Hoffnung auf »ein bisschen Frieden«

Dem Wunsch nach Frieden in aktuellen Zeiten Ausdruck zu verleihen, ist das Anliegen des »Konzerts für den Frieden« in Ortenbergs Marienkirche. Es trifft auf eine große Resonanz.
Z u einem berührenden »Konzert für den Frieden« hatte der Gesangverein Ortenberg unter seinem Dirigenten Gerry Reutzel in die Marienkirche eingeladen. Vor vollbesetzten Kirchenbänken sorgten die Bläser des Ensembles Querblech und des Posaunenchors Wallernhausen unter Erich Weidig für ein festliches Intro, bevor der gastgebende Chor mit der Formation Chorios Ober-Seemen unter Thomas Kiersch und dem Gospelchor »Rock my Soul« aus Wenings unter André Brandner gemeinsam den Kanon »Dona nobis pacem - Gib uns Frieden« intonierten.
Eingeleitet durch nachdenkliche Wortbeiträge der Vorsitzender Gudrun Farr über die Unfähigkeit der Menschheit, aus dem Leid der Kriege zu lernen, brachten die Ortenberger Sängerinnen das unvergessene Anti-Kriegslied »Sag mir, wo die Blumen sind« zu Gehör, das einst durch Marlene Dietrich zu Weltruhm gelangte. Auch im Folgenden bereicherten Farr und ihre Kolleginnen das Konzert mit eindringlichen Texten und Fabeln rund um Krieg und Frieden sowie die Hoffnung auf den Sieg des Guten über das Böse.
Das Ober-Seemener Ensemble präsentierte eine Trilogie aus dem oscar-nominierten Lady-Gaga-Song »Hold my Hand« (Top Gun: Maverick) über den Zusammenhalt in Freud und Leid, John Lennons Welthit »Imagine« mit der Vision einer freien und friedlichen Welt, in der alle potenziellen Kriegsgründe entfallen sind, und der spanischen Hymne »Santo, Santo« in der Fassung von Tore W. Aas. Wie die beiden anderen Dirigenten, begleitete auch Thomas Kiersch seinen Chor am Keyboard und entwickelte in engem Kontakt mit seinen Sängerinnen und Sängern, eine gleichermaßen engagierte wie emotionale Darbietung.
Wechsel ins Gospel-Fach
Die Querblech-Musiker schufen im Anschluss mit »Praise and Worship - Preis und Anbetung« von Jacob de Haan den Übergang zu den amerikanisch geprägten Werken aus dem Bereich Gospel und freikirchlichem Lobpreis, wie ihn »Rock my Soul« aus Wenings verkörpern. Erstmals unter ihrem neuen Dirigenten André Brandner außerhalb des Heimatorts auftretend, ließen die Sängerinnen und Sänger ihre Stücke von Bernhard Weiser einleiten und moderieren. Dieser sorgte mit einem Hinweis auf die Wurzeln des Gospels (wörtlich: God’s Spell/Gottes Wort oder Good Spell/Gute Nachricht - Frohe Botschaft) in der afro-amerikanischen Sklaven-Befreiungsbewegung für die Klärung der Frage, warum das Repertoire des Abends überwiegend englischsprachig geprägt sei.
Vielfältige Bezüge stellte Weiser auch zu den Wünschen nach Freiheit und Erlösung, Hoffnung und Versöhnung sowie einer Revolution der Liebe und des Guten in der heutigen Zeit her. Im bewegten Stil amerikanischer Gospelchöre brachten »Rock my Soul« die Lieder »Come, Now is The Time to Worship - Kommt, jetzt ist die Zeit der Anbetung« (Thore W. Aas), »Lord Reign in Me - Herr, herrsche in mir« (Christopher Schopmeyer), »Siyhamba/We Are Marching« als Anti-Apartheid-Hymne aus Südafrika, »When I Think About The Lord - Wenn ich über den Herrn nachdenke« (Walt Whitman) und »Love Revolution« von Hans Christian Jochimsen zu Gehör. Der mitreißende Vortrag mit den typisch untermalenden Gesten und Swing in den Chorreihen riss das Publikum immer wieder vor der Zeit zu spontanem Applaus hin.
Den Schlussakkord unter die Gesangsbeiträge setzte dann wiederum der Gemischte Chor Ortenberg mit Bob Dylans »Blowin‹ in The Wind« und dem als Eurovisionshymne bekannten Song »United - Vereint« von Marc-Antoine Charpentier in einer Bearbeitung von Gerry Reutzel. Mit dem schwedischen Psalmgesang zum Sabbat »Morgen och Afton - Morgens und abends« von Per Harling sorgten Querblech für den Übergang zum Gemeindegesang. »Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobsingen, deinem Namen, du Höchster, des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit zu verkündigen«, heißt es in dem entsprechenden Intro zu Psalm 92.
Zum Abschluss des Konzerts erfüllte das Lied »Ein bisschen Frieden«, gesungen von allen Anwesenden, das Kirchenschiff. Der Song, mit dem Sängerin Nicole 1982 den damaligen Grand-Prix für Deutschland gewann, ist heute aktueller denn je und verfehlte gerade durch seinen schlichten kindlichen und flehenden Duktus auch in der Ortenberger Marienkirche seine Wirkung nicht.