Über 20.000 Gäste im Jahr: Beliebte Gastro vor den Toren Frankfurts macht dicht

Das »Hock’s Restaurant« in Rendel schließt. Nadine und Uwe Ortgies ziehen sich nach elf Jahren aus der Gastronomie zurück.
Der Veranstaltungsbereich und das Trauzimmer der Stadt Karben bleiben aber erhalten. Das Paar setzt neue berufliche Schwerpunkte und will mehr Zeit fürs Privatleben haben.
Wenn Nadine und Uwe Ortgies am Donnerstag, 27. April, ihre letzten Gäste verabschieden, dann ist das »Hock’s Restaurant« in Rendel Geschichte. »Einfach nur den Schlüssel rumdrehen, das geht nicht«, sagt Uwe Ortgies. »Wir blicken auf viele schöne Erlebnisse mit unseren Gästen und Mitarbeitern zurück. Nicht nur für unsere Gäste und unsere Mitarbeiter, sondern auch für uns ist das Schließen des Gastrobereichs ein hochemotionales Thema«, fügt Nadine Ortgies hinzu.
Über 20 000 Gäste im Jahr
Vor elf Jahren hat das Ehepaar, die in der ganzen Region bekannte Apfelweinkneipe Hock samt den Räumen des ehemaligen Rendeler Kinos gepachtet und in ein schickes Restaurant verwandelt. Das gemütliche Ambiente und das Angebot fanden viele Liebhaber. Die mehr als 20 000 Gäste pro Jahr kommen aus Rendel, anderen Karbener Stadtteilen, den umliegenden Kommunen und aus angrenzenden Kreisen. In »Hock’s Restaurant« wollten sie eine genussreiche Zeit verleben, sich einen schönen Abend gönnen, ein festliches Ereignis wie Geburtstage, Familienfeiern, Hochzeitstage oder eine Hochzeit feiern.
»Wir lieben es, unsere Gäste zu bedienen und zu verwöhnen. Unser Motto lautete stets ›Essen bei Freunden‹. Wir haben unserem Service-Team immer gesagt, seid so zu den Gästen wie Ihr selbst gern bedient werden möchtet«, sagt Nadine Ortgies. »Wir haben in den letzten Jahren immer Vollgas gegeben, an den Wochenenden und Feiertagen durchgearbeitet, lange Schichten geschoben. Und nebenbei das Restaurant um weitere Räume mit einer spannenden Themenwelt eröffnet. Wir haben das alles elf Jahre lang mit Leidenschaft gemacht«, blickt Uwe Ortgies zurück.
Das Trauzimmer der Stadt Karben bleibt bestehen. Die Immobile bleibt in der Hand der beiden langjährigen Pächter. Zusätzlich zum Restaurant bauten die Gastronomen aus Leidenschaft ab 2021 noch einen Weinhandel zur eigenständigen Firma auf und gründeten eine weitere Firma für Ferienwohnungen. »Wir waren schon immer beruflich vielseitig.« Uwe Ortgies hat früher in der Marketingbranche und im Bereich Raumgestaltung gearbeitet, Nadine Ortgies vor dem »Hock’s Restaurant« bei Miele 15 Jahre lang Küchen geplant und verkauft sowie für die Firma »Ortigas« die grafische Darstellung der Projekte umgesetzt. »Wir haben bereits eine Ferienwohnung am Gardasee, vier im pfälzischen Freinsheim und zwei weitere dort in der Planung.
Weinhandel, Ferienwohnungen und Veranstaltungsbereich führen wir weiter. Diese und weitere Ferienwohnungen sollen ein solides Fundament für unsere weiteren Pläne bilden. Sie werden zusammen mit dem Weinhandel die Eckpfeiler unseres zukünftigen Engagements darstellen. Wir ändern unser Geschäftsmodell, haben noch viele Ideen, wollen uns aber aus dem Gastrobereich zurückziehen.« Vor allem freut sich das Paar auf mehr Zeit für sein Privatleben und weniger Druck bei der Arbeit. Zurück blicken sie auch in der Pandemie auf die bewegteste Zeit in der Gastronomie. »Darüber könnte man einen Film drehen.« Gut von den Gästen angenommen wurden Angebote wie der »Ukraine-Tisch« oder die beliebten Themenabende, die es ab und zu weitergeben soll.
