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Sitzstreik zunächst ohne Folgen für Flüchtlinge

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Von: Ingrid Zöllner

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Ein schockierendes Bild erlebten Autofahrer am Montagnachmittag in der Karbener Bahnhofstraße: Nahe des Rathauses ging ein kurdischer Vater mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern zunächst über die grüne Fußgängerampel. Als die Ampel für die Autos auf Grün schaltete, legte er sich mitten auf die Fahrbahn der Hauptverkehrsstraße, wollte sich überfahren lassen. Auch seine Frau und die beiden Kleinen zwang er auf den Boden.

Eine zivile Polizeistreife, die zufällig in der Nähe war, bewegte die Familie schließlich dazu, die Straße zu verlassen. Die kurdische Familie aus dem Irak wollte mit ihrer Aktion durchsetzen, in einem eigenen Haus statt einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht zu werden.

Für die Wetterauer Polizei ist der Fall damit aber auch erledigt: Es gebe keine weitere Veranlassung, gegen die Familie zu ermitteln, sagt Polizeisprecher Erich Müller. „Die Familie hat sich maximal für zehn bis 20 Sekunden auf dem Fußgängerüberweg aufgehalten und hat die Straße durch die Zivilstreife auch wieder verlassen.“ Nach Rücksprache mit der Polizeistation in Bad Vilbel, deren Streife kurz danach am Rathaus eintraf, habe man gemeinsam mit Angestellten der Stadt Karben und einer Dolmetscherin den Sachverhalt für diese Art der Demonstration klären können.

War die Aktion nicht versuchter Totschlag? Anstiftung zu einer Straftat? Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr? Nötigung? „Es liegt kein Straftatbestand vor“, verneint Erich Müller. Hätte die kurdische Familie stärkeren Widerstand geleistet, sähe die Sache anders aus. „Das hat sie aber nicht.“

Die vierköpfige Familie ist in der vorigen Woche in Karben angekommen und bekam laut Aussagen der Stadt eine 50 Quadratmeter große Unterkunft zugewiesen. Der Vater besteht allerdings auf ein Haus, so wie es ihm in Irak versprochen worden sei, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Daher hatte die Flüchtlingsfamilie schon am Donnerstag vor dem Rathaus mit einem ersten Sitzstreik demonstriert.

Die Frage ist nun, ob das Ehepaar mit jetzt Konsequenzen rechnen muss, weil es seine Kinder aktiv gefährdet hat. Im Jugendamt des Wetteraukreises ist man daher aufmerksam geworden. „Wir haben davon Kenntnis genommen“, sagt Sprecher Michael Elsaß. Das Jugendamt werde mit der Familie „zeitnah ein Gespräch führen“.

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