In Gedern mit Herzblut für die Landesgartenschau geworben

Neben der Glasfaserverkabelung war die Landesgartenschau 2027 in Oberhessen das große Thema während einer Bürgerversammlung in Gedern.
Nach dem Hessentag ist die Landesgartenschau in Hessen das größte Fest. Sie findet nur alle vier Jahre statt. In diesem Jahr ist Fulda der Schauplatz der Landesgartenschau, 2027 kommt sie nach Oberhessen. Zum ersten Mal als interkommunale Veranstaltung. Florian Herrmann ist Geschäftsführer der Organisationsgesellschaft und warb jetzt während einer Bürgerversammlung in Gedern für das Großereignis.
Zwischen 300 000 und 500 000 Besucher würden zu der Veranstaltung erwartet. Zwar sei die Landesgartenschau »im Kern eine gärtnerische Fachmesse«, doch das Konzept sei im Wandel, betonte er. »Die reine Ziergartenschau kann es gar nicht mehr sein. Es gibt andere Themen, die werden wichtiger.«
Für die interkommunale Veranstaltung in Oberhessen sei »die Fachmesse das Mittel zum Zweck«, erläuterte Herrmann. Das Konzept sehe derzeit die Mittelzentren Büdingen und Nidda als Eingangstore vor, von denen ausgehend die restlichen neun beteiligten Kommunen erschlossen werden sollen. Ein Schlüssel dazu sei der Ausbau der Mobilitätsangebote. Herrmann beschrieb, dass durch eine Ergänzung der beiden Radwege im Nidda- und Niddertal (R4 und Vulkanradweg) um einen weiteren Radweg am Seemenbach ein Rundkurs entstehe. Beim Ausbau der Mobilität gelte es auch, Fördertöpfe auf Bundesebene zu erschließen.
Natur im Mittelpunkt
Zum Wandern soll der insgesamt 174 Kilometer lange Oberhessensteig zusammen mit dem Vogelsberger Höhen-Club ausgebaut werden. Das Konzept geht davon aus, dass Wanderer 48 Stunden benötigen, um die gesamte Strecke zu begehen. Deshalb und weil Besuchern der Landesgartenschau ein attraktives Programm geboten werden soll, das sie mehrere Tage in der Region hält, müssten zusätzliche Übernachtungsangebote entstehen. Dabei denken die Organisatoren durchaus auch an ungewöhnliche Angebote etwa in Baudenkmalen oder an Treckingplätze mit Walderlebnis. Das würde zum Konzept der Landesgartenschau Oberhessen passen, die Landschaft und Natur in den Mittelpunkt rücken will.
Jürgen Stelter, Vorsitzender des Freundeskreises Landesgartenschau, in dem sich bisher rund 60 Männer und Frauen engagieren, erläuterte, dass in diesem Rahmen auch der Wert und der Weg des Wassers gezeigt werden könnten. Für viele Bewohner des Ballungsraums Rhein-Main sei Wasser »wie Strom, das kommt aus der Leitung«. Um solche Botschaften zu vermitteln, müsse man Antworten auf die Frage haben, »warum muss ein Gast hierher kommen?« Vieles von dem, was den Besuchern als Erlebnis geboten werden soll, sei bereits vorhanden. »Ich finde es immer wieder toll, wenn bei uns im Dorf das Backhaus angeheizt wird«, erklärte Stelter. »Die haben ein wunderbares Brot.« Wenn man das an die Besucher verkaufe, hätten die eine ganze Woche den Genuss der Landesgartenschau zu Hause.
Dabei ist Stelter und Herrmann bewusst, dass es die elf Städte und Gemeinden überfordern würde, ein halbes Jahr hindurch in allen 87 Ortsteilen ein Programm anzubieten. Deshalb sollen die Programmangebote zwischen den Kommunen wechseln und jeweils nur eine Woche dauern. Dabei sollen vorhandene Veranstaltungen eingebunden werden, was den Aufwand verringern, aber auch die Authentizität erhöhen könnte. Für die Besucher bedeuten Themenvielfalt und die Verteilung des Programms auf die Region, dass sie sorgfältig planen müssen. Dabei sollen ständig aktualisierte Apps im Internet mit Auswahlmenüs dabei helfen, unterschiedliche Interessen zu kombinieren.
Aufwertung der Infrastruktur
Stadtverordnetenvorsteherin Birgit Appel zeigte sich begeistert von dem »Herzblut«, mit dem Stelter und Herrmann den Stand der Planungen präsentiert hatten. »Man kann gar nicht anders als mitmachen.« Otfried Hartmann wollte dagegen wissen, mit welchem Defizit die Landesgartenschau rechne. »Dass es eins geben wird, ist klar.«
Herrmann erläuterte, dass die Organisatoren derzeit durch Beiträge der Kommunen im Vorfeld und Zuschüsse von einer schwarzen Null ausgehen. »Wir rechnen nicht damit, dass die Kommunen etwas nachschießen müssen.«
Bürgermeister Guido Kempel räumte ein: »Keiner geht in so ein Projekt, um Riesengewinne zu machen.« Er betonte, es liege an den einzelnen Kommunen, wie sehr sie sich in die Veranstaltung einbringen und wie viel sie investierten. Gedern habe den Betrag auf drei Millionen Euro bis 2027 gedeckelt.
Erster Stadtrat Herbert Weber ergänzte, dass für einen Großteil der Investitionen Infrastruktur geschaffen werde, die auch später fortbestehe. So habe Bad Nauheim alle Bushaltestellen im Zusammenhang mit der Gartenschau erneuert. »Das wird alles auf das Defizit geschlagen.« VON OLIVER POTENGOWSKI