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Im Zweifel entscheidet ein Gericht

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Von: red Redaktion

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Muss das »Reichelsheimer Wäldchen« einem Kindergartenneubau weichen? BI und BUND wollen alle Mittel ausschöpfen, um das zu verhindern. © pv

Reichelsheim (red). Zwischen Schule, Kindergarten und Nidda in Reichelsheim gibt es das »Reichelsheimer Wäldchen«, ein 0,4 Hektar großer Baumbestand mit erstaunlicher Artenvielfalt, wie der BUND-Kreisverband Wetterau in einer Pressemitteilung erklärt. Dieses »Wäldchen« soll für den Bau eines Kindergartens gerodet werden. Dagegen wehren sich viele Bürgerinnen und Bürger, der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) und die Bürgerinitiative »Rettet das Wäldchen« (BI).

Und so lud der BUND-Ortsverband zu einer Fachveranstaltung ein, um alternative Standorte zu prüfen.

Es kamen viele Reichelsheimer, aber auch Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst sowie Mitglieder von Magistrat und Parlament. BUND-Ortsvorsitzende Dr. Monika Rhein betonte, dass es dem BUND um ein sachbezogenes, faires Gespräch gehe. Man müsse nach einer Möglichkeit suchen, den geplanten Kindergarten nicht auf, sondern in Nähe des Wäldchens zu bauen, um es weiter als Erlebnisraum nutzen zu können.

Im Anschluss erklärte BUND-Kreisvorsitzender Dr. Werner Neumann, dass es aktuell noch keinen gültigen Bebauungsplan gebe; auch eine Offenlegung stehe noch bevor; der richtige Zeitpunkt für eine Denkpause. Der BUND schlug vor, das Wäldchen als GLB (geschützten Landschaftsbestandteil) auszuweisen und hatte eine fachliche Begründung bereits vorbereitet. Da die Stadt den Antrag nicht entgegennahm, werde sich der BUND ans Parlament wenden. Ein GLB ist ein kleines Naturschutzgebiet. Das Wäldchen erfülle diese Kriterien, da es eine wichtige Klimafunktion habe; außerdem sei das Wasserhaltevermögen immens (es kann 1,2 Millionen Liter speichern). Neumann stellte 18 Baum- und 15 Vogelarten vor, die im Wäldchen heimisch seien. Für ihn sind die genannten Gründe, weshalb man Alternativstandorte bislang abgelehnt habe - Hochwassergebiet, Nutzung einer gemeinsamen Heizungsanlage mit dem sanierungsbedürftigen Bürgerhaus, Probleme mit der Anfahrerschließung - nicht nachvollziehbar. Den ökologischen Wert des Wäldchens habe der Bebauungsplan von 1994 noch berücksichtigt, verbunden mit klaren Pflegevorschriften.

Rudolf Zentgraf von der BI erläuterte, dass bei einer Bebauung mindestens ein zwei Meter tiefer Aushub erforderlich sei. Dieser schlage mit 484 000 Euro zu Buche. Für jeden weiteren Meter Tiefe kämen rund 250 000 Euro dazu.

Zustimmung der Forstbehörde?

Forstwirt Klaus Seipel erklärte, dass das Gelände die Kriterien erfülle, um als Wald bezeichnet zu werden. Und Fällen von Wald brauche eine Genehmigung der Forstbehörde. Da Reichelsheim ansonsten nur in Blofeld Waldflächen vorhalten könne, sei eine Genehmigung eher unwahrscheinlich. Auf Anfrage des BUND habe auch das zuständige Forstamt in Nidda schriftlich mitgeteilt, dass das »Wäldchen« Wald im Sinne der Waldgesetze sei.

In der folgenden Diskussion begründete auch die Bürgermeisterin ihren Standpunkt. Sie erläuterte die verschiedenen Abwägungsprozesse im Parlament, wo alle nach bestem Gewissen entschieden. Man müsse in der Politik eben demokratische Entscheidungen, die die Mehrheit treffe, akzeptieren und mittragen. Sie plane zeitnah den nächsten Schritt. Dann hätten die Verbände Gelegenheit, Einsprüche zu benennen. Neue Erkenntnisse werde sie gerne in den Gremien einbringen. Dem entgegnete Neumann, dass es gerade Kennzeichen der Demokratie sei, sich neuen Überlegungen öffnen zu können. Die weitere, lebhafte Diskussion führte zu vielen Vorschlägen für Alternativen.

Sollten die Pläne der Stadt weiterhin die Rodung des Wäldchens vorsehen, ist der BUND bereit, auch rechtliche Schritte einzuleiten, um das zu verhindern. Neumann bat daher um Spendenzusagen, die man nur abrufe, wenn es anders nicht gehe.

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