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Hochwasser: Ein Steckbrief fürs Haus

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Daniel Lijovic, Anlieger der Niddaer Altstadt, blickt besorgt auf die Baumstämme am Wehr. © Martin Ritter

Mit Fördermitteln des Landes Hessen erstellt die Stadt Nidda derzeit ein Starkregen-Risikomanagement. Bürger können sich in diesen Prozess einbringen. Ihre Daten und Fotos sollen dabei helfen.

Gefahren durch Starkregen können mittels Computersimulationen erkannt und effektive Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen erarbeitet werden. Zudem sollen betroffene Anwohner und Firmenbetriebe über die Gefahren informiert werden. Mit- hilfe des Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird ein Starkregen-Risikomanagement aufgestellt. Die Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, sich einzubringen und ihre Daten und Fotos auf die Plattform starkregenmelder.de zu laden. Was steckt dahinter, wie profitieren Bürger von der Maßnahme?

Wie gelangt das Wasser ins Haus?

Birgit Herbst, im Bauamt der Stadt Nidda zuständig für Klima, Umwelt, Naturschutz und Landschaftspflege, erklärt dazu, dass es sich bei dem Projekt um eine längerfristig angelegte Entwicklung handelt. Starkregen sei eine eigene Quelle für Hochwasser, nicht nur in gefährdeten Gebieten, sondern durch seine eigene Dynamik auch möglicherweise eine Gefahr für Immobilien, die nicht ausreichend geschützt sind.

Das Ziel ist es, eine Gefahrenkarte zu erstellen, die ausweist, wo besonderes Risiko durch Starkregen zu erwarten ist. Im freien Feld ist eine Lokalisierung von wild abfließendem Wasser, das zu Überflutung führen kann, deutlich einfacher, als im bebauten Raum. Dort muss herausgefunden werden, wie das Wasser ins Haus gelangt ist, etwa durch Kellerfenster, über das Dach oder durch die Bodenplatte.

Deshalb erhofft sich die Stadtverwaltung, erklärt Birgit Herbst weiter, dass durch die Mitarbeit der Bürger, die eventuelle Schäden und deren Quelle melden, Daten gesammelt werden können, die für Feuerwehr und Katastrophenschutz aufschlussreich sind. Mit der Konsequenz, dass Einsätze gezielter geplant und so den Betroffenen schneller geholfen werden kann.

Um die Meldung zu vereinfachen, hat das Land Hessen eine Website unter »starkregen melder.de« eingerichtet, über die mit wenigen Klicks und auf direktem Weg eine Meldung im Schadensfalle möglich ist.

Birgit Herbst betont aber, dass es sich hier nicht um eine Plattform für die Schadensregulierung handelt, die Stadt Nidda selbst also keine Zahlungen vornimmt. Sondern es geht hauptsächlich um die Prävention. Und Vorsorge ist schließlich auch ein längerfristiges Ziel des Starkregenmonitorings. Mit möglichst vielen Daten könnte für ein Gebäude ein Haussteckbrief erstellt werden. Dieser hilft für weitere gezielte Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser. Laut Birgit Herbst steht allerdings auch wieder der Eigentümer in der Pflicht. Denn Fördermittel für den privaten Hochwasserschutz sind nicht vorgesehen.

Daniel Lijovic, Anlieger und Geschäftsinhaber in der Mühlstraße, dem in Nidda klassischen Hochwassergebiet, sieht zunächst die Verantwortlichen in der Pflicht. Am Wehr, das häufig Ursache für Hochwasser ist, gilt: Wenn der Brückenbogen geschlossen ist, tritt die Nidda über die Ufer und überschwemmt die Innenstadt. Deshalb müsse am Wehr zunächst einmal aufgeräumt werden. Dort liegen seit geraumer Zeit Baumstämme quer, die den Abfluss hemmen. Einer habe sich vor Kurzem gelöst, sei durch die Brücke geschossen und habe das Mühlrad zerstört, berichtet Lijovic. Er bemängelt an der Melde-Plattform, dass eine Lokalisierung nur direkt über die Eingabe der Stadt möglich sei, nicht aber über die Postleitzahl, was die Findung der eigenen Immobilie wesentlich erleichtern würde, ebenso sollte, wie beim Navi im Auto, eine Straßenliste erscheinen. Positiv sieht er das allgemeine Handling der App, etwa das Hochladen von Fotos zur Dokumentation des Wasserstandes sei sehr einfach. Er ergänzt zur generellen Problematik, im Schadensfall haben die Bürger allerdings eher primär mit der Schadensregulierung durch ihre Versicherung zu tun. Daher sollte die Stadt ihre Informationsstrategie verstärken, um die Notwendigkeit der Erfassung ins Bewusstsein der Bürger zu rücken.

Zwei weitere Anwohner der Kernstadt, die sich in die Diskussion einbringen, stimmen Lijovic zu. Sie begrüßen die Aktion als hilfreich, sofern es eben nicht nur beim »Wollen« bleibt, sondern Handlungen konsequent folgen, damit der Stadt und ihrer Bevölkerung eine Flutkatastrophe wie im Ahrtal, in Wallernhausen 2014 oder in Büdingen 2021 erspart bleibt.

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Im Mühlrad ist vor Kurzem Treibgut gelandet. © Martin Ritter

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