Windpark Karben: Alte Windräder werden abgerissen – Sechs neue geplant

Der Energieversorger Mainova will zwischen Frankfurt, Bad Homburg und Karben sechs neue Windräder bauen. Drei alte Rotoren werden abgerissen.
Frankfurt/Karben/Bad Homburg – Sieben Windräder sollen bald im Windpark auf der Stadtgrenze von Frankfurt, Karben und Bad Homburg stehen. Die Mainova hat den Bau von sechs 246 Meter hohen Anlagen beantragt - sowie den Rückbau von drei der vier dort schon bestehenden Windräder. Sie könnten in einigen Jahren genug sauberen Strom für rechnerisch annähernd neun Prozent der Frankfurter Haushalte liefern.
Vier Rotoren drehen sich bereits seit vielen Jahren an der nördlichen Stadtgrenze. Schon lange möchte der Frankfurter Energieversorger Mainova dort weitere Anlagen aufbauen. Das 34 Hektar große Gebiet an Galgenberg, Kastanienhöhe und Schäferküppel zwischen Nieder-Erlenbach im Süden, Ober-Erlenbach im Nordwesten, Petterweil im Norden und Kloppenheim im Osten ist in der regionalen Raumordnungsplanung als Windvorrangfläche gesetzt.
Windrad-Bau zwischen Karben und Frankfurt: Flugsicherung muss mitreden
Seit 2014 aber liegen die Pläne für eine Erweiterung des Windparks auf Eis: Die Deutsche Flugsicherung hat sich quergestellt, weil sie Störungen der für die Flugzeugnavigation notwendigen Funkfeuer befürchtet, wenn sich noch mehr Windräder drehen.
Die Lösung hatte der Bund im Laufe des vergangenen Jahres angekündigt: Er fördert eine technische Aufrüstung der Funkfeuer bis 2025, damit mehr Windräder gebaut werden können. Unmittelbar nach dieser Ankündigung aus Berlin begannen neuerliche Gespräche zwischen dem Energieversorger und den Luftverkehrsüberwachern, wie die Flugsicherung dieser Zeitung gegenüber bestätigte.
Die Gespräche haben nun dazu geführt, dass die Mainova den nächsten Schritt macht. »Die Signale der Deutschen Flugsicherung stimmen uns positiv«, erklärt Firmensprecher Sven Birgmeier. »Deshalb haben wir im November einen Antrag eingereicht.« Mit einer Vorprüfung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz solle die Genehmigungsfähigkeit aus Sicht der Flugsicherung geprüft werden. »Es handelt sich dabei um ein Standardvorgehen im Zuge eines mehrstufigen Genehmigungsprozesses«, sagt der Mainova-Sprecher.
»Daher können zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben zum künftigen Vorgehen gemacht werden.« Die beim Regierungspräsidium Darmstadt aktenkundigen Informationen geben Details zum Windpark preis. So sind sechs Standorte vorgesehen: einer auf Karbener Gemarkung, vier auf Frankfurter und einer auf Bad Homburger Gebiet. Die neuen Anlagen sollen um einiges höher ausfallen als die bisherigen Anlagen mit ihren 100 und 150 Metern Höhe. Laut Auflistung des RP sind Windräder vom Typ Nordex 163 vorgesehen - mit einem Rotor-Durchmesser von 163 Metern und einer Gesamthöhe von 246 Meter über dem Grund. Jede Windkraftanlage hätte eine Nennleistung von fünf Megawatt. Damit lassen sich üblicherweise rechnerisch an die 6000 Haushalte mit Strom versorgen.
Mit den sechs neuen soll der Windpark allerdings nur auf insgesamt sieben Rotoren anwachsen. »Die Umsetzung des geplanten Vorhabens soll laut Antragstellerin mit dem Rückbau von bestehenden Anlagen verbunden werden«, erklärt Guido Martin, Sprecher des Regierungspräsidiums. So sollen nach Informationen dieser Zeitung drei der bestehenden Rotoren rückgebaut werden. Dabei handelt es sich um eines der 2009 entstandenen Vestas-Windräder mit zwei Megawatt Leistung sowie beiden ältesten Windräder von 2002: die 100-Meter-Rotoren des nicht mehr existenten Herstellers DeWind mit je einem Megawatt Leistung. Die Mainova erwarb 2019 die zwei neueren Vestas-Windräder.
Windradbau bei Karben: Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach will profitieren
Der Ortsbeirat Nieder-Erlenbach begrüßte die Windkraftpläne bereits Anfang November mit einem von der SPD gestellten Antrag grundsätzlich. Schon 2011, als es erstmals um neue Windräder im Stadtteil ging, war die Stimmung positiv. »Da hat sich die Meinung auch nicht geändert«, sagt Ortsvorsteher Yannick Schwander (CDU). »Ich sehe großen Zuspruch dafür.« Ein großer Vorteil sei natürlich, dass schon ein Windpark bestehe und nicht erst ein neuer Standort entstehen müsse. Besonders freue man sich vor Ort, »wenn wir als Stadtteil davon profitieren«, erklärt Schwander. Schon vor zehn Jahren waren Wünsche aus dem Stadtteil laut geworden, Bürger an den Gewinnen zu beteiligen, etwa über ein Bürgerwindrad oder eine Genossenschaft. Auch das gelte unverändert, betont der Ortsvorsteher. Wichtig sei, dass das Vorhaben nun transparent kommuniziert, die Interessen der bisherigen Pächter der Flächen berücksichtigt und die Bürger eingebunden werden.
Selbst wenn das Genehmigungsverfahren erfolgreich ist, wird noch einige Zeit ins Land gehen, bis die Windräder stehen. Bei einem ähnlichen Projekt in Birstein rechnen die Investoren mit sechs Jahren.