Haben oder Sein

Ich gehöre gerade noch zu den Jahrgängen der »Babyboomer«. Es galt das Motto: Immer höher, weiter, schneller. Frühzeitig warnende Stimmen, dass dieses Leben und Wirtschaften schlimme Folgen haben wird, sind immer zur Seite geschoben worden.
Eine dieser kritischen Stimmen war der Sozialpsychologe Erich Fromm mit seinem Buch »Haben oder Sein«. Er kritisierte damals schon, dass die Fixierung unserer Gesellschaft auf ein »immer mehr Habenwollen« in die ökologische Katastrophe führt, für Neid und Missgunst sorgt und Menschen krank und unglücklich zurücklässt. Seine Kritik könnte heute nicht aktueller sein: Kriege, Klimawandel, Finanzkrise, Burn-out sind allgegenwärtig.
Fromm plädiert dafür, den Mensch in den Mittelpunkt zu stellen. Zu fragen, was für den Mensch gut ist, und nicht den Erwerb von Besitz und Reichtum an die oberste Stelle zu setzen.
Aktuell befinden wir uns in der Fastenzeit. Es ist eine Zeit der Genügsamkeit. Die ökumenische Initiative »Klimafasten« ruft dazu auf, sich für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit einzusetzen. Was brauche ich wirklich, um ein gutes und vor allem glückliches Leben zu führen? Auf was kann ich verzichten?
Die evangelischen Dekanate Wetterau und Büdinger Land greifen die Initiative auf und wollen mit Gottesdiensten und Veranstaltungen zu Veränderung und Umkehr anregen.
Wolfgang Dittrich ,
Referent für gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Wetterau