1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis

Himmlische Klänge im Gotteshaus

Kommentare

cwo_MUematzsingerskonzert_4c
Die Matzsingers begeistern mit ihrem Konzert zum 50. Weihetag der St.-Anna-Kirche in Ranstadt (v. l.): Klaus Stefan Kaiser, Martin Peppler, Christian Renner, Oliver Rühr und Christoph Duchardt. Applaus gibt es auch vom Hausherrn, Pfarrer Hippolyte Mantuba (l.). © Ingeborg Schneider

Für Begeisterung sorgen die Matzsingers bei ihrem Auftritt in der Ranstädter St.-Anna-Kirche. Zum 50-jährigen Bestehen des Gotteshauses zeigen sie ihr umfangreiches Repertoire.

Ranstadt (mü). Mit stehendem Beifall feiert das Publikum in der voll besetzten Ranstädter St.-Anna-Kirche das Festkonzert der Matzsingers zum 50. Weihetag des Gotteshauses. Für die katholische Pfarrgemeinde dankt Pfarrer Hippolyte Mantuba für die gute Kooperation mit dem Kulturkreis Großgemeinde Ranstadt als Veranstalter. Dessen Vorsitzender Willy Schlenkrich begrüßt die große, erwartungsvolle Runde, die sich rund um den Altar im Zentrum der Kirche versammelt hat.

Das eindrückliche Konzert der weit über die Region hinaus bekannten, in Ranstadt und Nidda verwurzelten Matzsingers schafft danach in einem musikalisch breit angelegten Streifzug Raum für viele Emotionen und bringt sie in das Gotteshaus ein - ganz ähnlich wie Menschen seit nunmehr 50 Jahren ihre Freude und Sorgen hierherbringen.

»Wir beginnen mit Madrigalen, die mindestens zehnmal so alt sind wie diese Kirche«, sagt Matzsinger Christian Renner, der sich die Moderation mit seinen Kollegen teilt, und stellt weitere Parallelen her: »Wir existieren seit 1985, als man St. Anna mit der heutigen Orgel ausstattete. Wir kennen uns seit der Schulzeit und machten 1988 am Gymnasium Nidda Abitur - als diese Kirche gerade ihren Glockenturm und ihr Geläut erhielt.«

Liebesfreude und -leid finden ebenso Eingang ins Konzert wie die Elegien des englischen Lautenisten John Dowland, das lustige Trällern des spöttischen Vogels Philip, der seinen Besitzer zum Narren hält, oder die Hochzeitsglocken, die für die Braut bereits geläutet hätten, wie sie ihrem Bräutigam in letzter Sekunde verkündet. Das Wiegenlied »Schlafe, schlafe« für das Jesuskind erinnert sowohl an den Enkel der Kirchenpatronin St. Anna, Mutter der Gottesmutter Maria, und weist zum anderen bereits auf den nahenden Advent hin.

Große Bandbreite an Musikstilen

Lieder Franz Schuberts und Friedrich Silchers, die sich bis heute prägend auf den deutschen Chorgesang auswirken, gestalten den Romantik-Teil des Abends. Vom nächtlichen Ständchen »Leise, leise lasst uns singen« über das Volkslied »Nun leb wohl, du kleine Gasse« voller Abschiedsschmerz über das rätselhafte Flirren der Novembergeister bis hin zur neu erstandenen Liebe im Garten bei Antonin Dvorak reicht die Bandbreite.

Übergehend in die Moderne erklingt »In This Heart« der dieses Jahr verstorbenen Sängerin Sinéad O’Connor, gefolgt vom weltberühmten Shanty »The Wellerman« und dem Gospel »O Shannandoa« voll Sehnsucht nach der Heimat. Auch »Walk Down This Lonesome Road« von James Taylor und der Gospel »Fly Away« von Take Six sind von Heimweh geprägt, während Leonard Cohens berühmtes »Hallelujah« den Weg zur ewigen Heimat in den Blick nimmt.

Die Flüchtigkeit irdischer Macht kommt in Coldplays »Viva la Vida« zum Ausdruck, hier tauchen im Liedtext nicht nur Kirchenglocken, sondern der Heilige Petrus und »römisch-katholische Chöre« auf. Der Song »Mad World« von Tears for Fears entwickele im Nachhinein hellseherische Qualitäten, stellen die Matzsingers angesichts der politischen Weltlage fest, um sich im Kontrast den 30er Jahren und dem humorvollen Lob des bis dahin eindeutig vernachlässigten Mannes zu widmen: »Dream a Little Dream of Me«, »Die Männer sind schon die Liebe wert«, »Lass mich dein Badewasser schlürfen« und »Mein kleiner grüner Kaktus« setzen einen heiteren Schlussakkord unter ein exquisites Konzert, in dem die Matzsingers erneut ihre umfassenden stimmlichen Qualitäten demonstrieren. Hingerissen fordert das Publikum Zugaben, die, getreu dem Gesamtkonzept, unterschiedlicher nicht sein können: »Die Weihnachtsgans« kommt dabei ebenso zum Zug wie die Beatles.

Auch interessant

Kommentare