»Gesetze hemmen Wirtschaft«

Großer Rahmen - großes Ereignis. Nach den Corona-Einschränkungen fand der Jahresempfang der IHK Gießen-Friedberg wieder im gewohnten Rahmen in der Friedberger Stadthalle statt. Den etwa 400 Gästen wurde ein unterhaltsames Programm geboten.
DDie Verleihung des Preises »Unternehmer des Jahres 2022« im Kammerbezirk und ein Vortrag des Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, zum Thema »Wettbewerbsfähigkeit in der neuen Normalität« standen im Mittelpunkt des Jahresempfangs der IHK Gießen-Friedberg. Nach den Corona-Einschränkungen fand er wieder im gewohnten Rahmen in der Friedberger Stadthalle statt. Etwa 400 Gäste waren gekommen.
Zunächst gab Rainer Schwarz, Präsident der IHK Gießen-Friedberg, einen kurzen Überblick über die aktuelle Lage. Energiekrise, Fachkräftemangel und stagnierende Wirtschaft beschäftigten derzeit die Unternehmen. Es gebe zwar das Sprichwort, dass jede Krise einen neuen Anfang mit sich bringe. »Doch dazu muss das Vertrauen da sein, dass es mit der Wirtschaft aufwärts geht«, sagte Schwarz. Aber genau dieses Vertrauen sei nicht da, deshalb werde so wenig investiert.
Software hilft Krankenhäusern
Im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg gebe es sehr erfolgreiche Unternehmen, im produzierenden Gewerbe, im Handel und im Dienstleistungsbereich. Viele Nischenanbieter und »Hidden Champions« gehörten zu den Zugpferden der heimischen Wirtschaft. Sie seien erfolgreich in Europa oder der ganzen Welt. Man kenne sie aber häufig nicht. Deshalb habe die IHK den Unternehmerpreis geschaffen. Er wird seit 2015 verliehen, um die Tatkraft von erfolgreichen Unternehmerinnen und Unternehmern auszuzeichnen.
Für das Jahr 2022 zeichnete die Jury im Bereich Industrie das Geschwisterpaar Luisa und Christian Rinn aus, das ein erfolgreiches Unternehmen im Bereich Beton- und Naturstein in Heuchelheim (Landkreis Gießen) betreibt. Im Bereich Handel und Dienstleistungen erhielten die beiden Geschäftsführer und Inhaber der Softwarefirma medDV, Gunter Ernst und Carsten Rausch, aus Fernwald (Landkreis Gießen) die Auszeichnung. Sie hatten sich beim Rettungsdienst kennengelernt und kamen gemeinsam zu der Ansicht, dass es in diesem Bereich ein großes Verbesserungspotenzial gebe. So sei beispielsweise den Krankenhäusern weder die Route noch die Fahrtzeit der Krankenwagen bekannt. Und auch nicht die Diagnose, die der Notarzt im Krankenwagen stelle. Das alles wird über die Software der Firma medDV online an die Krankenhäuser weitergeleitet, sodass dort die entsprechenden Notmaßnahmen bereits eingeleitet werden können, bevor der Rettungswagen eintrifft.
Eine andere Herausforderung, vielleicht derzeit die größte für viele Unternehmen, ist laut Schwarz, Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden. Eine große Zahl an Arbeitgebern konkurriere um eine zu geringe Zahl an Bewerbern. Viele Unternehmen machten deshalb beträchtliche Angebote, um die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz zu erhöhen.
Auch für den Festredner und Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian, ist Innovation und Mut zum Wandel der Weg zum Erfolg. »Nur wer Ballast abschüttelt, kann sich anschließend frei bewegen«, sagte Adrian und machte anschließend deutlich, woran er dabei denkt. Deutschland sei eingeschnürt von Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien. »Da kann sich nichts mehr richtig entwickeln«, befand er.
Wenn ein Unternehmer aufgrund des von der derzeitigen Ampelkoalition neu geschaffenen Lieferkettensorgfaltspflichtgesetzes zuerst 408 Fragen beantworten müsse, bevor er beispielsweise eine Leberwurst herstellen und ausliefern dürfe, »dann läuft da etwas total in die falsche Richtung und hemmt unsere Wirtschaft«.
Das Gleiche gelte für die Bürokratie. »Wir suchen händeringend Facharbeiter, lassen potenzielle Interessenten aber sechs Monate und mehr in ihren Heimatländern auf das nötige Visum nach Deutschland warten«, kritisierte Adrian.
Ohne Vertrauen keine Investitionen
In Zeiten, in denen so viele Krisen und Veränderungen zur Normalität geworden seien, sollte sich der Staat ganz auf seine eigentlichen Aufgaben, wie Sicherheit, Bildung und Gesundheit, konzentrieren und der Wirtschaft freie Hand lassen. Nur so könne Deutschland seine Ingenieurskunst und sein wirtschaftliches Potenzial erneut entfalten.
50 000 Unternehmen hätten ihren Sitz im Bezirk der IHK Gießen-Friedberg - und die warteten auf eine kluge Führung aus Berlin und nicht auf neue Verordnungen und unausgegorene Vorschriften. Ohne Vertrauen in die Zukunft werde es keine Investitionen geben - und damit auch keine wirkliche Normalität.