Glatfelter: Unerträglicher Schwebezustand

Das Ultimatum für den Verkauf der Firma Glatfelter in Ober-Schmitten ist am Karsamstag abgelaufen. Trotzdem scheint bisher nichts passiert zu sein. Niemand weiß, ob und wie es mit der alteingesessenen ehemaligen Papierfabrik weitergeht.
Noch arbeiten die Menschen und die Maschinen im gewohnten Rhythmus. Weder die Firmenleitung noch der Betriebsrat von Glatfelter können derzeit mit neuen Informationen dienen. Und das, obwohl das Ultimatum für den Verkauf der Firma in Ober-Schmitten am Karsamstag abgelaufen ist.
Aus der Firmenleitung ist lediglich zu erfahren: Im Moment gibt es keine weiteren Entwicklungen zu vermelden. Standortleiter Udo Lueck sagt: »Wir machen gute Fortschritte mit der Initiative, und alle Optionen bleiben bestehen, einschließlich eines möglichen Verkaufs des Standorts oder einer Schließung.«
Definitiv ist, dass sich der Konzern Glatfelter vom Standort Ober-Schmitten trennen wird, berichtet Betriebsratsvorsitzender Arif Tantürk. Das Profil der Firma passe nicht mehr in das Portfolio des Konzerns. Entsprechend gedämpft sei die Stimmung in der Belegschaft.
Stimmung ist gedämpft
Dazu befragt, bringt ein Mitarbeiter die möglicherweise trüben Aussichten knapp und prägnant auf den Punkt: »Beschissen wäre geprahlt.« Tantürk erläutert die Situation etwas detaillierter. Substanziell sei seit der Kundgebung am 24. März keine wirkliche Entwicklung festzustellen. Bekannt sei, dass es Interessenten gebe, allerdings seien bisher weder die Anzahl noch die Namen möglicher Investoren genannt worden. Nach seinem Dafürhalten stünden die Chancen 50:50, nur sei die Tendenz, wohin die Reise gehen soll, schwer einzuschätzen. Die Informationsstille deute aber verdächtig darauf hin, dass eine Entscheidung möglicherweise zeitnah bevorstehen könnte. Die Uhr stehe also möglicherweise auf 5 vor 12. Aber insgesamt müssten die Bälle flach gehalten werden, um weder Hoffnung noch Enttäuschung Raum zu geben.
Tantürk betont, dass sich die Kolleginnen und Kollegen in einem unerträglichen Schwebezustand befänden, der möglichst schnell beendet werden müsse. Die meisten Betriebsangehörigen hätten auf jeden Fall den Wunsch, dass es weitergehe. Aber die Mitarbeiter wollten natürlich auch nicht sehenden Auges ins Verderben rennen, deshalb sei schon zu beobachten, dass sich einige nach anderen Arbeitsplätzen umschauten. Allerdings hielten sich die Kündigungen derzeit noch in Grenzen, die Zahl derjenigen, die sich verändern wollen, sei im Moment noch sehr überschaubar. Zumindest offiziell.
Für eine positive Zukunft der Fabrik, erläutert der Betriebsratsvorsitzende weiter, sei es von Bedeutung, dass ein möglicher Investor sein Interesse verstärkt bekunde.
Tantürk bleibt optimistisch
Das sei natürlich von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig, nämlich inwiefern die Ober-Schmittener Produktionsstätte mit ihren Folien auf dem Markt konkurrenzfähig ist. Bisher sei weder ein Sozialplan für die Arbeitnehmer erstellt noch über einen Interessenausgleich gesprochen worden. Das werde allerdings auch erst dann geschehen, wenn eine Schließung unmittelbar bevorstehe.
Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, vermag Arif Tantürk nicht einzuschätzen. Er bleibt aber verhalten optimistisch, dass man von einer Schließung, Stand jetzt, noch weit entfernt sei. Und immer noch bestehe die Hoffnung bei den Arbeitnehmern in Ober-Schmitten, dass die amerikanischen Arbeitgeber in Charlotte auf einen Verkauf und damit auf einen Erhalt der Firma zusteuern. VON MARTIN RITTER