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Wo Hunde noch Hunde sein können

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pku_Huta1_281023_4c_3 © Patryk Kubocz

Wer kümmert sich um die Hunde, wenn Herrchen oder Frauchen nicht daheim sind? Sie können in eine Hundetagesstätte gebracht werden. Eine solche ist in Karben bei »Ben‘s Dogbe« zu finden.

Es ist ein regnerischer Tag in Klein-Karben. An einem grobmaschigen Gartentor ist ein laminiertes Schild angebracht, das mit einem Pfeil auf die Klingel zeigt. »Wenn es Grrr macht, ist es ganz normal, machen Sie sich keine Sorgen«, ist der Aufschrift zu entnehmen. Der Hinweis ist überflüssig. Bereits weit entfernt von dem Haus, das wie ein ehemaliges Clubgebäude eines Vereins erscheint, ist das Bellen der Hunde zu hören.

Durch das Gartentor lässt sich auf eine weitläufige Wiese blicken. Zwei Hunde tollen herum. Sie spielen miteinander, rennen von einer Seite zur anderen und scheinen vertraut zu sein - sie kennen ihre gegenseitigen Grenzen. Der Regen ist ihnen egal.

Diese Szene steht stellvertretend für die Erfüllung von Ben Steubesands Träumen. Er ermöglicht es den Vierbeinern, sich auszutoben. 2020 hat sich Steubesand mit seiner Hundeschule und Hundetagesstätte (Huta) »Ben’s Dogbe« in Karben am Günter-Reutzel-Sportfeld hinter der Nidda und der Karbener Hundewiese selbstständig gemacht. Dieser Standort stellt für Steubesand nicht einfach nur seinen Arbeitsplatz dar. Er ist ein Erinnerungsort. »Schon als Kind bin ich hier mit meinem ersten Hund hergekommen, um mit ihm zu spielen«, sagt er. Als der ehemalige Berufssoldat nach seiner Pensionierung nach Karben zurückkam, war für ihn schnell klar, dass er das brachliegende Gelände nutzen will, um seinen Traum zu verwirklichen.

Nur einen Monat nach der Einrichtung der Hundeschule folgte die Eröffnung der Huta. Steubesand begründet die Entscheidung: »Wir wollten täglich mit den Hunden arbeiten und nicht nur in Trainingssituationen.«

Immer mehr Hunde seit 2019

Damit sich die Hunde pudelwohlfühlen, fertigen die Steubesands fast alles in Handarbeit an. Trotz des starken Regens ist Ben Steubesand ständig draußen und schneidet mit einer Säge Holzplatten zurecht. Er werkelt gerade an einem Unterstand für die Hundehalter, wenn sie ihren Vierbeiner abholen, dieser aber noch auf der Wiese herumtollt. Und auch die Rückzugsorte auf dem Areal sind detailreich gestaltet, beispielsweise ein Dschungel ganz im Zeichen des Kinderfilms von Walt Disney.

Das Angebot der Huta wird stark nachgefragt. Steubsand sagt, er könne eine dreistellige Anzahl von Hunden betreuen, wenn er wollte, der Bedarf sei riesig.

»Doch unser Ansatz ist ein anderer«, sagt der Hundetrainer. »Wir arbeiten bewusst mit einer kleinen Gruppe von Hunden.« Maximal zehn Hunde pro Tag werden bei Steubesand betreut. Wenn ein Platz in der Huta frei wird, erhalten nicht unbedingt die Hundehalter auf Platz eins der Warteliste den Zuschlag zur Betreuung. Steubesand erklärt: »Zunächst kommt der Hund zu einer Probebetreuung her. Wenn er in den Sozialverbund der anwesenden Hunde passt, wird er aufgenommen.«

Die Harmonie in den einzelnen Gruppen ist für den Trainer oberstes Gebot. Häufiges Ausschlusskriterium für die neuen Vierbeiner sind fehlende Sozialkompetenz und Frustrationstoleranz. Ein Trend, den der Hundetrainer besonders bei Tieren feststellt, die in der Corona-Pandemie, in Zeiten von Homeoffice und Ausgangssperren, angeschafft wurden. Für die aktuelle Situation sucht er keinen Schuldigen, sagt er. »Es war eine schwierige Situation und viele haben sich Hunde angeschafft, weil sie plötzlich Zeit hatten oder sich allein fühlten.«

Der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) untermauert mit einer Schätzung den Eindruck, dass es mehr Vierbeiner in Deutschland gibt. Im Zeitraum zwischen 2019 und 2022 wurden 500 000 Hunde angeschafft.

Ben Steubesand sagt, er wünsche sich, dass die Hunde auch Hunde sein können und sich draußen austoben dürfen. »Das Tier ist kein Partner- oder Kinderersatz. Es soll in der Natur und im Regen spielen dürfen und sich mit anderen Hunden austoben.« Bei »Ben’s Dogbe« ist das deshalb Programm und definitiv gegeben.

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Elfie und Sally spielen auf dem Rasen der Huta. © Patryk Kubocz

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