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In Lorbach: Pannen beim Glasfaserausbau

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Von: Myriam Lenz

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Etliche Bürger bemängeln den Standard der Ausbauarbeiten in Lorbach. Im Frühjahr stehen die Teerarbeiten der aufgegrabenen Bürgersteige an. © Myriam Lenz

Stromkabel und Zisterne wurden demoliert, die Absprachen waren meist schlecht oder fanden nicht statt. Das Fazit für die Arbeiten im ersten Büdinger Stadtteil sind mehr als durchwachsen.

Büdingen (myl). Zahlreiche Pannen beim Glasfaserausbau in Lorbach kamen während einer Bürgerversammlung zutage.

Lorbach war der erste Stadtteil, der ausgebaut wurde. Aktuell sind die Arbeiter der von Giga-Netz beauftragten Firma Flex Infra Team in Orleshausen zugange. Büdingen-Süd, Diebach am Haag und Calbach stehen als nächstes auf der Liste. Einige Kolonnen arbeiten parallel. Die Tiefbauarbeiten im gesamten Stadtgebiet sollen 2023 abgeschlossen werden. Im Frühjahr sollen die Bürgersteige, die provisorisch aufgefüllt wurden, asphaltiert werden.

Der Standard der Arbeiten entspricht nicht den Erwartungen. So berichteten die Lorbacher von diversen Pannen: In der Poststraße sei ein Hauptstromkabel demoliert worden, sodass die Anwohner mehrerer Häuser sieben Stunden ohne Strom waren. Daraufhin wurde der Ausbau erst einmal gestoppt. Ein anderer Bürger erzählte von einer mit der Erdrakete zerschossenen Zisterne, was die Frage aufwarf, ob die Firma sich vorher eine Planauskunft über vorhandene Leitungen einholt. Ein Stück Abwasserkanal sei beim Aufschneiden der Teerdecke beschädigt worden, berichtete Ortsvorsteher Mathias Wiegand. Vor dem Feuerwehrgerätehaus sei ohne Benachrichtigung ein Kabelgraben gebuddelt worden, sodass die Feuerwehr einen Tag lang nicht einsatzfähig gewesen sei, monierte Wehrführer Michael Koch. Ein anderer Anwohner bemängelte, dass die Arbeiter den Weg direkt am Buntsandstein-Fundament seines Hauses aufgegraben hätten, sodass er nun befürchtet, dass dort Feuchtigkeit eindringt. Zudem ist ein Grenzstein den Bauarbeiten zum Opfer gefallen. Darüber hinaus erreichten Ortsvorsteher Mathias Wiegand Beschwerden, dass Gräben nicht abgesichert wurden.

Bürgermeister Benjamin Harris informierte darüber, dass ein Mitarbeiter der Stadt allein mit der Überprüfung von Bauarbeiten beschäftigt ist. »Und das ist bitter nötig.« Es seien auch Werte der Stadt Büdingen, die kaputtgingen. Er riet den Bürgern, Schäden zu fotografieren.

Was Ortsvorsteher Wiegand besonders ärgert, ist die Aussage zu den Bürgersteigen. »Als es losging, hieß es, es bekommen alle neue Bürgersteige. Es wäre eigentlich schneller und sinnvoller, wenn die Firmen den kompletten Bürgersteig asphaltieren, statt nur einen Streifen.« Nun entstehe eine Flickschusterei. In ein bis zwei Jahren würde sich der Zustand der Bürgersteige voraussichtlich deutlich verschlechtern. Immerhin sind in anderen Straßenabschnitten die Arbeiten ohne Beanstandungen vonstatten gegangen.

Was allerdings bei den Bürgern bitter aufstößt, sind die Werbeaktionen der Firma Giga-Netz. Zu Beginn der Akquise wurde mit 50 Euro Rabatt gelockt. In Facebook wird aktuell mit einem 125 Euro Best-Choice-Gutschein geworben. Die Bürger empfänden das als Bauernfängerei, sagt Wiegand, der befürchtet, dass durch solche Lockmethoden künftige Projekte vereitelt werden, weil jeder auf ein noch besseres Angebot warten würde.

Wer haftet für die Schäden? Die Firma Giga-Netz hafte als Vertragspartner zwei Jahre, informierte Ex-Bürgermeister Erich Spamer, der ebenfalls während der Sitzung vor Ort war. »Eine relativ kurze Zeit«, kommentierte Harris.

Von den genannten Vorwürfen habe Giga-Netz bislang keine Kenntnis erhalten, teilt Unternehmenssprecher Frank Wittich-Böcker auf Anfrage dieser Zeitung mit. »Sofern es zu Kritik oder vergleichbaren Vorfällen kommt, teilt uns die Stadt Büdingen das in der Regel unmittelbar mit. Auch im Rahmen des letzten Abstimmungsgesprächs mit dem Amtsleiter des Bauamtes in Büdingen am 22. Dezember wurden diese Themen nicht an uns herangetragen.«

Dass Gräben direkt am Fundament der Häuser gegraben werden, könne laut Aussage der Pressestelle vorkommen, da an einigen Stellen die Gehwege sehr schmal sind. »Die Arbeiten werden aber fachgerecht umgesetzt, sodass die Bürger/innen keinen Grund zur Sorge wegen Wassereindringung haben müssen.« Bei einem Graben von 30 Zentimetern werde beidseitig circa 15 Zentimeter größer geteert, um einen sauberen Übergang zu der bestehenden Oberfläche herstellen zu können. »Bei jeder Wiederherstellung wird immer darauf geachtet, dass beidseitig großflächiger geteert wird, damit eine bestmögliche Verbindung zu dem Altbestand besteht. Dies ist leider bei den zum Teil sehr schlechten Gehwegen in den einzelnen Ortsteilen nicht immer einfach.« Die Regel sei die Wiederherstellung in dem Umfang, in dem das Unternehmen mit seinen Bauarbeiten eingegriffen habe und »keine Sanierung von Flächen, die nicht von unseren Ausbauarbeiten betroffen sind.«

Die Servicehotline von Giga-Netz nimmt Beschwerden unter der Rufnummer 0 40/5 93 63 00 entgegen.

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