelligen Zugang bieten: »Wir wollen Lust darauf wecken, sich auch selbst ehrenamtlich im Rahmen der eigenen Fähigkeiten einzubringen. Auf Initiative einer Dame haben wir zum Beispiel einen Literaturkreis ins Leben gerufen, eine andere Dame hatte einen Yoga-Kurs organisiert. So kann und darf sich jeder bei uns einbringen«, erläutert Roger.
Erklärtes Ziel sei es, eine feste Gruppe an den verschiedenen Standorten zu etablieren, die langfristig auf eigenen Beinen stehen kann und ohne den Impuls von außen und Unterstützung bei der Organisation weiter Bestand hat. Hier sollen dann regelmäßige Treffen und Gruppenaktivitäten stattfinden. Darüber hinaus biete man auch einen ehrenamtlichen Besuchs- und Begleitdienst an. Bei der Ausgestaltung richte man sich immer nach den Vorschlägen der Ehrenamtlichen und den Wünschen der Senioren: »Wir fragen immer: Was können die Leute? Was wünschen sie sich? Wir möchten ja, dass sie selbst aktiv werden und sich einbringen und ihnen nicht einfach etwas vorsetzen«, erklärt Roger.
Kein Angebot für Therapien
Getreu dem Malteser Motto: »Weil Nähe zählt«, stehe aber auch immer die menschliche Nähe, das Dasein und der Austausch untereinander im Vordergrund. Das habe sich insbesondere während der Pandemie gezeigt. Die beiden betonen, dass es sich nicht um ein therapeutisches Angebot handelt: »Wir wollen Austausch- und Beteiligungsmöglichkeiten sowie wertvolle Kontakte und ein Netzwerk schaffen und so Einsamkeit im Alter begegnen. Eine therapeutische Begleitung ist für uns nicht möglich, wir sind aber selbstverständlich für die Menschen da, wenn diese sich professionelle Hilfe suchen wollen.«
Dass zwei hauptamtliche Stellen das Projekt aufbauen und begleiten, hält Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl für sehr wichtig: »Mit den Hauptamtlichen wird das Ehrenamt entlastet und die Rahmenbedingungen für eine gute Arbeit vor Ort geschaffen. Die ganze Organisation und Bürokratie sollte nicht allein von ehrenamtlichen Schultern gestemmt werden. Das ist auch eine Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit!«, unterstreicht sie aus.
Sie finde es zudem schade, dass gute Projekte wie das der Malteser oft an enge Projektzeiträume gebunden sei: »Am Ende des Projekts muss man schauen, wie die guten Ideen und entwickelten Ansätze langfristig erhalten werden und landesweit etabliert werden können«, gibt die Landtagsabgeordnete zu Bedenken.