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IG Metall fordert auch in Büdingen ordentlichen Lohn für Arbeit

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Rund 50 Beschäftigte des Büdinger Unternehmens Exide versammeln sich am Donnerstagmittag zu einem Warnstreik vor dem Werkstor. © Oliver Potengowski

Rund 50 Beschäftigte des Batterieproduzenten Exide in Büdingen beteiligten sich an einem Warnstreik der IG Metall im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen.

Büdingen (ten). Mit einem Warnstreik beim Batterieproduzenten Exide in Büdingen verlieh die IG Metall am Donnerstagmittag ihrer Forderung in der aktuellen Tarifrunde Nachdruck. Rund 50 Beschäftigte versammelten sich zu einer Kundgebung vor dem Werkstor.

Die IG Metall hatte ein kleines Zelt als Wetterschutz aufgebaut. Denn am Vormittag zogen immer wieder teils heftige Regenschauer über das Industriegebiet hinweg. Unter dem schützenden Dach verteilten die Gewerkschafter Brezeln, Kekse, Getränke, Mützen, Plakate und Fahnen mit dem Gewerkschaftslogo.

Gewerkschaft sieht auch Staat gefordert

Auf den Keksen und Plakaten stand die Forderung der IG Metall geschrieben. »Acht Prozent, die Inflationsrate ist zweistellig, was ist das für eine Forderung«, räumte Mario Wolf, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Mittelhessen, ein, dass das Verhandlungsziel zunächst zu niedrig angesetzt scheinen mag. Er erläuterte: »Wir müssen uns davon verabschieden, dass wir allein durch unsere Tarifpolitik die Inflationsrate ausgleichen können.« Staatliche Maßnahmen seien notwendig um den Preisanstieg zu bremsen.

Scharf kritisierte er, dass die Arbeitgeberseite trotz der Forderung unterhalb der Inflationsrate in vier Verhandlungsrunden noch kein Angebot vorgelegt habe. Einzig eine Einmalzahlung von 3000 Euro entsprechend dem von der Bundesregierung vorgeschlagenen Modell wolle man zahlen. Damit verbunden wäre eine Laufzeit von 30 Monaten, in denen die Arbeitnehmer keine neuen Forderungen stellen dürften, egal wie sich die Inflation in dieser Zeit entwickle.

»Wir als IG Metall haben nicht den Auftrag Stress zu machen und Betriebe lahmzulegen«, betonte Wolf. Doch seien Streiks die einzige Möglichkeit, Druck auf die Arbeitnehmerseite auszuüben, um ein akzeptables Angebot vorzulegen. »Es ist der Auftrag der IG Metall, dass Ihr am Ende Euer Leben bestreiten könnt«, sagte Wolf in Richtung der Arbeiter.

Dem schloss sich auch die Vorsitzende des Exide-Betriebsrats an. »Man hat keinen Bock mehr zum Einkaufen«, erklärte Birgit Kraft die Auswirkungen der Inflation. »Man hätte es gerne etwas warm im Winter.« Denn bei weiter steigenden Preisen könne man sich irgendwann auch nicht mehr den Pullover leisten, den man nach wohlmeinendem Rat zusätzlich anziehen solle.

Verweis auf gute Lage der Wirtschaft

Wolf verwies auf die gute Lage in der Wirtschaft, die es durch den privaten Konsum zu stabilisieren gelte. »Es gibt bei uns in der Region keinen einzigen relevanten Betrieb, der Kurzarbeit macht«, betonte er. Stattdessen suchten viele Firmen händeringend nach Mitarbeitern. »Deshalb ist jetzt der beste Zeitpunkt für alle, die in irgendwelchen Krauterbetrieben in der Region arbeiten, den Arbeitgeber zu wechseln«, riet er. »Geht zu Betrieben, die Eure Arbeit wertschätzen.«

Entschieden wandte er sich dagegen, dass sich Arbeiter gegen Sozialleistungsempfänger ausspielen lassen. Konservative Kreise hatten in den vergangenen Wochen oft behauptet, mit Einführung des Bürgergelds lohne sich Arbeit nicht mehr. »Wir müssen dafür sorgen, dass diejenigen, die arbeiten gehen, ein ordentliches Entgelt kriegen und im Alter eine entsprechende Rente.« Abschließend warb er dafür, dass sich mehr Kollegen gewerkschaftlich organisieren. Ein hoher Anteil von Mitgliedern in der Belegschaft sei die Voraussetzung für eine starke Verhandlungsposition in Tarifverhandlungen. Derzeit seien es vor allem drei Betriebe in der Region, die solidarisch für alle anderen helfen, Forderungen durchzusetzen.

Durch den Warnstreik kam die Produktion bei Exide weitgehend zum Erliegen. Andreas Ludwig, Zweiter Vorsitzender des Betriebsrats erklärte, nur Produktionsteile, deren Stilllegung die Produktion über den Streik hinaus geschädigt hätte, seien noch in Betrieb.

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