In Altenstadt ruft man zum sofortigen Frieden in der Ukraine auf

Zum Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine haben Bürger in Altenstadt einen Friedensappell formuliert und an die Opfer in der Ukraine erinnert.
Altenstadt (jwn). »Frieden jetzt - wir stehen weiterhin zur Ukraine!« So lautete das Motto, unter dem sich rund 50 Bürger nahe des Altenstädter Verkehrskreisels zum Jahrestag des Beginns des Kriegs in der Ukraine trafen, um ein Zeichen der Solidarität mit der dortigen Bevölkerung zu setzen.
Am 24. Februar 2022 marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Es ist der Tag, an dem Krieg in Europa wieder grausame Realität wurde. Ein »Jahr der Tränen« ist seither vergangen, bekundeten alle Redner bei der Friedenskundgebung. Zur Veranstaltung riefen die Initiative für Vielfalt und Demokratie in Altenstadt und die evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai auf und Redner sowohl der Kirche als auch der Ahmadiyya Muslim Gemeinde Altenstadt sowie politischer Gruppierungen nutzten die Gelegenheit, um zu Frieden aufzurufen. »In der Ukraine werden derzeit mit den Kriegshandlungen Menschenrechte mit Füßen getreten«, klagte Pfarrerin Heinke Willms den widerrechtlichen Einmarsch der Russen ins Nachbarland an.
Ergreifend auch die Worte der Ukrainerin Natalia Sheremet, die aktuell in Offenbach untergekommen ist: »Es ist schlimm im eigenen Land Krieg zu erleben und zu sehen, wie Freunde und Verwandte sterben oder Dein Haus zerstört wird. Die Trauer darüber wird Wurzeln schlagen - für immer. Auch wenn wir derzeit von Deutschland Hilfe erhalten, wofür wir sehr dankbar sind, so ist unser Herz weiter in der Ukraine«.. Sie möchte eines Tages wieder lachen, träumen und planen können wie sie es früher tat, auch wenn es wegen des Kriegs vermutlich alles anders sein wird.
Fest an der Seite der Ukraine stehen
Sven Müller-Winter, Sprecher der Initiative Vielfalt und Demokratie, erinnerte an den Kriegsbeginn vor einem Jahr, als die Frage aufkam, ob die Ukrainer dem Angriff der russischen Invasoren standhalten können? Sie hielten stand, wenn auch mit unsäglichem Leid. »Niemals werden wir die großen Opfer und den Mut der Ukrainer aufwiegen können, doch wir können weiter fest an ihrer Seite stehen«, betonte Müller-Winter. Im Angesicht des Leids in der Ukraine forderte Christian Keim, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, »mehr Mut zur Verteidigung unserer demokratischen Werte, wie es die Ukrainer zurzeit tagtäglich vorführen«. Die Demokratie ist und bleibe die beste Staatsform, weil in ihr Rechtsstaat und Meinungsfreiheit garantiert seien.
Solidarität mit den Opfern forderte auch SPD-Fraktionschef Jan Voß ein, denn kaum einer habe es für möglich gehalten, dass nach dem Grauen der letzte beiden Weltkriege Angst und Schrecken unmenschlicher Kriege wieder Einzug in ein friedvolles Europa halten würde. »Umso wichtiger ist es, ein Zeichen zu setzen und den traumatisierten Menschen in der Ukraine weiter unsere volle Solidarität und Unterstützung zuzusichern«, so Voß.
CDU-Landtagskandidat Patrick Appel erinnerte an mindestens 6000 Kinder, die der Krieg aus ihren Familien gerissen habe und warnte daher vor einem von Russland diktierten Frieden: »Der würde sich nämlich gegen das ukrainische Volk richten und gegen all das, was unsere freie und demokratische Gesellschaft ausmacht, in die Zukunft verlagern, nicht jedoch beenden.«
Auch Karl Ventulett von den Grünen warnte vor zu viel Nachlässigkeit und Nachsicht im Umgang mit der russischen Führung. »In den vergangenen 52 Wochen haben wir gelernt, dass Krieg nicht nur Krieg ist, wenn er vor unserer Haustür stattfindet oder einen Block weiter. Wir haben gelernt, dass Krieg überall gleich furchtbar ist und wir deshalb begreifen müssen, dass so, wie wir mit der Welt umgehen, dieser Krieg nicht der letzte bleiben wird.«
Appeasement ist der falsche Weg
Und auch FDP-Mann Claus Pfeffer erinnerte daran, dass die Politik aus der Vergangenheit offensichtlich keine Schlüsse ziehe, denn schon das Beispiel Hitler habe gezeigt, dass man bei Diktatoren mit Appeasement, also einer Politik des Nachgebens, nicht weiterkomme. Deshalb müsse der Westen Geschlossenheit zeigen und die Ukraine weiter mit Waffen beliefern.
Bevor die beiden Geistlichen Pfarrerin Heinke Willms und Diakon Matthes Götz zum gemeinsamen Gebet aufriefen, zitierte Lucia Pinsel (FWG) das Lied »Wozu sind denn Kriege da« von Udo Lindenberg, in dem dieser den Wahnsinn jedes Krieges darlegt, denn keiner wolle freiwillig sterben.
Eineinhalb Stunden dauerte die Friedenkundgebung, und trotz Dauernieselregens und Kälte verließ kaum einer vorzeitig die Veranstaltung.