1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Karben

Ein anderes Lernen als in der Schule

Erstellt:

Von: Anne-Rose Dostalek

Kommentare

hed_dos_ndk_1_Jana_Gulan_4c_1
Jana Guland ist gerne kreativ. Diese Laterne hat sie vorgebastelt, damit Eltern und Kindern beim MüZe-Treff eine Idee haben, wie ihre Laternen aussehen könnten. © Anne-Rose Dostalek

Karben (dos). Jana Guland öffnet die Tür zum Bastelschrank, nimmt die Wachstuchdecke heraus und Krepppapierrollen, Scheren und Klebestifte. In einer halben Stunde öffnet das Café MüZe seine Türen und die junge FSJlerin möchte alles für den offenen Treff vorbereiten. »Wir wollen heute St.-Martins-Laternen basteln«, erklärt die 17-Jährige und zeigt stolz die Prototypen vor.

Sie hat zwei Laternen vorgebastelt, damit die Kinder und Eltern wissen, wie sie aussehen könnten und welche Materialien dafür verwendet werden. »Mir liegt das Kreative und das Basteln mit den Kindern und Eltern macht mir Spaß.«

Keine Lust auf etwas Technisches

Seit 1. September ist Jana-Marie Guland Teil des MüZe Teams und es gefällt ihr. »Das ist etwas ganz anderes als jeden Tag auf der Schulbank sitzen und zuzuhören«, sagt sie. Nach ihrem Realschulabschluss an der John F. Kennedy Schule in Bad Vilbel habe sie nicht genau gewusst, in welche Richtung es weitergehen sollte. Nur, dass sie auf »Büro« oder rein Technisches keine Lust hatte. Also eher etwas Soziales. Guland ließ sich beraten, schaute sich um, was es für Stellen für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) gab und folgte der Empfehlung, sich beim Mütter- und Familienzentrum zu bewerben. »Ich habe einen Tag hospitiert, alles mitgemacht und wusste danach, hier möchte ich hin.«

Seit dem 1. September ist die 17-Jährige nun täglich im Mütter- und Familienzentrum in Burg-Gräfenrode anzutreffen. »Zweimal die Woche helfe ich vormittags im Mini-Kindergarten. Nachmittags bin ich bei den offenen Treffs im Café MüZe dabei, beim Mittagstisch, bei den Spielenachmittagen mit den Senioren, bei dem Upcycling-Kurs und wenn es Veranstaltungen und Feste gibt«, zählt sie auf und stockt kurz. »Eigentlich bin ich überall dabei und auch im Büro, wenn Übersichten zu erstellen sind oder etwas recherchiert werden soll.« Sie komme prima mit den Aufgaben klar und habe immer eine Ansprechpartnerin. Bei den offenen Treffs sind es die Treffleiterinnen und »Gastgeberinnen«, die Jana Guland erklären, wie alles abläuft.

INFO: FSJ oder Bufdi

Der Freiwilligendienst , ob FSJ oder Bundesfreiwilligendienst, dauert in der Regel zwölf Monate und bietet die Möglichkeit, in den sozialen Bereich zu schnuppern. Das MüZe ist als Träger und Einsatzort anerkannt und schreibt Einsatzstellen über den Paritätischen Wohlfahrtsverband in Kooperation mit Lebenshilfe und ASB aus. Bewerben kann man sich auch direkt beim Träger. dos

»Es macht viel Spaß mit Jana, sie ist sehr selbstständig und passt gut ins Team«, sagt zufrieden Inge Messidat, Treffleiterin im Café MüZe. Im Mini-Kindergarten geht Guland den Erzieherinnen zu Hand. »Wenn ich morgens die erste bin, bereite ich den Raum vor, lege Spielmaterialien raus oder überlege mir einen Bewegungsparcours«, erzählt sie.

Anfangs war es für Guland ungewohnt, einen langen Arbeitstag zu haben, von 9 bis 17 Uhr, mit einer Stunde Mittagspause. Hinzu kommt die Fahrtzeit mit Bahn und Bus, denn sie wohnt in Bad Vilbel bei ihren Eltern. Ihren Arbeitsplan bekommt die junge Frau von Manuela Eichwede, der Koordinatiorin des Mehrgenerationenhauses. »Ich binde unsere FSJlerin ein, wo es geht, und nehme sie sogar mit zu Verbandstreffen, lasse sie an digitalen Konferenzen teilnehmen und an unseren Fortbildungen«, sagt Eichwede. Guland sei die erste FSJlerin im MüZe, im Vorjahr hätten sie jemanden vom Bundesfreiwilligendienst gehabt.

»Eine FSJlerin im Haus zu haben, heißt nicht nur, eine sehr flexible Unterstützung bei den vielfältigen Aufgaben des MüZe zu haben, sondern Verantwortung für die Entwicklung eines jungen Menschen zu übernehmen«, sagt Eichwede. Sie halte es für sehr wichtig, dass Schülerinnen und Schüler im Freiwilligenjahr lernten, wie es in der Gesellschaft und in einem Unternehmen zugehe. Das heiße nicht, dass die jungen Menschen lernen sollten, sich Hierarchien zu unterwerfen, sondern sie erführen, wie Gespräche und Diskussionen funktionieren und wie das Arbeiten miteinander funktioniert. Das sei eine große Bereicherung und ein anderes Lernen als in der Schule. »Im Freiwilligen Sozialen Jahr lernen die Schüler die Realität kennen, egal wo sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr machen. Das erdet sie«, sagt Eichwede.

Auch interessant

Kommentare