Lastwagen raus? Keine Chance

Lastwagen sollen nicht mehr durch Klein-Karben rollen, fordert die SPD. Doch wo sollen die Brummis dann fahren? Eine Antwort können die Sozialdemokraten darauf nicht geben. So setzen sie den Vorstoß im Parlament auch nicht durch. Zumindest vermutlich, denn die Abstimmungssituation ist am Ende unklar.
Schon in gut einem Jahr dürfte die Ortsdurchfahrt von Klein-Karben nicht wiederzuerkennen sein. Vom Sommer an soll sie grundsaniert werden. Die Fahrbahn von Homburger und Rendeler Straße, die Gehwege, Überwege und Haltestellen werden erneuert. Land, Stadt und Stadtwerke werden 1,5 Millionen Euro ausgeben. Besonders Fußgänger werden Nutznießer sein.
Denn die schmalen Gehwege sollen breiter werden. Die Fahrbahn wird dafür enger werden müssen, an einigen Stellen wohl nur noch sechs Meter breit sein. Das dürfte den rollenden Verkehr überaus pragmatisch spürbar verlangsamen.
Der Karbener SPD genügt das aber nicht. Sie fordert, dass nach der Sanierung Brummis von der Ortsdurchfahrt verbannt werden. „Das ist ein dickes Brett, das wir bohren müssen, ich weiß“, räumt Fraktionschef Thomas Görlich ein. „Aber wir müssen uns jetzt darum kümmern, weil die Situation danach ja für 20 Jahre oder mehr so bleiben wird.“
Deshalb fordern die Sozialdemokraten, dass die Stadt auch die Parkplatzsituation bei der Sanierung „optimieren“ solle. Zudem solle sie verhindern, dass Fahrzeuge künftig schneller führen, sagt Görlich.
Zudem hätten die Anwohner dort das gleiche Recht auf Verkehrsberuhigung wie die in Groß-Karben. Dort wird die Ortsdurchfahrt seit 2017 und wohl noch bis 2020 in Abschnitten nacheinander ebenfalls saniert. Die Ortsdurchfahrt in Klein-Karben sei ebenfalls viel zu eng für intensiven Lastwagen-Verkehr, erklärt der SPD-Fraktionschef.
Nichts riskieren
Erst jüngst hatte Bürgermeister Guido Rahn (CDU) angekündigt, dass die Stadt für Groß-Karben ein Lkw-Durchfahrverbot beantragt habe. Weil die Laster über die neue Nordumgehung ausweichen könnten, rechnet Rahn mit einer schnellen Genehmigung (diese Zeitung berichtete). Wie die Parkplatzsituation in Klein-Karben aber „optimiert“ werden solle, müsse die SPD schon genauer sagen, fordert der Bürgermeister: „Wollen Sie mehr oder weniger Parkplätze? Oder wechselseitiges Parken?“ Die aktuelle Situation mit Parken halb auf dem Gehweg werde nur toleriert, um den Verkehrsfluss am Laufen zu halten und Anwohnern Parkmöglichkeiten zu geben.
„Streng genommen dürfte in den engen Bereichen gar niemand parken“, erinnert Guido Rahn. Wenn in Karben weiterhin intensiv darüber diskutiert werde, „riskieren wir, dass auch die heutige Duldung nicht mehr gestattet wird“. Thomas Görlich winkt dabei ab: „Ich kenne den Königsweg auch nicht.“
Kein gutes Haar lässt CDU-Fraktionschef Mario Beck an Görlichs Forderung nach dem Lkw-Durchfahrverbot. „ Wer den Bürgern Hoffnungen macht, dass es dazu etwas zu verhandeln gäbe, streut ihnen Sand in die Augen.“ Ob die CDU zusammen mit der FDP den SPD-Vorstoß im Stadtparlament gestoppt hat, bleibt während der Sitzung jedoch unklar.
„Einfach egoistisch“
Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) lässt zweimal über den Antrag abstimmen. Einmal votieren alle Stadtverordneten mit Ja. Bei einer zweiten Abstimmung sagen CDU und FDP mit Mehrheit Nein. Ausnahme: Einem Tempo-Limit in der Ortsdurchfahrt stimmt das Parlament einstimmig zu.
Egal wie: Ein Durchfahrverbot für Lastwagen in Klein-Karben werde von den zuständigen Behörden nicht genehmigt, sagt der Bürgermeister. „Das ist nicht machbar, damit machen wir uns lächerlich.“
Daher sei auch die Situation mit der in Groß-Karben oder in Kloppenheim nicht vergleichbar. „Dort sind die Bedingungen ganz anders, denn dort gibt es Umgehungen“, erinnert Rahn. Da es diese in Klein-Karben nicht gebe, müsse der Schwerverkehr über andere Wege geleitet werden.
Möglich wäre dies nur über Bad Vilbel und die B3 oder Büdesheim und Nidderau. „Die Anwohner dort werden sich bedanken“ – und wohl ebenfalls Durchfahrverbote fordern. „Wenn alle fordern, dass keine Lastwagen mehr bei ihnen fahren sollen, müssen wir alle Orte in Deutschland für Laster sperren“, warnt Rahn. „Dann können wir den Lieferverkehr auf Hubschrauber verlagern.“
Der Antrag der SPD sei einfach egoistisch, findet der Bürgermeister. Da es keine Ortsumfahrung für Klein-Karben gebe, „können wir nicht verhandeln“, erklärt Rahn.
Das lässt Laura Macho von den Freien Wählern dem Bürgermeister nicht durchgehen. „Es muss doch möglich sein, den Verkehr anders zu leiten“, sagt sie und erinnert an die langjährige FW-Forderung, einen Verkehrsentwicklungsplan aufzustellen: „Wir würden uns mehr Kreativität wünschen“, sagt Macho.
Worüber Guido Rahn den Kopf schüttelt. „Es geht einfach nicht, außer Sie wollen eine Umgehung für Klein-Karben am Wald entlang bauen oder durch die Nidda-Aue“, erklärt er. „Man muss den Realitäten auch einmal ins Auge schauen.“