Hip-Hop: Sprache und Tanz für Toleranz

Das Niddaer Gymnasium nimmt an den Internationalen Wochen gegen Rassismus teil. Die Schüler tanzen und erfahren dabei einiges von der Tanzcrew »1st Cut«.
Nidda (red). Im Rahmen der »Internationalen Wochen gegen Rassismus« wurde bundesweit in zahlreichen Veranstaltungen ein klares Zeichen gegen Ausgrenzung und Rassismus gesetzt. Das Gymnasium Nidda hat an diesen Aktionswochen mit verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen. Sie wurden von Schulsozialarbeiter Marc Lang mit Schulleiterin Alexa Heinze, dem Schulleitungsteam des Gymnasiums und der Arbeitsgemeinschaft »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage« geplant. Dabei hat etwa die Hip-Hop-Tanz-Crew »1st Cut« Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums mit dem Workshop »Hip-Hop United« begeistert. Zum Ende des Workshops wurde mit den Schülern eine Choreografie eingeübt und den Lehrkräften vorgeführt. Der Workshop wurde über einen ganzen Schultag im Bürgerhaus Nidda mit der Jahrgangsstufe sechs durchgeführt und über das Bundesprogramm »Löwenstark« finanziert.
Diskrimierung selbst erlebt
Die Tanzformation »1st Cut« ist ein Zusammenschluss von erfahrenen Tänzern aus dem gesamten mittelhessischen Raum, die weltweit bereits Aufführungen unter anderem in Werbespots bekannter großer Marken oder als Bühnentänzer bei Auftritten verschiedener bekannter Künstler hatten. Die Mitglieder der Crew haben, nach eigenen Angaben, alle einen Migrationshintergrund und berichten in ihren Workshops deshalb auch viel über eigene Erfahrungen mit Ausgrenzung und strukturellem Rassismus.
Die Schüler lauschten in dem Workshop etwa gespannt den Schilderungen von Angelo Berber, der davon berichtete, wie er in der Vergangenheit häufig mit negativen Vorurteilen belegt und als Nicht-Deutscher gelesen wurde, obwohl er sich als Deutscher fühlt. Denn er ist in Deutschland geboren, in den Kindergarten, zur Schule und zur Universität gegangen. Berber berichtete von vermeintlichen Komplimenten, die er oft erhalte. Ein Beispiel: »Dafür, dass Du Türke bist, sprichst Du aber gut Deutsch«. ER erzählte, wie dadurch das eigene Zugehörigkeitsgefühl und Selbstverständnis der eigenen Identität von früh auf immer wieder erschüttert wurde.
Er verwies jedoch auch auf die vielen positiven Entwicklungen in der deutschen Integrationsarbeit der vergangenen Jahre und ermutigte die jungen Menschen dazu, die gemeinsame Zukunft positiv mitzugestalten. Möglich sei dies durch eine sensible Sprache, einen vorurteilsfreien und respektvollen Umgang miteinander und indem diskriminierendes und menschenverachtendes Verhalten erkannt und dabei couragiert eingeschritten wird.
Die Hip-Hop-Kultur war in hohem Maße identitätsstiftend für Berber wie auch die anderen Tänzer. Die Hip-Hop- Kultur ist durch Menschen verschiedener Herkunft und mit verschiedenen kulturellen Hintergründen im New York der 70er-Jahre entstanden. Die vier Elemente des Hip-Hops (Graffiti, Rap/MCing, Breaking und DJing) bieten, damals wie heute, viele Möglichkeiten, seine Gefühle auszudrücken und sich mit Menschen aus aller Welt zu vernetzen, ohne die gleiche Sprache zu sprechen.
Musikstile, die verbinden
»Hip-Hop kann bei jungen Menschen entscheidend dazu beitragen, eine Basis für Toleranz, Akzeptanz, gegenseitigen Respekt und Selbstbewusstsein zu schaffen«, erklärte Crew-Mitbegründer Juri Scheiermann.
Neben dem Hip-Hop-Workshop besteht bereits der Workshop »Demokratischer handeln. Diskriminierung entgegentreten«. Konstantin Korn und Tim Bader bedienen sich in diesem Workshop der israelischen Trainingsmethode des Adam Instituts for Democracy and Peace in Jerusalem, vermittelten den Schülern, wie wichtig es ist, dass Demokratie mit Leben gefüllt wird.
Ein weiteres Programm ist in einer zehnten Klasse geplant. Dieses wird Behzad Borhani anleiten, der für seinen Einsatz gegen Rechtsextremismus und Gewalt unter anderem mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland geehrt wurde und gleichzeitig Pate des Gymnasiums und deren Mitgliedschaft im Netzwerk »Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage« ist.