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Förderung mit Spiel und Spaß

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Von: Jürgen Schenk

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Zusammenkommen auf dem Schulgelände zwischen Marion Habermehl (Zweite v. r.), Anne Bücheler und den Kindern. © Jürgen Schenk

Der Ayzon-Verein aus Karben unterstützt Kinder in Äthiopien und ermöglicht ihnen eine schulische Ausbildung. Zuletzt besuchten die Gründerin des Vereins, Anne Bücheler, und Vorstandsmitglied Marion Habermehl die Liegenschaft in Shashemene und brachten Lernmaterial mit, um die Förderung der Kinder zu verbessern.

Mit Effizienz und Tatendrang ist der Verein Ayzon seinen Weg im vergangenen Jahr weiter gegangen. Zwar dürfte das im Juni 2021 gegründete Hilfsprojekt mit 12 Mitgliedern noch immer der kleinste Verein in Karben sein. Doch was macht das schon, wenn mit Herzblut auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet wird? Die Verantwortlichen scheinen dafür zu leben, haben aus ganz wenig ganz viel gemacht. Ihr Engagement gilt der Schulausbildung von Kindern in der äthiopischen Stadt Shashemene, 250 Kilometer südlich der Hauptstadt Addis Abeba. Man nimmt es ihnen ab, wenn sie sagen: »All unsere Gedanken und Träume wandern dorthin.«

Marion Habermehl gehört seit etwa einem Jahr dem Ayzon-Vorstand an. Grund für ihren Vereinseintritt sei der letztjährige Artikel in dieser Zeitung gewesen, sagt die Bad Vilbelerin. Als Liebhaberin des schwarzen Kontinents und seiner Menschen habe sie sich sofort angesprochen gefühlt. Gemeinsam mit der Gründerin und Vereinsvorsitzenden, Anne Bücheler, reiste sie im September 2022 nach Äthiopien.

Spielsachen zum Lernen

Den beiden Frauen ging es bei dieser Exkursion vor allem ums Mitbringen: Lego für die großen Kinder, Duplo für die kleinen, Bälle, Hula-Hoop-Reifen, Malsachen - alles, was man für den etwas anderen pädagogischen Unterricht braucht. Auch Spiele wie Uno oder Mensch-ärgere-dich-nicht gehören zum Lernkonzept.

»Es ist bedeutend günstiger, wenn wir unser Lernmaterial aus Deutschland mitbringen und nicht vor Ort kaufen«, erklärt Anne Bücheler. »Die Kinder dort kennen eigentlich nur das Arbeiten, zum Spielen haben sie kaum Zeit. Wir wollen, dass sie die Spielsachen sowohl zum Lernen als auch zum Entspannen nutzen.« Mit Legosteinen könne man gut rechnen üben, Farben seien für die kreative Entfaltung außerordentlich wichtig - die ehemalige Berufsschullehrerin und jetzige Vertretungslehrerin an der Kurt-Schumacher-Schule hat die konsequente Umsetzung solcher Lernansätze immer präferiert. Umso mehr möchte sie diesen Traum zukünftig an der kleinen Schule in Shashemene umzusetzen. »Lernen soll doch auch Spaß machen«, findet die gebürtige Stuttgarterin.

In Shashemene findet das Projekt Ayzon offensichtlich den geeigneten Nährboden. 15 Kinder und Jugendliche kommen immer samstags zum Unterricht, sechs von ihnen sind behindert. Alle wissen um die große Zukunftschance, die ihnen geboten wird. Sie sind motiviert und lernbegierig. Betreut werden sie von einem Team, das aus einheimischen Lehrkräften, einer Sozialarbeiterin, einer Köchin und weiteren Fachkräften besteht.

Durch Spendengelder konnte die Liegenschaft in Shashemene im vergangenen Jahr nach und nach verbessert werden. Das Gebäude, in dem von Montag bis Freitag eine Vorschule untergebracht ist, hat zwei Büros, einen Vorratsraum, eine Küche sowie ein Wasserreservoir dazubekommen. Das Wasserreservoir sei mit dem Spendengeld einer einzelnen Karbener Familie realisiert worden, berichtet Bücheler. »Der Unterricht findet jetzt in einem neu entstandenen Häuschen genutzt.«

Schlafquartier für Schüler geplant

Die beiden Frauen berichten von Begegnungen auf Augenhöhe. »Wir fühlen uns nicht als Stars oder weiße Götter und werden auch nicht als solche von den Einheimischen wahrgenommen«, stellen Bücheler und Habermehl klar. »Wir wollen authentisch sein, packen mit an, basteln mit den Müttern und Großmüttern, tanzen, lachen und haben Spaß.« Beide bezeichnen sich als unterschiedliche Charaktere und doch voller Eintracht in ihren Visionen. »Wahrscheinlich kommt das einfach dabei heraus, wenn ein Afrika-Freak auf einen Pädagogik-Freak trifft«, glaubt Anne Bücheler. Als Nächstes soll die Schule noch mehr Kinder unterrichten können. Irgendwann wird sie vielleicht auch zum Schlafquartier. Denn durch die große Armut in Äthiopien fehlt es den Kindern nachts an Decken. Habermehl weiß: »Gerade in der Regenzeit, wenn es nachts sehr frisch wird und der Hunger dazukommt, laufen sie herum, um sich aufzuwärmen. Das muss verhindert werden.«

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Vom Ayzon-Verein geförderte Kinder bei einem Bootsausflug. © Jürgen Schenk
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Kena lernt den Zauber von Seifenblasen kennen. © Jürgen Schenk

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