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JLU Gießen befürchtet Millionenschaden durch Unwetter

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Von: Heidrun Helwig

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GIESSEN - (hh). Den ersten Sachstandsbericht hat der Unipräsident gegen 3.40 Uhr bekommen. Denn etliche Mitarbeiter haben "die Nacht durchgemacht", um die eindringenden Wassermassen in gleich mehreren Campusbereichen der Justus-Liebig-Universität (JLU) zu bekämpfen. Die tatsächlich entstandenen "substanziellen Schäden" ließen sich aber erst bei Tageslicht erkennen.

"Wir gehen derzeit davon aus, dass sich diese im Millionenbereich bewegen", sagte Prof. Joybrato Mukherjee am Mittwochnachmittag im Senat. Da konnte der 44-Jährige angesichts der Überflutungen am Kugelberg jedoch schon wieder scherzen. Für den 8. Juni nämlich ist die offizielle Eröffnung des neuen Multifunktionsgebäudes geplant. Doch genau dort steht überall "hochgedrücktes Wasser". "Ich habe schon gedacht, dass wir an diesem Tag ein Schwimmbad einweihen müssen."

Doch dem feierlichen Zusammentreffen stehen die Folgen des Unwetters offenbar nicht im Wege. Und Prof. Michael Lierz, erst seit wenigen Wochen Vizepräsident für wissenschaftliche Infrastruktur, konnte augenzwinkernd gleich noch einen Erfolg verkünden: Die Stahlkonstruktion des Neubaus für die Sportwissenschaften sei nun durch Hagel, Sturm und Regengüsse intensiv getestet worden und habe standgehalten. Mukherjee berichtete zudem, dass das Wissenschaftsministerium bereits über die massiven Beschädigungen informiert worden sei. "Dort weiß man Bescheid, dass wir uns melden werden." Denn die JLU hofft auf Unterstützung bei der Behebung der Zerstörungen.

Und noch ein aktuelles Ereignis beschäftigte das Hochschulgremium: die studentischen Wahlen. Zwar liegt die JLU mit einer Beteiligung von gut 26 Prozent der Studierenden hessenweit ganz weit vorn. Doch die Umfrage des Anzeigers an der Universität, bei der sich die Unwissenheit über die Bedeutung der Wahlen und die Aufgaben der Gremien bei mehreren jungen Leuten offenbarte, nahm Prof. Renate Deinzer zum Anlass anzukündigen, dass sie im nächsten Jahr in ihren Veranstaltungen intensiv auf den Urnengang hinweisen werde. "Wir könnten auch alle eine Pause einlegen und dann wählen", sagte die Leiterin des In-stituts für Medizinische Psychologie.

"Nicht im Kindergarten"

Das ging Prof. Peter von Möllendorff dann doch zu weit. Schließlich "sind wir nicht im Kindergarten" und die Studierenden alt genug, um ihre staatsbürgerliche Verantwortung zu kennen. Asta-Sprecher Johannes Deinzer konterte sofort: Schließlich betrage bei Kommunalwahlen die Wahlbeteiligung mitunter ebenfalls kaum über 30 Prozent und dort seien auch Frauen und Männer jenseits des Studentenalters zur Teilnahme aufgefordert. Kanzlerin Susanne Kraus verdeutlichte, dass die Zahlen zwischen den verschiedenen Fachbereichen sehr stark schwanken: Während bei den Veterinärmedizinern über 48 Prozent ihre studentischen Vertreter in den Gremien gewählt haben, waren es beim Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften etwa 23 Prozent und bei "Sprache, Literatur, Kultur" nur rund 19 Prozent.

Unterdessen haben die ersten Gutachter der Exzellenzinitiative in Gießen Station gemacht. Die JLU ist mit zwei Clusteranträgen im Rennen: Zum einen zum Bereich "Herz und Lunge" sowie mit "The Adaptive Mind". Und in dieser Woche wurden die - bereits überaus erfolgreichen - Mediziner ins Visier genommen. "Das ist der Kulminationspunkt der Vorarbeiten von über drei Jahren", bringt es Mukherjee auf den Punkt. Und fügt hinzu: Nach zweieinhalb Stunden Präsentation, Diskussion und Poster-Session sei dann alles vorbei. Nun beginne das lange Warten. Erst am 27. September wird nämlich bekanntgeben, welche der 88 Anträge bewilligt werden. Zwischen 45 und 50 werden sich wohl über einige Millionen Euro an Fördergeldern freuen können. Die Psychologen sind in der nächsten Woche dran. Mit der ersten Evaluation scheint Mukherjee zufrieden: "Wir haben die PS auf die Straße gebracht." Nun steht die "Zweite Förderlinie" noch stärker im Fokus der JLU-Bestrebungen. Sollten sich beide Cluster durchsetzen, darf die JLU obendrein auf einen der begehrten elf bundesweiten Exzellenz-Titel hoffen.

Als Erfolg bewertete der Präsident bereits jetzt, dass sich die fünf Universitäten des Landes mit den fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften sowie der Hochschule Geisenheim gemeinsame Wahlprüfsteine vorgelegt haben. Inzwischen haben alle im Landtag vertretenen Parteien darauf geantwortet.

Wahlprüfsteine

In einer recht kurzen Diskussion kündigte der Anglist an, dass die Hochschulen daraus zumindest drei finanzielle Kernforderungen ableiten werden: zum Hochschulpakt, zum Bauprogramm "Heureka" und zur Digitalisierung. Generell geht er davon aus, dass der Wissenschafts- und Bildungsbereich in der Bundespolitik künftig etwas stärker ins Hintertreffen gerät. Das sei auch auf die weltpolitischen Herausforderungen zurückzuführen. "Mit der Neuordnung des Länderfinanzausgleichs steigt der Bund zudem weitgehend aus dem Hochschulbau aus." Dabei würden die Länder dann "weitgehend alleingelassen". Und da sich die Prioritäten "zu unseren Lasten verschieben, ist es umso wichtiger, dass wir gemeinsam auftreten".

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