1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

»Habe nur vom Überfluss gegeben«

Kommentare

agl_Konitzky_allein_2__F_4c
Ehrenbürgerin Frances Theodora Konitzky, hier im Alter von 24 Jahren (1883). Bis dato gibt es 15 Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger in der Stadt. © Hanna von Prosch

Den Namen Konitzky verbindet man in Bad Nauheim mit dem Konitzkystift, der Konitzky-Pflegeakademie und der ersten Orgel in der Dankeskirche. Hinter allem verbirgt sich eine Frau: Frances Theodora Konitzky. Vor 100 Jahren wurde ihr die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Die Stadt Bad Nauheim hatte allen Grund, der in Bremen lebenden Witwe des Kurgastes Friedrich Wilhelm Konitzky dankbar zu sein. Denn nach dem Tod ihres Mannes 1895 legte Frances Theodora Konitzky geborene de Voß mit ihrer großzügigen Spende von 200 000 Reichsmark den Grundstein für den Bau eines modernen Hauses für arme Kurgäste: das Konitzkystift, eingeweiht am 20. April 1898. Außerdem stiftete sie für die 1906 fertiggestellte Dankeskirche die große Orgel mit Fernwerk und Organola.

Im März 1923 flatterte der jungen Witwe ein Schreiben des Bad Nauheimer Bürgermeisters Dr. Gustav Kayser ins Bremer Domizil. Darin eröffnete er ihr, dass der Magistrat am 6. März 1923 beschlossen habe, ihr anlässlich der 25-Jahr-Feier des Konitzkystifts die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.

Ihr Mann war oft zur Kur hier

Der Mai sei wohl wetterbeständig, hieß es, die Nachmittagsstunde 15 Uhr gerade recht für eine Kaffeetafel. Der Schwesternchor werde zwei Weihelieder singen, Präsident Neumann überbringe den Dank der Versicherungsanstalten Darmstadt. Wie aus dem Briefverkehr hervorgeht, wünschte sich »Frau Friedrich Wilhelm Konitzky« - sie unterschrieb mit dem Namen ihres Mannes -, dass auch Kirchenrat Wissig eingeladen werde, der damals die Weihe des Stifts vorgenommen habe.

In der Zwischenzeit fertigte der Kunstgewerbezeichner Otto Reichert aus Offenbach den Ehrenbrief an. Er denke an ein »Buch« mit einer Zeichnung auf dem Titel. Die Kosten würden sich wohl auf 23 000 Mark belaufen - es war das Inflationsjahr.

Leider sind in den Unterlagen des Stadtarchivs weder ein Entwurf, noch ein Foto von dem denkwürdigen Tag vorhanden. Theodora Konitzky schien die Feier aber gefallen zu haben, denn im Nachgang bedankte sie sich für die Ehre. Da es wohl Veränderungen im Stift geben werde, wünschte sie sich ausdrücklich, »dass das Konitzkystift unter evangelischer Leitung bleiben soll. Das passt sehr gut zur Religion der Kurgäste.«

Wer war diese ebenso großherzige wie pragmatische Frau, die offenbar immer den richtigen Ton bei ihren Bitten und Wünschen traf? Theodora Frances de Voß wurde 1859 in Richmond/Virginia geboren. Mit ihren belgischen Eltern kam sie nach Antwerpen, wo sie ihren späteren Mann Friedrich Wilhelm kennenlernte, der eine Niederlassung der in Bremen ansässigen Reederei seines Vaters betrieb. Sie heirateten am 5. April 1883. Da ihr Mann schwer herzkrank war, pflegte er in ihrer Begleitung häufig zur Kur nach Bad Nauheim zu kommen, was ihm, wie sie sich äußerte, »immer guttat«.

Theodora Konitzky war im evangelischen Glauben verwurzelt. Schon in Antwerpen hatte ihr Mann für die deutsch-evangelische Christuskirche eine Orgel von Walcker bauen lassen. In Bad Nauheim geschah ihre Stiftung aus Dankbarkeit und »im Andenken an meinen lieben, unvergesslichen Mann, der ein großer Musikfreund war und gerade oft meinte, wie herzbeweglich und erquickend das Orgelspiel die Predigt unterstützen könne«.

In diesem Brief vom 29. September 1903 stellte sie aber auch zwei Bedingungen: »Die erste, dass ich ungenannt bleiben will; die zweite, dass die Orgel bei der Firma E. F. Walcker & Co. in Ludwigsburg, Württemberg gearbeitet werden darf.«

Resigniert zum Kriegsbeginn

Was die Entwicklung des Konitzky-Stifts betraf, sah sie mit großer Freude, dass die Belegzahlen ständig stiegen. Nachdem mit dem Reststiftungskapital und einem Kredit der Stadt 1899 auch das benachbarte Badehaus mit zehn Solbad-Zellen und zwei für Moorbäder fertiggestellt war, hatte man, laut Bürgermeister Wörner, »das Ziel der Winterkur erreicht«. Hin und wieder richtete Konitzky deutliche Bitten an die Kommission, besonders wenn es um die gute Betreuung der Kurgäste ging. Diese sah sie mit den Darmstädter Diakonissen gewährleistet.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sollte das Haus zum Lazarett umfunktioniert werden. Zum ersten Mal klangen die Sätze aus ihren Briefen resignierend, als sie inständig hoffte, dass die Diakonissen bleiben könnten: »Ich weiß, dass die Zeiten sich geändert haben, dass man sich fügen muss.«

Zu ihrem 80. Geburtstag am 3. August 1939 gratulierte ihr der Bad Nauheimer Stadtrat und schickte ein Geschenk. Daraufhin antwortete sie: »Ihre Aufmerksamkeit mit den kostbaren Gaben beschämt mich, denn ich habe doch damals nur vom Überfluss gegeben, kein Opfer gebracht.« Theodora Frances Konitzky starb am 28. Januar 1940 in Bremen.

Auch interessant

Kommentare