Jahresfinale mit bekannten Romanen

Karben (pm). Am Donnerstag, 24. November, um 19. 30 Uhr läutet das Literaturforum Karben das Programmende eines nach Angaben von Vorsitzendem Dieter Körber »überaus erfolgreichen Jahres« ein. Den Abschluss bildet der Literaturabend zum Thema »Jüdische Literatur - von Juden der Diaspora und aus Israel«.
Die Lesebeiträge werden von der Musikkünstlerin Miriam Brause mit jüdischen Weisen, auf dem Saxofon gespielt, begleitet.
Mit dem Roman von Amos Oz »Eine Geschichte von Liebe und Finsternis« beginnt das literarische Programm. Dieses »Opus Magnum der Erinnerung«, entfaltet sich auf fast 800 Seiten. 50 Jahre nach dem Selbstmord der Mutter, den Oz bislang mit Schweigen belegt hat, blickt Oz zurück und rekonstruiert die Geschichte seiner Familie. Dabei, beharrt er jedoch auf der Bezeichnung »Roman«, denn er begreife das Auffinden der eigenen Kindheit immer auch als ihr Erfinden. Danach wird »Der Reisende«, ein ergreifender Roman von Ulrich Alexander Boschwitz, vorgestellt. Wie der junge Autor die Umbruchszeit der Novemberpogrome ermisst, durch die sein Held, ein jüdischer Kaufmann irrt, erscheint als eine wundersam traurige Parabel, als eine Monografie der Gewalt. Aber dass 2018 - achtzig Jahre nach seiner Niederschrift - dieser Roman in der Sprache seiner ersten Niederschrift erscheinen konnte, dürfte eine Sensation gewesen sein. Der Roman erscheint als eine Flaschenpost der Exilliteratur ersten Grades.
Auch Lyrik von Gertrud Kolmar
Auch die Lyrik kommt zu ihrem Recht. Das Programm widmet sich Gertrud Kolmar, die zu Lebzeiten nur spärlich publiziert wurde. Sie gilt heute als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Nach eher konventionellen Anfängen fand sie in ihren Gedichten vor allem ab Ende der 1920er Jahre zu einem eigenen, unverkennbaren Ton, geprägt von großer sprachlicher Virtuosität und Expressivität, unter gleichzeitiger Beibehaltung traditioneller Formen. In ihrem Werk herrschen Natur- und Frauenthemen vor, oft ins Mystische und Hymnische gesteigert, wie Körber in der Ankündigung schreibt.
Ein starker Akzent wird mit Salcia Landmanns Sammlung »Der jüdische Witz« gesetzt. Die Welt mit gesunder Distanz betrachten, die Realität durch überlegenen Wortwitz entschärfen, Verzweiflung in Hoffnung verwandeln - das sei, schreibt Körber, der besondere Charakter des jüdischen Humors. Die von Landmann zusammengetragenen Witze stammten größtenteils aus Osteuropa, aus Ländern, deren jüdische Bevölkerung die Nationalsozialisten fast gänzlich vernichtet haben. So werde sich bei der Lektüre auch Wehmut und Trauer einstellen.
Michael Degens »Nicht alle waren Mörder« folgt. Der kürzlich verstorbene Schauspieler verbarg sich die letzten beiden Kriegsjahren mit seiner Mutter in Berlin, angewiesen auf die geradezu tollkühne Hilfsbereitschaft von Menschen, die sich selbst damit in Lebensgefahr brachten. »Nicht alle waren Mörder« ist der Titel dieser Erinnerungen an die Helfer in finsteren Zeiten: an den kommunistischen Gärtner und seine gütige Schwägerin Martchen, an die adelige russische Emigrantin, die dem elfjährigen Jungen Sexspielchen beibringt und Chopin spielt bis zum Gehtnichtmehr. Auch an die Nationalsozialisten, die längst nicht mehr an den Endsieg glauben.
Das literarische Programm schließt mit Yigal Levs »Ich hasse den Krieg«. Der israelische Major der Reserve Yigal Lev, 36, schreibt: »Dieses Buch ist vor allem ein Roman. Die Gestalten werden meinen Kameraden aus zwei Kriegen sicher bekannt vorkommen. Die Tatsachen und Geschehnisse sind der Wirklichkeit entnommen; es gibt aber keine Gestalt in diesem Buch, die ohne Irrtum beim Namen genannt werden könnte.«
Der Literaturabend im »KUHtelier« im Schlosshof von Leonhardi, Burg-Gräfenröder-Straße 2, in Groß-Karben beginnt um 19.30 Uhr. Einlass ab 19 Uhr, Eintritt frei.