Landesweit der Beste seines Faches

Karben/Gießen (lea). »Kannst du mir mal beim Möbelaufbau helfen?« - diese Frage bekommt Felix Delbrouck häufiger einmal aus dem privaten Umfeld zu hören. Auch einen Tisch für eine Bekannte und eine Wickelkommode für den Eigenbedarf hat er schon angefertigt. Der 31-Jährige hat gerade als Bester in Hessen die Ausbildung zum Holzmechaniker bei der König+Neurath AG Karben absolviert.
»Es ist schön, dass man die Möglichkeit hat, seine eigene Kreativität mit einzubringen«, sagt er und hebt hervor, dass es bei König+Neurath eine eigene Lehrwerkstatt zum Ausprobieren gebe.
Im Rohmaterial das Möbelstück sehen
Delbrouck hat vorher Forensic Science in den Niederlanden und Bioverfahrenstechnik in Frankfurt studiert, aber beides nicht abgeschlossen. Handwerk habe ihm schon immer Spaß gemacht, Seine Frau sei dann durch Zufall auf das Ausbildungsangebot in Karben gestoßen. Und die Ausbildung war jetzt das Richtige? »Auf alle Fälle war die Kombination aus Betrieb und Ausbildung das Richtige«, erwidert Delbrouck. Angehende Auszubildende sollten ein gewisses Maß an Dynamik mitbringen, um sich auf die Ansprüche der Kunden einzulassen. Außerdem sei Vorstellungsvermögen nützlich: »Im Rohmaterial schon das Möbelstück am Ende sehen«, sagt Delbrouck.
Neben Delbrouck werden an diesem Abend auch drei Auszubildende aus Gießener Betrieben als Beste Hessens ausgezeichnet: Christian Siech absolvierte seine Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik bei der Jugendwerkstatt Gießen, Simon Jodat bei der Sparkasse Gießen zum Bankkaufmann und Jens Tebest absolvierte bei CCNet Computer als Landesbester die Prüfung zum IT-Systemkaufmann. Julia Angele schloss als Bundesbeste die Ausbildung zur Industriekeramikerin Anlagentechnik bei der Schunk Kohlenstoff GmbH in Heuchelheim ab.
2022 konnten an der IHK Gießen-Friedberg 1999 neue Ausbildungsverträge verzeichnet werden - 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr, als die Zahl noch 1978 betrug.
Zum Vergleich: Deutschlandweit betrug Zuwachs zum Jahr 2021 nur 0,4 Prozent. Auch stieg im Schuljahr 2021/2022 die Anzahl der Schüler, die nach der Sekundarstufe I eine betriebliche Ausbildung absolvierten, um 1,3 Prozent auf 33 000 an. An die Zahlen vor Corona kann dies freilich noch nicht heranreichen: 2019 wurden an der IHK Gießen-Friedberg 2391 Verträge abgeschlossen.
Momentan beschäftigen 461 Betriebe im Landkreis Gießen mindestens einen Auszubildenden, im Wetteraukreis 421 Betriebe und im Vogelsbergkreis 205 Betriebe.
Deutschlandweit ist erstmals die Quote der Ausbildungsplatzsuchenden kleiner als die der noch zu besetzenden Plätze: 544 000 offene Stellen stehen 535 000 Suchenden gegenüber.
»Die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz sind erheblich gestiegen«, sagt IHK-Präsident Rainer Schwarz.