Träume und Albträume von Kindern

Aufnahmen der Fotografin Alea Horst aus dem Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos zeigt eine Ausstellung im »Kuhtelier« in Karben. Abgebildet sind Kinder aus den Krisengebieten dieser Welt, die in Booten auf der Insel ankamen.
V on Weitem sehen die Bilder fast ein bisschen nach Urlaub aus: bunte Farben, Menschen vor Zelten, eine scheinbar entspannte Atmosphäre. Erst wenn man die Motive näher anschaut und die darunter stehenden Texte liest, kommt ihre Botschaft ganz zum Tragen. Denn in diesem Lager leben die Flüchtlinge unter ärmlichsten Bedingungen. Und das ist wahrscheinlich noch untertrieben. »Ich habe einige Lager gesehen auf der ganzen Welt, auch in ganz armen Ländern, aber kein Lager war so schlecht wie das Moria Camp«, schreibt Horst im Vorwort ihres Fotobuches »Manchmal male ich ein Haus für uns…“.
Unterstützt von der Flüchtlingshilfe
Unter demselben Titel läuft auch die Ausstellung, die jetzt eine Woche lang im Kuhtelier im Leonhardischen Schlosshof in Groß-Karben zu sehen ist. Im Prinzip handelt es sich bei dem von der UNO-Flüchtlingshilfe unterstützten Projekt um eine Wanderausstellung. Möglich gemacht haben das die Aktivistinnen des Bündnisses »Omas gegen rechts Wetterau«. Einmal pro Monat treffen sich die Frauen im »Kuhtelier«.
»Anfang 2021 haben wir zum ersten Mal von der Ausstellung gehört«, erzählte Organisatorin Christiane Peters während der Vernissage. »Daraufhin begannen unsere Überlegungen, wie wir die Ausstellung in die Wetterau holen könnten.« Die Intensität der Bilder habe alle beeindruckt. Wünsche, Träume und Albträume der Kinder im Lager würden im Fokus der Kamera sehr anschaulich dargestellt. »Es ist unvorstellbar, was diese Kinder und ihre Familien durchmachen mussten und müssen«, unterstrich Peters.
Berichterstattung ist zurückgegangen
Der im Vorfeld durch Presseankündigungen und Plakate beworbenen Vernissage fehlte es am Freitagabend allerdings an Gästen. Anwesend waren neben einigen »Omas gegen rechts« und Hans-Martin Thomas von der Karbener Flüchtlingshilfe nur eine Handvoll Interessierte. Das sei bei den bisherigen Ausstellungen zur Eröffnung ganz ähnlich gewesen, räumten die Verantwortlichen ein. Gründe dafür sind nicht einfach zu finden. So wird das Elend in den Flüchtlingscamps im Moment wohl weniger thematisiert, die mediale Berichterstattung ist zurückgegangen. Und die Menschen in Deutschland scheinen mehr mit ihren eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt zu sein.
Flüchtlingshelfer Hans-Martin Thomas gab einen Überblick über die aktuelle Lage in Karben. Nach seinen Angaben halten sich zurzeit 300 Geflüchtete aus der Ukraine und 200 sogenannte »Weltflüchtlinge«, also Menschen etwa aus Syrien und Afghanistan in der Stadt auf. »Fluchtgründe spielen für uns keine Rolle. Uns geht es darum, Unterstützung zu leisten«, erklärte der Klein-Karbener. Erfolge lägen auf der Hand: Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge hätten inzwischen einen festen Job. Die Zusammenarbeit mit der Stadt könnte man nach seiner Darstellung als zweckmäßig bezeichnen.
»Kuhtelier«-Betreiber Peter Mayer vom Bündnis »Karben hilft« will seine Räumlichkeiten auch in Zukunft solchen Projekten zur Verfügung stellen. Geplant ist auch, die erfolgreiche Neuverfilmung des Romans »Im Westen nichts Neues« ins Karbener Kino zu bringen. Schulklassen der Kurt-Schumacher-Schule sollen den Film dort anschauen können. Mayer ist sich sicher: »Junge Leute wissen oft nicht, was Krieg bedeutet. Wir müssen ihr Bewusstsein dafür schärfen.« Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des »Kuhteliers« und nach Absprache unter der Telefonnummer 0173/ 3148885 auch tagsüber besichtigt werden.

