Der Irrsinn der modernen Welt

Im Jubiläumsjahr der Kultur-Initiative Karben (Kik) darf er natürlich nicht fehlen: Der Kabarettist Arnulf Rating. Mit seinem Programm „Ganz im Glück“ stand auf der Bühne der Karbener Kulturscheune.
An diesem Abend einen freien Stuhl zu finden, war Glückssache. Denn Arnulf Rating gehört zu den bekanntesten Kabarettisten in Deutschland und war in Karben schon mehrfach zu Gast. Das Publikum wusste also, worauf es sich freuen konnte: Auf einen scharfzüngigen Kabarettisten, der eine Glückssuche der besonderen Art betreibt. Doch halt, er ist ja nicht alleine, seine treuen Begleiter sind Dr. Mabuse und Schwester Hedwig.
Mit viel Stirn
Doch zuerst erscheint Rating selbst, ein großer Kerl mit viel Stirn und glattem Hinterkopf, dafür umso mehr Seitenhaar, das sich wild aufbauscht. Der feine Nadelzwirn steht ihm, die roten, spitz zulaufenden Lackschuhe sind Geschmacksache, passen aber zu der Rolle.
Denn Arnulf Rating ist Fred Ferkelmann, ein Unternehmensberater, immer im Einsatz, mit vollster Motivation. „Ich bin von meinen Gewinnen überzeugt.“ Was nicht Gewinn bringt, muss abgestoßen werden. Pech, wer zu den Verlierern gehört. Rating personalisiert seine bitterböse Gesellschaftskritik, er schlüpft in verschiedene Rollen, um den „Irrsinn der globalen Wirtschaftspolitik“ oder einer Medizin, die den Menschen aus den Augen verliert, darzustellen.
„Was fehlt uns denn?“, fragt er jovial als Schwester Hedwig in Schwesterntracht mit zwei langen Zöpfen. Leider fehlt sehr viel, vor allem Ärzte, die Zeit haben. „Wenn die todkranke Oma in zwei Wochen noch lebt, kann sie zur Sprechstunde kommen.“
Burnout, wohin man guckt
Ob Telemedizin einen Ausweg beim Ärztemangel ist? „Dann haben sie im Krankheitsfall das Callcenter in Kasachstan am Telefon.“ Die richtige Diagnose weiß im Zweifelsfall immer Dr. Mabuse zu stellen, in den sich Rating blitzschnell auf offener Bühne verwandelt, mit schlurfendem Schritt, gebückter Haltung, Brille und einem weißen Arztkittel.
Dr. Mabuse hat schon viel erlebt, als Arzt am Krankenbett der SPD mit der Agenda 2010, Bankenkrise und üppigem Geldflusses dank der Europäischen Zentralbank. Burnout-Syndrome, wohin man guckt.
Die einen arbeiten zu wenig, die anderen zu viel. „Am besten hören alle für ein paar Wochen auf zu arbeiten, nicht nur die Lokführer“, scherzt Rating – und macht sich über die Arbeitskultur der Deutschen lustig. „Arbeit, immer nur Arbeit, dabei würde den meisten Menschen schon etwas mehr Geld helfen.“
Eine Glanznummer ist seine Kritik am Medienirrsinn, wenn er anhand der Zeitung mit den vier Buchstaben die Titelüberschriften eines Jahres Revue passieren lässt. Damit auch jeder weiß, was er verpasst hat. Für den Kabarettisten gab es am Ende, was des Kabarettisten Brot ist: Reichlich Beifall und den Wunsch, dass Rating zur großen Jubiläumsfeier der Kik am 26. September wieder nach Karben kommt. Da komme er gerne, stellte Rating sicher. Bei der Silberhochzeit wolle er nicht fehlen.
Nächste Veranstaltung der Kik: Das Fest am Selzerbrunnen „Born to be in Karben“ am 14. Juni (Sonntag).