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Diese Tannen sind schön und öko

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Mitarbeiter Lars Keppeler vom Laupus-Hof zeigt einen schön gewachsenen Qualitäts-Baum.
Mitarbeiter Lars Keppeler vom Laupus-Hof zeigt einen schön gewachsenen Qualitäts-Baum. © Anne-Rose Dostalek

Liebevoll dekorierte Weihnachtsbäume werden an Heiligabend wieder zahllose Wohnzimmer schmücken – so ist es Brauch. Eines hat sich jedoch verändert: Immer häufiger kommen beim Anbau Dünger und Pestizide zum Einsatz. Wo also kann man in der Region noch Bäume kaufen, die natürlich gewachsen sind?

„O Tannenbaum, o Tannenbaum, du kannst mir sehr gefallen! Wie oft hat nicht zur Weihnachtszeit ein Baum von dir mich hoch erfreut!“ Dieses alte traditionelle Weihnachtslied kennt wohl jeder, und es beschreibt, was heute noch immer Brauch ist: sich nämlich einen immergrünen Nadelbaum ins Wohnzimmer zu holen und mit festlichem Schmuck zu behängen. Aber eines ist anders geworden: Die bis zu 30 Millionen Bäume, die zu Weihnachten in Deutschland verkauft werden, kommen nicht mehr einfach „aus dem Wald“ , sondern werden auf Plantagen in Monokultur großgezogen. Mit Hilfe von Chemie wird dafür gesorgt, dass Christbäume möglichst gerade wachsen und sich die Nadeln intensiver grün färben.

2014 stellte die Umweltschutzorganisation BUND bei einer Stichprobe fest, dass über 50 Prozent der Weihnachtsbäume Rückstände von Düngemitteln und Pestiziden wie Glyphosat enthalten. „Die meisten Weihnachtsbäume stammen leider aus Kulturen, die durch den massiven Einsatz von Dünger und Pestiziden den Boden, das Grundwasser und Lebewesen erheblich belasten“, warnt Gerhard Eppler, Vorsitzender des NABU Hessen. Er empfiehlt, nach Verkaufsstellen Ausschau zu halten, die Tannen oder Fichten mit Ökosiegel oder aus FSC-zertifizierten Baumbeständen verkaufen.

Allerdings ist das Angebot an Bio-Weihnachtsbäumen noch gering. In Karben, Bahnhofstraße, und Friedberg, Fauerbachstraße 9, sind es die Tegut-Märkte, die zertifizierte Biobäume aus dem Spessart im Angebot haben. In Bad Vilbel ist es der Dottenfelderhof, der Edeltannen und Fichten zu den Ladenöffnungszeiten verkauft. In Bad Nauheim-Steinfurt verkauft die Bioland-Rosenschule Ruf Weihnachtsbäume aus dem zertifizierten Forstbetrieb Gerhard Schulte-Göbel aus Schmallenberg-Felbecke.

Mit dem Traktor abholen

Auch der Laupus-Hof hat wieder seinen traditionellen Verkaufsstand gegenüber der Hessol-Tankstelle in Massenheim geöffnet. Verkauft wird auch direkt vom Aussiedlerhof, Harheimer Weg 100, und in der Mühlstraße 2. „Unsere Bäume kommen aus Mudau im Odenwald“, erklärt Landwirt Steffen Laupus. Zu Saisonbeginn und dann nach Bedarf würden sie selber mit Traktor und Hänger dorthin fahren, um die Bäume dort von einer Baumschule abzuholen. „Da steckt eine uns seit Jahren bekannte Landwirtsfamilie dahinter“, erklärt Laupus.

Zertifiziert seien die Bäume nach dem „Global GAP-Siegel“ entsprechend der internationalen Richtlinien für nachhaltige Produktionsweise für landwirtschaftliche Produkte. Im Schnitt kostet im Verkauf ein Baum pro Meter 20 Euro.

„Viele Kunden fragen nach der Herkunft des Baumes“, erklärt Mitarbeiter Lars Keppeler, der den Verkaufsstand in Massenheim betreut. Geduldig zeigt er den Kunden die Bäume, stellt sie auf und dreht sie, damit sie von allen Seiten betrachtet werden können. Im Angebot sind die beliebten Nordmanntannen mit den weichen Nadeln, aber auch Nobilis und Blaufichten.

Relativ schnell entscheiden sich Petra und Andreas Stolz aus Karben für eine Nordmanntanne. „Die Optik entscheidet“, erklärt Andreas Stolz, weiß aber auch, dass auf den Plantagen häufig das Unkraut unter den Bäumen weggespritzt wird. „Ich habe selber 15 Jahre lang Weihnachtsbäume verkauft, von meinem Haus aus in der Rendeler Straße“, berichtet er. Bis nach Nürnberg sei er gefahren, um bei Waldbesitzern und Baumschulen Bäume zu kaufen. „Die haben wir damals noch einzeln ausgesucht und nach Qualität sortiert weiterverkauft.“ Doch als dann der Supermarkt nebenan günstig Bäume verkaufte, habe sich das Geschäft für nicht mehr gelohnt.

„Die großen Handelsketten kaufen komplette Äcker samt Baumbestand, die machen sich nicht mehr die Arbeit des Aussuchens“, erklärt er. Mit der Qualität des Baumes vom Laupus-Hof ist er zufrieden. „Der Preis stimmt auch“, sagt er und bezahlt 40 Euro für den im Baumnetz eingewickelten Zwei-Meter-Baum.

Auch Landwirt Hanka in Karben hat den Weihnachtsbaumverkauf aufgegeben. „Es lohnt sich nicht mehr“, sagt er resigniert. Vor Jahren habe er noch seine Bäume selber aus dem Vogelsberg geholt, von einer privaten Waldbesitzerin. Doch das sei vorbei, die Großhandelspreise für Bäume rentierten sich nicht für ihn.

Nordmanntanne ist gefragt

So verbleibt in Karben der Blumenhandel von Berta Zimmermann und ihrem Mann. Schon seit 48 Jahren verkaufen sie im Sommer Blumen und Stauden, im Dezember die Tannen. Anfangs in der Heldenberger Straße, seit bald 40 Jahren im Hof in der Bahnhofstraße 6. „Das Geschäft läuft jetzt richtig an“, erzählt Berta Zimmermann.

„Die Nordmanntanne, der Klassiker, ist immer noch am gefragtesten“, weiß sie. Doch auch Kiefern, Fichten, Blaufichten und die edle Nobilis hätten sie im Angebot, kleine und große Bäume. Eine Kundin hat sogar einen Vier-Meter-Kaventsmann bestellt. „Den stellt sie im Wintergarten auf, das sieht wunderschön aus“, sagt Zimmermann.

In Groß-Karben sind die Preise gegenüber dem Vorjahr konstant geblieben – bei 30 Euro für einen 1,80-Meter-Baum. Die Tannen kaufen Zimmermanns seit fünf Jahren von einem Forstwirt aus Bad Soden-Salmünster ein. Klassisch werden die Bäume dort angebaut, und die Kundschaft sei sehr zufrieden damit. Werktags ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags schon ab neun und sonntags von 10 bis 16 Uhr.

In Bad Vilbel gingen die Öko-Weihnachtsbäume aus und mussten nachgeliefert werden.

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