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Glanz und Glamour im Lumos-Kino in Nidda

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Gelungene Premiere: Steffen Presse, Luna Wedler, Karl Markovics, Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard, Rosalie Thomass, Aron Lehmann, Dr. Sebastian Weiß und Joram Gornowitz (von links) freuen sich. © Elfriede Maresch

Ein roter Teppich, gut gelaunte Schauspieler, die sich fotografieren ließen, Statisten aus dem Drehort Ulrichstein im Publikum: Erneut hat im Lumos-Kino in Nidda eine Hessen-Premiere stattgefunden.

Die Preview des Films »Was man von hier aus sehen kann«, der am 29. Dezember in die Kinos kommt, wird lange in Erinnerung bleiben. Denn Glanz und Glamour waren nur eine Seite des Abends im Lumos Lichtspiel und Lounge in Nidda, die andere waren leise, nachdenkliche und tragikomische Momente.

» Wie kann man ein Buch mit so vielen Episoden, mit Phänomenen wie den inneren Stimmen des Optikers und der ›Verstockung‹ von Hauptfigur Luise überhaupt auf die Leinwand bringen?«, hatten sich Leserinnen und Leser von Mariana Lekys Roman »Was man von hier aus sehen kann« im Vorfeld gefragt. Es sei vorweg gesagt: Es ist gelungen.

Es gehörte zur Faszination der Hessen-Premiere, dass das Kino-Publikum unkompliziert mit den Hauptdarstellern und dem Regisseur Aron Lehmann ins Gespräch kommen konnte. Für Lehmann ist »Was man von hier aus sehen kann« die dritte Literaturverfilmung. Er hat schon Kleists »Michael Kohlhaas« und das romantische französische Drama »Cyrano de Bergerac« verfilmt.

»Bei Mariana Lekys Roman mussten wir dem Stoff eine neue Struktur geben, einen roten Faden unterlegen, aber unbedingt den Geist des Buches erhalten«, sagte er. »Das ging nur in enger, guter Zusammenarbeit mit der Autorin. Es hat uns Freude gemacht, die Geschichte um Liebe und Tod in eine neue, aber unverfälschte Form zu gießen.«

Eintauchen in eine andere Welt

Und was hält die Darstellerin der »mürrischen Marlies«, Rosalie Thomass, von ihrem Part? Schließlich ist Marlies eine verschlampte junge Frau zwischen Depression und destruktiver Attitüde in einem Haus, das einer Bruchbude gleicht. Nicht gerade eine Traumrolle, oder? Rosalie Thomass sieht das ganz anders. Es habe sie gereizt, eine Rolle zu übernehmen, die außerhalb der Frauenklischees liege, die einen Balanceakt zwischen hoffnungsloser Verliererin und vitaler Frau erfordere.

Zu »zwei, drei Stunden des Abschaltens, des Genießens, des Eintauchens in eine andere Welt« lud Steffen Presse vom Lumos gemeinsam mit den beiden weiteren Kino-Gründern Joram Gornowitz und Dr. Sebastian Weiß bei seiner Begrüßung im Saal ein. Er sprach von einer »Ehre für das Lumos-Kino«.

Die »Faszination, eine Handlung auf einer großen Leinwand statt auf dem üblichen kleinen Viereck zu erleben«, sprach die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, an.

Die Ministerin hob die Standhaftigkeit des Kino-Teams in Corona-Zeiten hervor und dankte der Film-Crew. Im Mittelpunkt ihrer Rede stand das schöne Zitat von der »unbedingten Anwesenheitspflicht im eigenen Leben«.

Dann glitt der Vorhang zur Seite und die Zuschauer wurden in die kleine Welt von Großmutter Selma (Corinna Harfouch) und Enkelin Luise (Luna Wedler) mitgenommen. Der Film nimmt sich die Freiheit, souverän zwischen drei Zeitebenen - Luise als Kind, als Heranwachsende und als junge Frau - zu wechseln. Das Wort »Entschleunigung« trifft absolut zu. Wohl sind die Figuren wandlungsfähig, aber zwischen Kindheit und Alter scheinen sie in einen Handlungsfluss eingebunden zu sein, den sie überschauen und akzeptieren.

Über die Enge eines kleinen Ortes

Auch die angenehm ruhige Art der Bildfolge gehört dazu, die unter anderem einer guten Kameraführung zu verdanken ist. Hervorgehoben werden müssen aber auch die beiden Kinderdarsteller Ava Petsch (Luise) und Cosmo Traut (als Freund Martin). Er ist der Erste, von dem Luise schmerzlich Abschied nehmen muss.

Ihr Spiel ist einer der Balanceakte, die diesen Film auszeichnen. Er zeichnet zudem die Enge eines kleinen Ortes nach und nutzt dafür den Drehort Ulrichstein und die Landschaft ringsum. Dennoch ist der Film weit vom Genre Heimatfilm entfernt, auch von den sozialkritischen der 70er und 80er Jahre. Und er enthält fantastische Elemente: Wenn Luise sich an der Wahrheit vorbeimogelt, fallen Gegenstände herunter. Bewusst werden Slapstick-Effekte platziert, sie sind Teil der Tragikomödie.

Und was meinten die Zuschauer? »Bewegend« fand Lucia Puttrich, hessische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, den Film. Kerstin Alt (Wirtschaftsförderung Nidda) war fasziniert von der »Anwesenheitspflicht im eigenen Leben«, der sich als roter Faden durchzieht. »Der Abend hat sich gelohnt« - viele Zuschauer fällten ein kurzes und bündiges Urteil.

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