Kabarett entlastet vom Alltag

Karben (pm). »Humor ist, wenn man trotzdem lacht« - so lautete am Sonntag das Thema des »etwas anderen Gottesdienstes« in Rendel. In der gut gefüllten Kirche ging es am Sonntag zur »Nachkarnevalsausgabe« der besonderen Gottesdienstform um das Genre Kirchenkabarett. Martin Schultheiß vom Orscheler Kirchenkabarett »Duo Camillo« legte gleich mal zu Beginn im Stück »Neuer Himmel« mit der These los, dass Gott sich neben dem heilig-ernsten Himmel heimlich einen zweiten geschaffen habe.
Dort sei er viel lieber, wo Kabarettisten, Träumer und Exoten landeten, »die Hoffenden und die frommen Chaoten, die Zweifelnden, voll Neugier, die, die niemals sicher sind und die mich trotzdem suchen wie ein Kind«.
Pfarrerin Nadia Burgdorf gab dafür ein treffendes Beispiel aus einem kleinen Dorf in Spanien, wo eine Hobbymalerin ein verwittertes barockes »Ecce Homo«-Fresco ihrer Kirche kreativ »erneuerte«. Die Presse fand am »Äffchen-Jesus« ihr Fressen, sorgte für Hunderttausende Besucher und ermöglichte mit deren Kollekten die fachgerechte Restauration unzähliger Kunstwerke in Spanien. Die Besucher und Gastjuror Schultheiß waren aufgerufen, aus unterschiedlichen Kirchenkabarett-Sequenzen das »Kabarett des Tages« zu wählen.
Gewinner wurde Martin Buchholz mit einer Predigt aus Sprichwortverdrehungen, knapp vor dem »1. Babenhäuser Pfarrerkabarett« und dem bayerischen Ensemble »Das weißblaue Beffchen«. Für Schultheiß stach hingegen Erna Schabiewsky alias Ulrike Böhmer heraus, die von ihrem letzten Gospelchorauftritt auf dem Friedhof berichtete.
Von Mitinitiator Stephan Kuger gefragt, wie man als Humorist auch dann witzig sein könne, wenn einem gerade gar nicht zum Lachen zumute sei, berichtete Schultheiß von verschiedenen Lebensphasen wie der Krebserkrankung seines Sohnes, in denen das Kabarett für ihn Entlastung vom Alltag brachte: »Ich habe dem Publikum gesagt: Mir geht es scheiße, aber ich will auf andere Gedanken kommen.« Als Alibi für evangelischen Humor verstehe er sich nicht, dazu gäbe es zu wenige Kabarettisten. Er könne aber beobachten, dass sich die evangelische Kirche seit dem Start von »Don Camillo« vor 33 Jahren tatsächlich verändert habe, was sich auch durch einen Nachwuchsmangel in seinem Metier ausdrücke. »Als wir angefangen haben, verließ nicht selten ein Teil des Publikums erschrocken den Saal, heute können wir uns auch schon mal über das Abendmahl lustig machen.« Nach Fürbitten, Vaterunser und Segen gab es noch einen Song aus dem »Duo Camillo«-Programm, der beschwingt beschreibt, um was es im Leben und für Gott eben auch geht: »Ich will wissen, ob du tanzen kannst, voll Wildheit und mit Kraft. Sag mir, ob du die Ekstase kennst, die große Leidenschaft, die alle Vorsicht aufgibt. Ob du deine Angst verbannst, ich will wissen, ob du tanzen kannst!« Nach dem Gottesdienst gab es für alle Kaffee und Kräppel.