»Ich grolle nicht« im steten Wandel

Theater unterliegt einem steten Wandel; allein schon mit der Interpretation der Stücke. »Ich grolle nicht« treibt dies noch auf die Spitze, denn auch sein Inhalt ändert sich durch äußere Einflüsse.
Beim Soloprogramm mit Maskenspiel, Musik und Lyrik der Schauspielerin Christiane Burkard am morgigen Samstag, 29. April, im Karo-Keller in Ortenberg führt Margret Fehrer Regie - wie in vielen Produktionen des Theaters Mimikri seit mehr als drei Jahrzehnten. Das Programm »Ich grolle nicht«, sagt die 76-jährige Büdingerin, sei ihr »eine Herzensangelegenheit.« Und für Christiane Burkard, ebenfalls Theater Mimikri, immer wieder aufs Neue, Gelegenheit, die Vielfalt ihres Könnens auf der Bühne zu zeigen.
»Ich grolle nicht« ist eine Wiederaufnahme. Was hat sich nach der Premiere 2004 verändert?
Das Stück war von Anfang an ein »work in progress«, also eine Arbeit, die einer ständigen Veränderung unterliegt und ganz stark als Textcollage von Schriftstellerinnen und Schriftstellern arbeitet. 2017 wurde das Stück beim »Bread-and-Puppet-Theatre-Festival« in den USA in einer deutsch-englischen Fassung gespielt. Es war damals sehr spannend, was sich dabei in den Texten verändert hat. Dann hat Corona ein Weiteres getan. In der Zeit haben wir vermehrt überlegt, das Stück auch Open Air zu spielen, es zu straffen und in den Bildern noch klarer zu machen. In diesen Jahren hat sich gezeigt, dass Theater ein lebendiger Prozess ist und keine Wiederholung von dem, was ohnehin klar ist und seit Jahren auf der Bühne zu sehen ist. All diese Einflüsse haben wir in unsere deutsch-englische Produktion von 2017 einfließen lassen, um nach Corona noch einmal eine stärkere Wirklichkeit umzusetzen, die die Themen des Programms haben, also etwa Liebe, Groll und Sehnsucht.
Im Stück ist Christiane Burkard in Kommunikation mit Masken zu sehen. Seit dem verordneten Tragen von Masken als Mundschutz während Corona im Alltag hat sich die Wahrnehmung der Menschen sicherlich beeinflusst. Hat das das Stück verändert?
Das hat das Stück nicht verändert. Denn das Maskenthema war von Anfang an Bestandteil des Programms. Nämlich, dass Menschen in Korrespondenz mit der Maske treten. Diese ist dem Konterfei von Christiane, vergrößert, nachgeformt. Der »stumme Sänger« als Maske war schon immer Bestandteil des Stücks. Er ist letztendlich die Figur, die ihren Gefühlen keine Worte verleihen, sondern sich nur in Bewegung und Musik ausdrücken kann.
Das Theater in jedweder Form hat sich durch Corona »neu aufstellen« müssen. Die Produktionen, die Spielstätten hatten sich verändert. Auch das Publikum?
Bei den Kinderstücken, die das Theater Mimikri spielt, hörten wir immer wieder: »Ich freu mich so, ich freu mich so.« Da war die Freude noch stärker zu spüren als bei Abendprogrammen. Doch auch dort erleben wir seit dem Ende von Corona große Dankbarkeit des Publikums, die sich nicht nur im Applaus ausdrückt, sondern auch in einem intensiveren Kontakt mit dem Publikum nach den Vorstellungen.
