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In Eckartshausen fühlt man sich regelrecht abgeschnitten

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Nach Ansicht der Verkehrsgesellschaft kann jemand, der von Eckartshausen nach Langen-Bergheim möchte, über Himbach fahren. Das ist aber ein deutlicher Umweg. © Petra Ihm-Fahle

Im Dorf wohnen, ist eine gute Sache. Doch was, wenn es kein Geschäft gibt und jemand ohne Auto ist? Bürger aus Eckartshausen, die nicht mobil sind, haben gegenwärtig ein Problem.

Unbefriedigend ist die Lage des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Büdinger Stadtteil Eckartshausen. Dies zeigte sich bei der Bürgerversammlung jüngst im Dorfgemeinschaftshaus, als Bürgermeister Benjamin Harris von diesbezüglichen Recherchen berichtete. Nachgehakt hatte er auf Pro-Vernunft-Antrag, weil es keine Busverbindung von Eckartshausen zu den Supermärkten in Hammersbach/Langen-Bergheim gibt.

»Eine Stellungnahme der Main-Kinzig-Kreisverkehrsgesellschaft besagt, dass die Bedarfszahlen nicht ausreichten«, teilte er mit. Aber laut Verkehrsgesellschaft besteht die Möglichkeit, mit der Linie 42 nach Himbach zu fahren, dort umzusteigen und weiter nach Hammersbach zu fahren. Die Zuhörer raunten bei diesen Ausführungen, denn die Strecke über Himbach ist ein größerer Umweg.

Landesgartenschau als möglicher Hebel

»Menschen ohne Auto haben keine Möglichkeit, einzukaufen und sind immer auf die Hilfe anderer angewiesen«, gab eine Frau zu bedenken. Es wäre ihrer Ansicht nach wichtig, wenigstens die drei Kilometer nach Langen-Bergheim zu den Supermärkten durch den ÖPNV zu erschließen. »Wenigstens einen stündlichen Busverkehr«, schlug sie vor. Wie sie betonte, sei von Langen-Bergheim aus dann auch der Anschluss ins Rhein-Main-Gebiet gegeben.

Harris verwies auf die Landesgartenschau, deren Sinn einige Bürger im vorherigen Tagesordnungspunkt kritisch hinterfragt hatten (diese Zeitung berichtete): »Die teilnehmenden Kommunen bewarben sich bei einem Förderprogramm des Bundes ›Mobilität in Oberhessen‹«, teilte der Rathauschef mit. Ziel sei, die Mobilität des ländlichen Raums deutlich zu verbessern. Die Zuhörerin entgegnete: »Man ist es leid, das immer zu hören.« Ihrer Ansicht nach müsste es durch Hartnäckigkeit machbar sein, die Verkehrsgesellschaft zu bewegen, in Eckartshausen zu halten. »Es müsste sich etwas für die Bürger in Eckartshausen tun«, verlangte sie.

Für fragwürdig hielt Ortsvorsteher Reiner Müller (Pro Vernunft) die Behauptung, wonach keine Nachfrage besteht. Wie ihm Harris erläuterte, basiert die Annahme auf Erhebungen durch eine Software. Der Rathauschef bezeichnete es als problematisch für den ländlichen Raum, wenn es keine öffentlichen Verbindungen gibt und Menschen auf das Auto angewiesen sind. »Wir müssen daran arbeiten, dass der ÖPNV attraktiver wird«, betonte er. Besonders schwierig ist es nach Harris’ Ansicht für Auszubildende, die kaum zur Berufsschule in Bad Nauheim oder Nidda kämen. »Daran scheitert oft Ausbildung in Büdingen.«

Sozialdemokrat Gerhard Kemink berichtete von einem Treffen bei Hammersbachs Bürgermeister Michael Göllner (SPD) vor einigen Jahren. Zugegen waren laut Kemink Repräsentanten der Verkehrsgesellschaften Oberhessen (VGO) und Main-Kinzig sowie Firmenvertreter des Gewerbegebiets Limes. Ziel war damals, das Gewerbegebiet an den ÖPNV anzubinden, was man nicht habe weiterverfolgen können. Kemink beschrieb ein Thema, das sehr komplex sei. Unter anderem erfuhr er eigenen Worten zufolge, dass die Verkehrsgesellschaften Schwierigkeiten mit ihren Geldgebern bekommen können, wenn sie sehenden Auges defizitäre Buslinien einrichten. Er sprach die stündlich verkehrende Buslinie 563 des RMV von Hanau nach Altenstadt an. Diese ist über Bruchköbel, Hammersbach, Langen-Bergheim, Himbach und Rommelhausen unterwegs. Kemink berichtete auch von einer Art »Geisterbus«, der manchmal von Langen-Bergheim nach Altwiedermus fährt: Dies als Leerfahrt auch durch Eckartshausen - aber ohne dort anzuhalten. Von Altwiedermus fährt besagter Bus unter anderer Linienzahl zurück nach Hanau.

Eine Frage der Finanzierung

Die Busse der Verkehrsgesellschaften richten sich laut Kemink vor allem nach dem Schülerverkehr und würden auch dafür bezahlt. Insofern sei die Beförderung von Menschen, die zum Einkaufen wollen, nicht die primäre Aufgabe der Betreiber. Im Gespräch mit dieser Zeitung sprach Kemink von einer »Scheindiskussion«: Laut Erfahrung der Verkehrsgesellschaften sei der Ruf nach Bussen groß - würden die Linien aber eingerichtet, nutzten Bürger sie wenig. Insofern verträten die Verkehrsgesellschaften gegenüber den Kommunen die Auffassung: »Wenn ihr es haben wollt, bezahlt es.«

Eine Zuhörerin schlug Harris vor, Fahrten durch Eckartshausen zu subventionieren. Der Bürgermeister stellte in Aussicht, nochmals das Gespräch zu suchen.

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