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Hineinschauen erwünscht

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Das Brunnenhaus III im Bad Salzhäuser Kurpark soll nun zu neugierigen Blicken in den Ausstellungsraum einladen. © Elfriede Maresch

Früher diente das Brunnenhaus III der Soleförderung in Bad Salzhausen. Doch seit geraumer Zeit hatte es keine Funktion und verfiel. Künftig soll es Technik- und Ortsgeschichte informativ darstellen.

N och sind hier Handwerker an der Arbeit. Aber schon sehen Besucher des Unteren Kurparks, dass das ehemalige Brunnenhaus III in der Nähe der Trinkkurhalle in Bad Salzhausen renoviert wurde. Vorher lag es sanierungsbedürftig da und hatte keine Funktion mehr. Jetzt hängt ein großes Schild an der Tür: »Stangenkunst im Brunnenhaus - Inwertsetzung historischer Antriebstechnik wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) gefördert«.

Das Fachwerkhaus wird Ausstellungsraum und führt zurück in die Zeit, da Salzhausens Ortsbild die Salzgewinnung dominierte und noch niemand an Kureinrichtungen dachte. Zwischen 1776 und 1786 ließ Salinenrat Johann Wilhelm Langsdorf die Stangenkunst errichten. Eine respektable technische Leistung: Wasserleitungen überwanden den Bergrücken zwischen dem Niddatal und Bad Salzhausen. Wasserkraft setzte in Bad Salzhausen die Pumpen in Gang und holte Sole für die damals sechs Gradierwerke aus dem Untergrund. Das Brunnenhaus III war eines der Pumpengebäude.

Ein Haus für jedermann

Wenn heute die Nachbildung der Wasserkunst im Park in Bewegung ist, geht auch die Pumpe im Brunnenhaus auf und ab. Noch steht das Eröffnungsdatum des Ausstellungsraums nicht fest, wohl aber das Konzept. Tagsüber steht das Haus offen. Hineinschauen ist erwünscht. »Ein Haus für jedermann, der im Park unterwegs ist, soll es sein«, betont Kerstin Alt von der Wirtschaftsförderung. »Es soll Interesse wecken, rasch mit Informationen versorgen und Konstruktionen anschaulich machen, die im 18. Jahrhundert als technische Wunderwerke galten.« Wer noch mehr wissen will, etwa: Wie dichtete man Holzröhren ab, dass kein Wasser verloren ging? Wie ließ sich die waagrechte Bewegung der Röhren in die Senkrechte für die Pumpen übersetzen? Wer brachte die Kosten für die komplizierte Anlage auf? Der erfährt mehr durch Ablesen eines QR-Codes auf den Infotafeln und wird auf Hintergrundinformationen zur Stangenkunst im Heimatmuseum Nidda hingewiesen. Die Museumsberater Kirsten Hauer und Friedhelm Krause entwickeln derzeit eine Internetseite »Stangenkunst Bad Salzhausen«. Die beiden Historiker werden auf der neuen Website die Rekonstruktionen in Bad Salzhausen mit dem zeit- und technikgeschichtlichen Hintergrund des 18. Jahrhunderts verbinden. Gustav Jung, Vorsitzender des Wetterauer Denkmalbeirats, wirkte bei Sanierung und Planung mit.

Gefällig stellt sich das Häuschen nun dar. Außen rot, innen dunkel kontrastiert das Balkenwerk mit den geweißten Gefachen, die historische Dacheindeckung mit Biberschwänzen ließ sich erhalten. Etwa sechs auf sechs Meter groß ist der Innenraum. Die unebenen Bodenplatten ersetzt ein glatter Estrich. Die eigentliche Solequelle ist verschlossen, aber man kann auf Laufgittern bis an die Basaltschotterfläche heran, in der die Pumpe auf und ab geht.

Für die Info-Tafeln war die Arbeitsgruppe, bestehend aus Kerstin Alt, Niddas Umweltberaterin Kerstin Bär, Stadtarchivar Reinhard Pfnorr und dem Kenner der Stadtgeschichte, Gerhard Erk, mit den Museumsberatern im Dialog. Man wählte knappe einprägsame Formulierungen. Themen sind »Das Brunnenhaus III«, »Der Salz(h)ort« und »Die große Stangenkunst«. Darunter zeigt ein Plan den Weg des Wassers von Kohden nach Bad Salzhausen. Unter dieser dritten Tafel hängen mit Fragen beschriftete Scheiben. Dreht man die Abdeckung weg, werden Antworten sichtbar. Eine Außentafel soll auf die frühere Funktion des Häuschens hinweisen. Auch an der »Brücke ohne Wasser« an der Straße Nidda-Borsdorf, die zur Überquerung der Stangenkunst diente, soll es eine Tafel geben.

Modell der Stangenkunst

Schon jetzt ist absehbar, was der absolute Blickpunkt des Ausstellungsraums sein wird: die Vitrine mit einem Modell der Stangenkunst, das man per Knopfdruck in Bewegung setzen kann. Gebaut hat es der Grünberger Rentner Volker Schlosser, ein Mann, der in seiner hoch gelegenen Heimatstadt Relikte von Pumpensystemen des 16. Jahrhunderts in greifbarer Nähe hat. Aus dem Dutzende von Metern tiefer liegenden Brunnental förderten Pumpen das Wasser in die Stadtbrunnen. Heute sind die historischen Anlagen Bildungs- und Erlebnisort und in dieselbe Funktion soll sich Salzhausens Brunnenhaus III einfügen.

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Regionale Firmen, hier das Team der Zimmerei Böckel (Michelnau) mit Kerstin Alt, wirken bei der Sanierung des Brunnenhauses III mit. © Elfriede Maresch
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Die Stangenkunst in Bad Salzhausen bildete im 18. Jahrhundert ein Wunderwerk der Technik. Im sanierten Brunnenhaus zeigt ein Modell seine Funktionsweise. © Myriam Lenz

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