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Ortsjubiläum etwas anders feiern

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Noch immer Anlaufstelle: Das alte Rathaus von Rendel beherbergt heute die Stadtteilbücherei. © Jürgen Schenk

Rendel blickt auf eine lange Geschichte. Legt man das Jahr der Erst- erwähnung 774 zugrunde, ist der Ort der älteste der heutigen Karbener Stadtteile. Das nächste Jahr steht im Zeichen der 1250-Jahr-Feier.

I n Rendel laufen manche Dinge anders. Der Gottesdienst ist hin und wieder etwas anders - dann ist es ja logisch, dass auch die 1250-Jahr-Feier im nächsten Jahr etwas anders werden soll. Wundern sollte man sich darüber nicht. Denn mit Stephan Kuger lässt ein bisweilen experimentierfreudiger Zeitgenosse seine Ideen spielen. »Dezentral« nennt er sein Konzept fürs Dorfjubiläum. Oder man könnte auch sagen: Er plant genau das Gegenteil von dem, was man im vergangenen Sommer beim großen Feuerwehrfest erlebt hat.

Kommunikation im Dorf stärken

»Es soll nicht ein Festwochenende geben, sondern viele Wochenenden mit vielen Festen«, erläutert Kuger. »Also ein Jubiläumsjahr, das von Rendelern für Rendeler gestaltet wird. Die Durchführung soll sich auf möglichst viele Schultern verteilen.« So könne das Miteinander im Dorf verbessert und die Kommunikation gestärkt werden. Ein traditionelles Fest konzentriere sich auf ein fixes Datum und koste die Planer relativ viel Energie, gibt der Mann vom Ortsgemeindeausschuss zu bedenken. So etwas sei nicht geplant. Im Rendeler Ortsbeirat hat sein Vorhaben bereits Unterstützer gefunden. Zunächst will Stephan Kuger im Mai mit der Akquirierung weiterer Akteure starten. »Zehn Privatleute befinden sich in der Auswahl, sechs brauche ich mindestens, um mein Konzept umsetzen zu können«, teilt er mit. Das gehöre zu seinen selbstgestellten Bedingungen.

INFO: Am 30. Oktober im 12. Jahr des Kaisers Karl

So lauteten die wesentlichen Textpassagen der historischen Schenkungsurkunde in der Übersetzung: In Christi Namen, am 30. Oktober im 12. Jahr des Kaisers Karl (...) Zu meinem Seelenheil richte ich, Meginburc, eine Schenkung an den heiligen Märtyrer N(azarius) aus. Sein Leib ruht im Lorscher Kloster, dessen Aufseher der ehrwürdige Abt Gundeland ist. Die Zuwendung soll, wie ich wünsche, immerdar erhalten bleiben und ich stelle fest, dass ausschließlich mein freier Wille dafür bestimmend war. Als Eigentum für ewige Zeiten schenke ich im Gau Wettereiba, im Dorf Rantwilre und in Arilbach (Erlenbach) alles, was ich dort an Hofreiten, Feldern, Wiesen, Wäldern, Wohnhäusern und Wirtschaftsbauten bisher besessen habe (...) jsl

Eine davon ist schon erreicht: Alle Teilnehmer werden als Dankeschön ihre Werbungskosten gestellt bekommen. Dafür wird Bürgermeister Guido Rahn (CDU) ein Budget entrichten. Bis zum Herbst soll dann das ganze Konzept stehen. Kuger deutet ungefähr 50 Ideen an, die zu realisieren wären. Eine Garantie für deren Umsetzung könne er aber nicht geben. Die Entscheidung, ob die 1250-Jahr-Feier dergestalt stattfinden kann, ist im Juni zu erwarten. Gegebenenfalls soll es dann eine Bürgerversammlung geben.

Bei der urkundlichen Ersterwähnung Rendels kann man sich auf gesicherte historische Fakten stützen. Im Jahr 774 war es eine Frau namens Meginburg, die um ihrer Seele willen all ihre Güter im Gau Wetterau und in den Dörfern Rendel und Erlenbach dem Abt Gundelandus schenkte. Zu finden ist diese Schenkung im Codex Laureshamensis (Lorscher Kodex). In diesem Text wird die Siedlung »Rantuwilre« genannt. 16 Jahre später heißt sie »Rantvila« und im Jahr 1131 »Rendela«, was schon vertrauter klingt. Zieht man allein das Datum der Ersterwähnung heran, ist Rendel der älteste Stadtteil Karbens. »Und das Dorf wäre sogar älter als die ehemaligen Reichsstädte Friedberg und Frankfurt«, sagt Kuger schmunzelnd. Natürlich weiß er, dass das so wohl nicht stimmen kann. Denn: Eine urkundliche Ersterwähnung gibt sicherlich keinen Aufschluss über den Zeitpunkt der tatsächlichen Siedlungsgründung. Rendel ist, wie alle anderen Karbener Stadtteile, bäuerlichen Ursprungs. Der alte Dorfkern liegt auf einem Plateau. Dadurch wurden die Einwohner einst vor den Überschwemmungen von Nidda und Nidder geschützt. Eventuelle Veranstaltungen im Festjahr müssen noch mit bereits feststehenden Terminen abgestimmt werden. Auch das gehört zu einer umfangreichen Planung dazu. Fix sind Fasching, Ostern, Pfingsten, Erntedank, Volkstrauertag, Totensonntag und Weihnachtsmarkt. Im Sommer 2024 findet zudem der 100. »Etwas andere Gottesdienst« mit ehemaligen Gästen statt. Mit der Finalisierung des Jahreskalenders im Juli beginnt auch die Abstimmung und Reservierung möglicher Lokalitäten.

Über die potenziellen Akteure möchte Kuger noch nichts verlautbaren lassen. »Erstmal muss alles in trockenen Tüchern sein«, setzt er voraus. Eine inoffizielle Liste macht aber deutlich, dass übers Jahr einiges los sein dürfte in Rendel.

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