Kartoffelernte fällt geringer aus

Extreme Wetterbedingungen mit Starkregen und Überschwemmungen wechseln sich mit lang anhaltenden Trockenperioden bis hin zu Dürre ab. Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Kartoffelernte der Bauern in der südlichen Wetterau aus, die ja eine Hochburg des Kartoffelanbaus ist? Wir fragen bei Bauern in Karben nach.
D ie tolle Knolle gehört zu den Lieblingsgemüsen der Deutschen. Das ist kein Wunder, denn sie ist vielseitig, eignet sich zum Kochen, Braten, Backen und Frittieren. Je nach Sorte und Rezept sorgen die Verwandlungskünstler als Hauptgericht oder Beilage für eine große Genussvielfalt auf den Tellern. Zu den Kartoffelbauern im südlichen Wetteraukreis gehören Horst Scheller aus Karben-Rendel und Sebastian Mager aus dem Stadtteil Klein-Karben.
Horst Scheller baute in diesem Jahr auf einer 22 Hektar großen Fläche verschiedene Kartoffelsorten an. In Deutschland sind vom Bundessortenamt etwa 200 Sorten zugelassen, weltweit sind es ungefähr 5000 Sorten. Angebaut werden Kartoffeln sowohl als Nahrungs- und Futtermittel sowie als Industrie-Rohstoff.
Auf den Feldern des Schellerhofes gedeihen die Sorten Annabelle (festkochend), Leila (vorwiegend festkochend) und Albertine (mehligkochend). Bei den Spätkartoffeln setzt der Landwirt auf die Sorten Allianz und Bernina (beide festkochend), Concordia (vorwiegend festkochend) und die »Pommes-frites-Kartoffel« Innovator (mehlig).
Bio-Landwirt Mager baut auf fünf Hektar die festkochende Frühkartoffel Annabelle an und die späte Sorte Belana Bio, eine bestens für die Lagerung von Oktober bis Mai bei fünf Grad Celsius geeignete festkochende Sorte.
Das Wetter war für die Kartoffelernte der Bauern vom Schellerhof und vom Magerhof nicht optimal. »Bei den Frühkartoffeln ist die Ernte in diesem Jahr 30 Prozent kleiner ausgefallen als im letzten. Durch das feuchte Frühjahr setzte die Kartoffelpflanze viele Knollen an. Dann kam die anhaltende Trockenheit, und die Knollen wurden aufgrund des Wassermangels nicht ausgebaut«, informiert Horst Scheller. Im Gegensatz dazu setzten die späten Sorten aufgrund der Trockenheit weniger Knollen an. »Ich rechne mit 20 Prozent weniger Ertrag«, sagt Scheller. Mager machte dieselbe Erfahrung: »Wir hatten ein extremes Frühjahr. Es war nass und kühl. Wir haben die Kartoffeln im Frühjahr noch nie unter so schwierigen Bedingungen in den Boden gebracht. Danach fehlte der Regen.«
INFO: Kartoffeln richtig lagern
Die Kartoffel gehört zu den Gemüsen, die sich gut im unverarbeiteten Zustand lagern lassen. Sehr frühe Sorten sind wie auch beschädigte Kartoffeln nicht lagerfähig. Geeignet zum Lagern sind mittelfrühe, mittelspäte und späte Sorten. Kartoffeln dürfen vor dem Einlagern nicht gewaschen werden. Der ideale Kartoffel-Lagerplatz ist ein Erdkeller. Auch alle anderen Keller oder Lager sollten trocken, dunkel, luftig und kühl sein. Ideal ist eine Temperatur von fünf Grad, um ein Keimen zu verhindern. Bei Temperaturen unter drei Grad verwandelt sich ein Teil der Stärke in Zucker, und die Knollen schmecken süß. Zu hohe Temperaturen regen die Keimung an. Bei einer Luftfeuchte von 90 Prozent bleiben die Kartoffeln frisch und werden nicht runzlig. cf
Der Kartoffel fehlen vier Wochen
Der Ertrag sei höchstwahrscheinlich unterdurchschnittlich. Denn der Kartoffel fehlten vier Wochen, da sie ob der Nässe erst später habe gesetzt werden können. Warten könne man mit der Ernte jedoch auch nicht länger. Vor der Ernte muss das Kraut abgestorben sein, und dann können die Kartoffeln drei Wochen später geerntet werden. Das Entfernen des Krautes geschieht mithilfe von Schlegeln, denn grüne Kartoffelbestände wollen blühen. »Damit die Kartoffeln gelagert werden können, müssen die abgereift und fest sein.
Die beiden Karbener Kartoffelbauern, wie viele andere auch, bauen weniger Kartoffeln als früher an. Denn: »Kartoffeln vertragen keine extremen Wetterlagen, da es Flachwurzler sind. Einige Sorten können besser mit den Schwankungen zurechtkommen«, informiert Scheller. Seinen Informationen nach ist die Anbaufläche von Kartoffeln in Europa bereits um sechs Prozent geschrumpft. Und der Trend zeige weiter nach unten. »In Europa fehlen 6000 Hektar Anbaufläche für das Saatgut. Das bedeutet, dass es 2024 weniger Kartoffeln gibt.« In Deutschland liegen bei Kartoffeln 45 Prozent der Anbaufläche in Niedersachsen. Dort werde auch der Preis gebildet. Zurzeit liegt er im konventionellen Anbau bei rund 50 Euro pro 100 Kilo und bei Biokartoffeln bei derzeit 5,50 Euro für 2,5 Kilo. »Wir machen nicht die Preise, die bekommen wir vom Handel diktiert, der uns drückt«, sagt Scheller. Und er fügt hinzu: »Ohne Beregnung wird in Zukunft in der Wetterau und an anderen Standorten kein Kartoffelanbau mehr möglich sein.«
Anbaufläche muss beregnet werden
Das sieht auch Mager so, der bereits einen tiefen Brunnen gebohrt hat: »Künftig werden Kartoffelanbauflächen beregnet werden. Die Kartoffel wird den gleichen Status wie Gemüse haben.«
Angesichts dieser wenig optimistischen Prognosen der beiden Landwirte, können Pommes-Liebhaber nur hoffen, dass noch genügend mehlige Sorten für ihr Lieblingsgericht angebaut werden. Und dass sich genügend Landwirte wie die beiden Bauern aus Karben finden, die das Anbaurisiko eingehen.

