1. Startseite
  2. Region
  3. Wetteraukreis
  4. Karben

Frau Ohl steht für Kinder am Herd

Kommentare

kai_jkoe_kitaessen2_01112_4c_1
In der geräumigen Küche der Kita Kinderwelt macht das Kochen Freude: Köchin Christine Ohl (links) und Kita-Leiterin Michaela Caspari. © Jana Sauer

Duft von selbst gekochtem Essen gehört in der Kita Kinderwelt in Karben dazu. Hier steht Köchin Christine Ohl am Herd. Das funktioniert, weil es hier eine geräumige Küche gibt, die Einrichtung nicht zu groß ist und mit Hauswirtschafterin und Erzieherin Zoi Kovusiadi eine weitere Fachfrau im Küchenteam ist.

Kartoffeln mit Spinat und Ei!« - »Kürbissuppe!« - »Fischstäbchen!« Fragt man die Kinder der Kindertagesstätte (Kita) Kinderwelt nach ihren Lieblingsgerichten, so müssen sie nicht lang überlegen. Neben Klassikern wie Nudeln mit Tomatensoße und - natürlich - Pizza finden sich auch ungewöhnlichere Speisen: Maultaschensuppe etwa, oder Kartoffeln mit Grüner Soße. »Wir fragen die Kinder regelmäßig, was sie mal wieder essen wollen«, sagt Kita-Leiterin Michaela Caspari, die die Ergebnisse ihrer regelmäßig stattfindenden »Umfrage« an der Pinnwand hängen hat.

Köchin Christine Ohl sammelt die Gerichte unterdessen in ihrer eigenen Rezeptsammlung. Heute gibt es Gnocchi mit Käsesoße, dazu einen frischen Salat. Zum Nachtisch hat Ohl bereits Melonenschiffchen vorbereitet. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Zoi Kovusiadi, gelernte Hauswirtschafterin und als Erzieherin in der Kinderwelt tätig, hat sie den »Snack-Tisch« schon liebevoll mit Papierbooten und Feigen aus dem eigenen Garten dekoriert - passend zur Geschichte von Mats, der Maus, die auf einem Floß schippernd eine Insel mit leckeren Früchten entdeckt. »Ich beziehe gern passende Kinderbücher in die Nachmittags-Snacks mit ein«, sagt Ohl, die ehrenamtlich in der Bücherei tätig ist.

Dass in der Kita Kinderwelt selbst gekocht wird, ist in Karben kein Einzelfall - wohl aber eine Seltenheit. »Die Voraussetzungen dafür müssen stimmen und sind nicht überall gegeben«, erklärt Heike Herrmann, Fachbereichsleiterin bei der Stadt Karben. Knackpunkt sei in erster Linie die Größe der Einrichtung: »Um über 100 Essen auszugeben, müsste man mehrere Köche anstellen«, so Herrmann. Dabei bestehe schon heute das Problem, (Küchen-)Personal in Kitas ausreichend zu besetzen, um beispielsweise Krankheitsfälle abfedern zu können.

Verpflegungskosten überall gleich hoch

In der Kita Kinderwelt sind die Gegebenheiten passend: Mit maximal 62 Betreuungsplätzen ist es ein vergleichsweise kleines Haus, rund 50 Kinder essen mittags dort. Mit Christine Ohl ist mit fünf Stunden am Tag eine eigene Küchenkraft angestellt, unterstützt wird sie von Kollegin Kovusiadi, die 13 Stunden pro Woche für die Küche geblockt hat. Zwar befindet sich ihr »Reich« - vergleichsweise unpraktikabel - im Kellergeschoss, doch die Kita im Karbener Gewerbegebiet verfügt über eine geräumige Küche, von der andere Einrichtungen nur träumen können.

Dass sich eine Kita unter solchen Voraussetzungen fürs Kochen entscheidet, sei trotzdem kein Automatismus, sagt Herrmann. In der Regel gehe die Initiative von der Leitung samt Team aus - so auch vor einigen Jahren, lange vor Casparis Amtsantritt vor rund einem Jahr, in der Kita Kinderwelt.

INFO: Was Kindern schmeckt

In der Kita Kinderwelt ist Kürbissuppe - gerade jetzt im Herbst - ein beliebtes Gericht. Diese kann durchaus auch mal »exotisch«, beispielsweise mit Kokosmilch, abgeschmeckt werden. Auch der Klassiker Kartoffelsuppe wärmt jetzt, wenn es kälter wird, und kommt bei fast allen Kindern gut an. Eine bei Kindern oft eher unbekannte, aber durchaus auch beliebte Zutat ist die Rote Bete. Tipp: Wie eine Ofenkartoffel mal im Backofen als Ofen-Rote-Bete (frische Bete, nicht vorgekocht) zubereiten und mit einem Quarkdip servieren. jkö

Einen finanziellen Vorteil hingegen bedeutet das Selberkochen nicht: Die Kosten, so die Fachbereichsleiterin, hielten sich in etwa die Waage - während die Gerichte selbst bei der fertigen Anlieferung etwas teurer seien als beim Einkauf der Zutaten, seien die Personalkosten aufgrund der Zubereitung im eigenen Haus in der Regel höher. Auch für die Eltern ergeben sich keinerlei Unterschiede: 85 Euro im Monat zahlen sie pauschal für das Essen in der Kita, unabhängig vom Zubereitungsweg.

»Ein Teil des Mittagessens wird übrigens immer frisch zubereitet«, ergänzt Herrmann mit Blick auf die anderen Einrichtungen, die ihre Mahlzeiten tiefgekühlt anliefern lassen. Üblich sei beispielsweise, Desserts und Salate frisch zuzubereiten sowie einmal die Woche eine Suppe oder einen Eintopf in den eigenen Räumlichkeiten zu kochen.

In der Kinderwelt macht den Speiseplan federführend Köchin Ohl, immer in Absprache mit Caspari - und den Kindern natürlich. »Unser Ziel ist es, dass sie eine Palette an Geschmäckern kennenlernen«, erklärt die Leiterin. So gebe es regelmäßig beliebte Gerichte wie Nudeln, aber auch völlig neue Gerichte wie einen Linsensalat oder verschiedene Kräuter aus dem eigenen Minikräuterbeet, jüngst wurde Rote Bete verarbeitet. »Wir versuchen immer, saisonale Gerichte zuzubereiten und dabei auch möglichst viel regional einzukaufen«, erklärt Caspari.

Im Küchenregal steht neben verschiedenen Kinderbüchern über das Kochen und Essen auch ein Buch »Zuckerfreie Gerichte für Kinder«. So kommen auch immer mal Speisen auf den Tisch, die Eltern staunen lassen: »Eine Zutat wie Sauerkraut trauen sich manche Familien gar nicht aufzutischen«, beobachtet Herrmann. »In der Gruppe schmecken aber auch solche Gerichte Kindern oft, und die Eltern können das beim Abholen dann kaum glauben.«

Es ist eine Beobachtung, die auch Caspari teilt. »Die Kinder sehen und riechen ihr Essen, sie dürfen selbst entscheiden, was sie probieren, aufessen oder wovon sie sich gar einen Nachschlag holen möchten.« Die schönste Reaktion für alle sei, wenn ein Kind zunächst nicht mal probieren mag - und es dann vielleicht ein neues Lieblingsgericht gibt.

Auch interessant

Kommentare