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Gesucht: Ein Badesee für Karben

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Sebastian Wollny (l.) und Albrecht Gauterin am Hattsteinweiher in Usingen, der als Vorbild für einen Badesee in Karben dienen könnte. Nun soll der Bau geprüft werden. © RED

Er wäre deutlich billiger als das Hallenbad und an heißen Sommertagen ein Genuss - ein Badesee für Karben. Die CDU hat sich vorgenommen, den Menschen so ein Gewässer zu verschaffen. Am Freitagabend kam sie damit ein ganzes Stück voran. Das Stadtparlament beschloss mit großer Mehrheit, den Bau eines Sees zu prüfen. Und hörte sofort Protest.

A ls Vorbild sehen Mario Beck, Sebastian Wollny, Albrecht Gauterin und ihre Fraktionskollegen den 16 000 Quadratmeter großen Hattsteinweiher bei Usingen. Er ist unbewacht und kann ohne Eintritt genutzt werden. An seinem künstlichen Sandstrand liegt eine 4500 Quadratmeter große Wiese und dahinter ein Gasthaus, in dem man Pommes, Eis, Cola und Bier bekommt.

Mehrere Standorte vorgeschlagen

Der Magistrat muss nun prüfen, ob und wo so ein See in Karben entstehen kann. Und wie viel er kosten würde. Er soll in der Nähe des Niddaradweges liegen, sagte Mario Beck bei der Sitzung im Petterweiler Albert-Schäfer-Haus. Damit die Stadt keinen teuren Besucherparkplatz bauen muss. Und damit alle Menschen baden können, die mit dem Rad an der Nidda unterwegs sind.

Zwei Standorte kommen der CDU besonders geeignet vor: der feuchte Acker neben der Ludwigsquelle nördlich von Groß-Karben oder etwas weiter südwestlich das Areal am Heitzhöferbach. Doch auf diese Orte allein sollte man sich bei der Prüfung nicht versteifen, meinten Redner von SPD, Grünen und auch Bürgermeister Guido Rahn. Er gab zu bedenken, dass das vorgeschlagene Gelände an der Ludwigsquelle teilweise in einer Vogelschutzzone liege und somit keine Chance habe, als Badegewässer im Regionalplan aufgenommen zu werden. Rahn und die anderen Parlamentarier hatten einige Mühe, die CDU-Abgeordneten zu einer standortoffenen Prüfung zu überreden - doch am Ende gelang es.

Angeblich soll schon bei der Gebietsreform vor 50 Jahren ein Badesee für die frisch gegründete Stadt Karben in der Debatte gewesen sein. Sie versandete. Im Jahr 2019 sprach der Frankfurter Geologieprofessor Hans Hansen auf Einladung des Geschichtsvereins in der »Gehspitze« über die Geschichte der Region. Karben und die ganze Wetterau lagen vor 23 Millionen Jahren in der Uferzone eines riesigen Sees, berichtete er damals. Mit 4500 Quadratkilometern sei er fast zehnmal so groß wie der heutige Bodensee gewesen. Den gibt es nicht wieder. Auch mit einem Gewässer wie den Inheidener See könne man nicht rechnen, meinte der SPD-Stadtverordnete Gerald Schulze. Das Projekt passt offenbar in die anlaufende Planung für die Renaturierung der Nidda südlich von Okarben.

Protest aus dem Publikum

Der Badesee würde Besucher aus der Umgebung anlocken, heißt es im Prüfantrag. Er sei eine gute Antwort auf die im Klimawandel erkennbaren heißen Sommer. »Der See wäre auch gut als Hochwasserschutz und Pufferspeicher«, meinte Mario Beck. Bei Starkregen würde er das überschüssige Regenwasser aufnehmen und in den Boden versickern lassen. Bei Dürre könne man das Wasser entnehmen. Und bei Bränden würde der Badesee als Löschwasser-Reservoir dienen. Nach der etwa zehnminütigen Debatte reckten sich bei der Abstimmung viele Arme in die Höhe. Nur bei der Grünen-Fraktion gab es zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung. Zuvor hatte eine Frau aus dem Publikum lautstark ihr Missfallen über die Badesee-Idee ausgedrückt. »Ganz Okarben ist dagegen!« rief sie. »Wir haben schon die Bahn und die Nordumgehung. Der ganze Krach. Da sind nur junge Leute, die ins Wasser hüppen. Wer soll denn noch alles zu uns kommen!« Sie dürfe hier eigentlich nicht reden, erklärte ihr Rahn. Aber sie könne sicher sein, dass so ein Projekt genau geprüft werde, bevor der Bagger anrückt. Es steht noch lange nicht fest, ob, wann und wo genau in Karben am neuen See Beachvolleyball gespielt werden kann.

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