Kursleiter gesucht

Junge Eltern finden im Mütter- und Familienzentrum Karben vielfältige Angebote, um sich zu treffen. Die Kurse und Spielgruppen für Babys und Kleinkinder sind gefragt - es fehlt an Kursleitungen.
Waffelduft zieht durch den Treff »Alte Schule« des Mütter- und Familienzentrums (MüZe) in Karben. Im Nebenraum tollen Kinder über bunte Polster, während Eltern plaudernd daneben hocken. Auch im Nebengebäude einige Schritte über den Hof ist Leben. Dort sitzen Mamas mit ihren Babys auf dem Schoß und schaukeln sie sacht zur Melodie des Liedes »Große Uhren gehen Ticktack, kleine Uhren gehen ticketacke«. Angeleitet werden sie dabei von Kursleiterin Stefanie Kaufmann.
»Das ist unser Kerngeschäft als Mütter- und Familienzentrum«, sagt MüZe-Vorsitzende Gabriele Ratazzi-Stoll. »Familien begleiten, Elternkompetenzen stärken und Erziehungsthemen abdecken.« Der Neustart nach der lähmenden Corona-Zeit sei gelungen, es sei wieder Leben im Haus. Die Mütter kämen gerne mit ihren Babys und Kleinkindern zu den offenen Treffs. Auch die Nachfrage für die kostenpflichtigen entwicklungsfördernden Kurse »Spiel und Spaß«, »Singen,Spielen, Bewegung« oder Babymassage mit fester Anmeldung boome. Doch genau an dieser Stelle liegt ein Problem. »Wir würden gerne mehr Kurse und auch Vorträge zu Erziehungsthemen anbieten, aber es fehlen uns die Menschen dazu«, erklärt Ratazzi-Stoll.
Es sei eine richtige Flaute bei den Kursleitungen zu verzeichnen. Zum Teil sei es der generelle Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich, der auch das MüZe treffe. Erzieherinnen und Erzieher würden früh wieder in ihren Beruf zurückkehren und sich nicht zusätzlich mit einer Honorartätigkeit belasten. Gut ausgebildete Frauen, egal in welchem Beruf, blieben nicht mehr drei Jahre zu Hause. Sie hätten keine Muße, um ehrenamtlich einen Babytreff organisieren oder gar einen festen Kurs anzubieten. Außerdem hat die lange Schließzeit in den Corona-Jahren Spuren hinterlassen. Denn über Kurse, Treffs und Begegnungen im MüZe konnten sonst immer neue Menschen für das MüZe gewonnen werden.
Spiel und Spaß für Babys
So ist das auch bei Stefanie Kaufmann gelaufen, die seit 2018 im MüZe Kurse anbietet. »Ich bin als junge Mutter mit meinem Kind ins MüZe-Cafe gegangen und habe den offenen Babytreff besucht . Das fand ich so toll, dass ich zustimmte, als ich gefragt wurde, ob ich nicht bei der Organisation mitmachen wolle«, sagt die gelernte Hotelkauffrau.
Erst übernahm sie ehrenamtlich einen Baby-Treff, dann kamen Fortbildungen zu pädagogischen Themen dazu, die sie in ihrer langen Elternzeit wahrnahm. Denn nach dem ersten Kind bekam sie noch zwei weitere. »Ich habe als Mutter von drei Kindern gerne die Angebote im MüZe wahrgenommen und den Austausch mit anderen genossen. Davon möchte ich jetzt auch etwas zurückgeben«, sagt Kaufmann, die mittlerweile selbstständige Tagesmutter in Karben geworden ist.
Zertifiziert in einem der Qualifizierungskurse des Wetterau-Kreises. Vier Tage in der Woche betreut sie Kinder unter drei Jahren zu Hause, den fünften Tag hält sie sich frei, um im MüZe den Kurs »Spiel und Spaß für Babys ab vier Monaten« anzubieten.
Er gehört zu den Basisangeboten des MüZe. Denn es ist kein offener Treff, sondern ein zehnwöchiger kostenpflichtiger Kurs mit Anleitung, bei dem es um frühe Kindesentwicklung geht. Die Mütter oder auch Väter erhalten Anregungen, wie sie ihr Kind besser verstehen und spielerisch fördern können. »Ich habe einen Ablaufplan für zehn Wochen und kann eine Verlängerung anbieten«, sagt Kaufmann. Je nach Kurs und Teilnehmern passe sie das Programm an. An diesem Morgen hat Kaufmann mit den jungen Müttern gesungen, Kuschel- und Bewegungselemente eingebaut und ein Thema vorbereitet. »Beikost nach dem Stillen ist immer ein Gesprächsthema«, sagt Kaufmann. Aber auch Babypflege, Probleme mit dem Schlafen oder häufige Kinderkrankheiten. Oft steuerten die Mütter sogar selber ganz fachkundig Themen bei, so sei es auch schon um Osteopathie und Physiotherapie bei den Kleinsten gegangen.
Was man als Kursleiterin braucht? Bei dieser Frage lächelt Kaufmann. Sie sitzt im Kreis der Mütter auf einer Matte und hat ihre Übungspuppe Lisa auf dem Schoß. »Ich habe meine Erfahrung als Mutter, Tagesmutter und habe Fortbildungen zur Kindesentwicklung gemacht«, sagt sie. In der Praxis, im Kurs, komme es sehr darauf an, die Teilnehmerinnen nicht zu belehren, sondern Anregungen zu geben und zuzuhören.