INFO: Ortsvorsteher Menzel: »Rendel wird um einiges ärmer«
Ortsvorsteher Ehrhard Menzel erinnert sich und sagt über die Traditionsgaststätte: »Sollte sich bewahrheiten, dass ›Hock’s Restaurant‹ wirklich schließt, verliert Rendel eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Institution, primär geprägt durch die früheren Eigentümer-Generationen Wilhelm Hock (erstes Kino in der Umgebung) und Karlheinz Hock, genannt ›Ballo‹; bekannt durch seinen selbst gekelterten Apfelwein. Als kleiner Junge durfte ich dort meinem Großvater am Tisch neben der Theke über die Schulter schauen, wenn er sonntags mit seinen Berufskollegen aus der Landwirtschaft ›Herzkart‹ um Pfennige spielte. Anfang der 1960er Jahre bereiteten sich die Rendeler Fußballer - damals noch ohne Vereinshaus - im ›Stübchen‹, dem Raum an der Stirnseite des Restaurants zum Gronauer Weg hin, auf das nächste Heimspiel auf dem Sportplatz ›Am Bachgang‹ vor, um danach im Hof des Anwesens zu duschen. Hatte dann der FC sein Umkleidehaus am Sportplatz, wurden die Spieler-Sitzungen doch beim ›Hock‹, oft mit einem kleinen Imbiss, abgehalten. ›Hock‹ war die Vereinsgasstätte der Rendeler Fußballer, aber auch Treffpunkt für alle sonstigen Versammlungen aus der Politik, den Rendeler Landwirten, Jägern, Anglern, Old- timer-Liebhabern oder Faschings-Veranstaltungen; hier erlebte die über 40 Jahre bestehende Fußball-Freundschaft mit dem C.S. Valence en Brie, dem Dorf in der Nähe von Fontainebleau, ihre absoluten Höhepunkte. Hock und Rendel sind zwei Worte, aber ein Begriff, das kann ich guten Gewissens bestätigen. Denn wenn ich mich ob meines politischen Engagements bei den diversen politischen Meetings im Kreisgebiet vorstellte und meinen Herkunftsort nannte, kam garantiert die Frage, ob ich auch die Gaststätte Hock kenne. Sollte ›Hock‹ wirklich schließen, wird Rendel um einiges ärmer.« cf
»Gerne hätten wir uns für ein Nachfolgemodell für den Restaurantbetrieb entschieden. Leider war das vertragstechnisch nicht umsetzbar. Jetzt wandelt sich unser Slogan ›Essen bei Freunden‹ zu ›Feiern bei Freunden‹«.
Zur Zukunft der Gastronomie generell könne man keine Pauschalaussagen treffen. Leichter werde das Geschäft nicht. Es werde durch die Veränderungen in der Gastrolandschaft wie die geplante Erhöhung des Steuersatzes Ende 2023, aber generell schwerer. »Dabei reden wir von großen Summen, die rund zehn Prozent des Umsatzes betragen. Das muss an die Gäste weitergegeben werden.«
Seit Wochen komplett ausgebucht sind die letzten Tage in »Hock’s Restaurant«.
Ortsvorsteher: Rendel wird um einiges ärmer
Ortsvorsteher Ehrhard Menzel (CDU) erinnert sich und sagt über die Traditionsgaststätte: »Sollte sich bewahrheiten, dass ›Hock’s Restaurant‹ wirklich schließt, verliert Rendel eine über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Institution, primär geprägt durch die früheren Eigentümer-Generationen Wilhelm Hock (erstes Kino in der Umgebung) und Karlheinz Hock genannt ›Ballo‹; bekannt durch seinen selbst gekelterten Apfelwein. Als kleiner Junge durfte ich dort meinem Großvater, am Tisch neben der Theke, über die Schulter schauen, wenn er sonntags mit seinen Berufskollegen aus der Landwirtschaft ›Herzkart‹ um Pfennige spielte. Anfang der 1960er Jahre bereiteten sich die Rendeler Fußballer - damals noch ohne Vereinshaus - im ›Stübchen‹, dem Raum an der Stirnseite des Restaurants zum Gronauer Weg hin, auf das nächste Heimspiel auf dem Sportplatz ›Am Bachgang‹ vor, um danach im Hof des Anwesens zu duschen. Hatte dann der FC sein Umkleidehaus am Sportplatz, wurden die Spieler-Sitzungen doch beim ›Hock‹, oft mit einem kleinen Imbiss, abgehalten. ›Hock‹ war die Vereinsgasstätte der Rendeler Fußballer., aber auch Treffpunkt für alle sonstigen Versammlungen aus der Politik, den Rendeler Landwirten, Jägern, Anglern, Oldtimer-Liebhabern oder Faschings-Veranstaltungen; hier erlebte die über 40 Jahre bestehende Fußball-Freundschaft mit dem C.S. Valence en Brie, dem Dorf in der Nähe von Fontainebleau, ihre absoluten Höhepunkte. Hock und Rendel sind zwei Worte, aber ein Begriff, das kann ich guten Gewissens bestätigen. Denn wenn ich mich ob meines politischen Engagements bei den diversen politischen Meetings im Kreisgebiet vorstellte und meinen Herkunftsort nannte, kam garantiert die Frage, ob ich auch die Gaststätte Hock kenne. Sollte ›Hock‹ wirklich schließen, wird Rendel um einiges ärmer.«