Die Initiatoren des neuen Lauf-Vereins müssen es ziemlich eilig gehabt haben, das spürte man bei der öffentlichen Präsentation im Bürgerzenrum ganz deutlich. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Vorsitzenden der Vereine, unter deren Namen die Athleten zurzeit noch starten, skeptisch sind. Möglicherweise ist aufgrund der knappen Zeit zu wenig Überzeugungsarbeit geleistet worden.
Dabei ist das, was gerade in Karben passiert, im Spitzensport nicht ungewöhnlich. Immerhin benötigen erfolgreiche Sportlerinnnen und Sportler, auch der Nachwuchs, jede Menge Geld – bei den Profis ist Sponsoring gang und gäbe. Man nehme nur Eintracht Frankfurt, das ist wie die Karbener Vereine ein Mehrspartenverein. Die Profifußballabteilung ist aber eine eigene Aktiengesellschaft – allerdings unter dem Namen des traditionsreichen Vereins.
Genau hier könnte, neben der vermuteten mangelhaften Kommunikation, der Hauptgrund für die deutlichen Ängste der Karbener Vereine liegen. Denn erfolgreiche Läufer würden ab 2020 unter der Flagge des neuen Karbener Vereins und nicht mehr unter der des TV Rendel oder der TG Groß-Karben starten.
Angesichts dessen wundert es nicht, dass die Stadt den neuen Weg verständlicherweise fördern möchte. Immerhin würde der Name Karbens weit über die Stadtgrenzen hinaus bei Sportveranstaltungen erklingen.
Aber man muss annehmen, dass der Bürgermeister noch viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Und auch die Gründer des neuen Vereins werden in einen intensiven Dialog mit den Vorständen der anderen Vereine treten müssen. Sonst wird es ab Januar statt eines Miteinanders ein Nebeneinander, schlimmstenfalls sogar einen Konkurrenzkampf zwischen den Vereinen geben. Der würde aber niemandem nutzen, weder den Athleten noch der Stadt.
Von Holger Pegelow