Bilanz mit Licht und Schatten

Wie wirken sich Corona, Krieg und Inflation auf den Besuch von Kulturveranstaltungen aus? Hat sich die Nachfrage bei kostenpflichtigen Veranstaltungen geändert? Wir haben bei der Stadt Karben, der Kulturinitiative Karben (KiK) und dem KUHtelier nachgefragt.
Die Stadt Karben blickt laut Pressesprecher Dominik Rinkart auf ein Jahr mit sehr vielen, erfolgreichen kulturellen Events zurück. Allem voran war 2022 das Jahr des großen Stadtfestes »50+2 Jahre Karben« im Juli. Ein besonderer Höhepunkt sei auch die Neuauflage des Weihnachtsmarktes an neuem Ort auf der Rathausterrasse gewesen. Die Besucherzahlen bei beiden Events zeigten, wie sehr sich die Menschen nach der Coronapause nach solchen Events gesehnt hätten, sagt Rinkart.
2022 gab es zum zweiten Mal »Kultur mittendrin«. An vier Freitagen in Juli und August wurde die Neue Mitte kulturell belebt. Auch diese Veranstaltungsreihe war erneut gut besucht und soll erhalten bleiben.
Auch Volksfeste zählen selbstverständlich zum kulturellen Leben. Dabei ist allen voran der Klein-Kärber-Markt mit seiner Neuauflage im Hissigwald zu nennen.
Kultur bezieht sich nicht nur auf die Großveranstaltungen. Erstmals nach der Coronapause konnte in diesem Jahr auch das Kulturprogramm in der neuen Stadtbücherei Fahrt aufnehmen. Dort gibt es inzwischen viele regelmäßige Veranstaltungen, vor allem für Kinder. Auch das Programm in der Stadtbücherei wird sich laut Rinkart im kommenden Jahr noch weiter entwickeln. Die Stadt tritt nicht nur selbst als Veranstalterin, sondern auch als Förderer auf. Gemeinsam mit der KiK trat in diesem Jahr unter anderem Konstantin Wecker im Bürgerzentrum auf. Die Stadt fördert zudem die Arbeit der Vereine, Initiativen, Chöre und Orchester, da diese die unverzichtbare Basis für das kulturelle Leben in Karben sind. »Im Fazit lässt sich also sagen: 2022 war ein sehr erfolgreiches Kultur-Jahr in Karben.«
Eine gemischte Bilanz zieht dagegen Michael Wanzek für die Kulturinitiative Karben (KiK): »Die KiK hatte im Kontext der Krisen in diesem Jahr einen Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen. In den Jahren zuvor waren unsere Veranstaltungen zumeist ausverkauft. Allerdings hatten wir Ende April 2022 eine dreimal verschobene große Veranstaltung im Bürgerzentrum aus Anlass 30 Jahre KiK mit Konstantin Wecker, welche mit über 500 Zuschauern ausverkauft war. Der Wunsch, wieder in vollem Umfang Kultur genießen zu können, wurde hier deutlich sichtbar.«
Mit Inflation und Omikron habe es dann sicher eine Verunsicherung auch beim KiK-Publikum gegeben, die sich auf die Besucherzahlen bei den letzten drei Veranstaltungen im Jahr 2022 ausgewirkt hätten. »Wir hoffen aber auf steigende Besucherzahlen im kommenden Jahr, wenn wieder stabil regelmäßige Aufführungen stattfinden können.«
Da Saal, Technik und Energie von der Stadt Karben in der multifunktionellen Kulturscheune gestellt werden, hat die KiK nur geringe Fixkosten. Aus diesem Grund konnten größere finanzielle Engpässe bisher vermieden werden. »Wir hoffen, dass dies auch in Zukunft so bleibt.«
Ein Problem für die KiK wie sicher auch für andere Kultureinrichtungen sei, dass die Unterstützung der laufenden Veranstaltungen durch früher regelmäßige Berichterstattung in der Presse ausbleibe. »Zwar hilft uns auch die zeitnahe Veröffentlichung von Veranstaltungshinweisen, die wir selbst verfasst haben. Aber eine Resonanz in der Presse über erfolgte Veranstaltungen findet leider fast nicht mehr statt. Diese Rückmeldung war früher ein nicht unwichtiger Spiegel erfolgreicher Kulturarbeit, aber auch Anreiz, nach einer vielleicht verpassten Veranstaltung das nächste Mal wieder dabei zu sein.«
Ein positives Fazit zieht Peter Mayer für das KUHtelier: »Für uns war das Jahr eines der erfolgreichsten seit Bestehen. Gerade im Sommer draußen hatten wir sehr viele und gut besuchte Veranstaltungen. Seit Herbst und seit wir wieder drin sind, sind die Leute etwas zurückhaltender.« Dadurch sind traditionelle Veranstaltungen geringer besucht. Ob das nun am Sparen oder an der Zurückhaltung beziehungsweise Corona liegt, sei schwer zu sagen. Generell habe man allerdings den Eindruck, dass die Leute nicht an Kultur sparen. Im Gegenteil, es bestehe ein echter Nachholbedarf. »Wir blicken zuversichtlich ins Jahr 2023. Die Künstler drängen und wollen wieder auf die Bühne.« Das Programm sei bereits bis Mitte 2023 gut gefüllt und auch für das zweite Halbjahr seien schon einige feste Termine vereinbart.
Zu den ersten Veranstaltungen im neuen Jahr gehören: Wolfgang Mayer, Gitarrenvirtuose mit seinem Programm »Best of Spanien und Südamerika - Flamenco, Bossa Nova, Tango«; Jennifer Petsch mit »Ich bin Single und Du?«; Simone Mitzner, Singer-Songwriterin, und Nick Ramshaw und Christian Kraus.

