Über moderne Archen
Karben (pm). »Arche Noah 2.0« lautete der Titel eines Vortrags zu dem der Karbener Geschichtsverein und die NABU Arbeitsgruppe Karben eingeladen hatten. Diplom-Biologin Margret Kessler hatte den Titel »Arche Noah 2.0« bewusst gewählt, wie es in einem Bericht der NABU AG heißt.
An dem Abend s sei schnell klar gewesen, welches Anliegen die Biologin mit dem Thema verfolgt, informiert Prof. Roland Prinzinger von der Karbener Arbeitsgemeinschaft des NABU. Denn weltweit würden pro Tag etwa 150 Arten an Organismen aussterben. Viele seien kaum beziehungsweise überhaupt noch nicht bekannt.
Die Wissenschaftler hätten deshalb zu »Notlösungen« gegriffen und in Anlehnung von Noah moderne »Archen« eingerichtet, in die alle Länder tierische und pflanzliche Spezies, auch solche, die (noch) nicht bedroht sind, deponieren können, um so für die Nachwelt das genetische Material dieser Lebewesen zu sichern. Biologin Margret Kessler erläuterte, dass es dazu weltweit verschiedene Orte und Organisationen gebe, die auf spezielle Lebewesen ausgerichtet sind. Für Pflanzen sei seit 2008 auf Spitzbergen der »Svalbard Global Seed Vault«, errichtet worden. Hier auf der Insel oberhalb des Polarkreises seien schon rund eine Million Samen verschiedener Arten deponiert worden.
Ziel: Lebensräume erhalten
Kessler informierte, dass für Tiere an anderer Stelle in der Welt in flüssigem Stickstoff eingefrorene Stammzellen benutzt und bei -145° C in sogenannten Kryo-Bänken eingelagert. Das Tieffrieren sei die einzige Möglichkeit, Zellen lebend und dauerhaft aufzubewahren. Das erfolgt beispielsweise durch Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute für Biomedizinische Technik IBMT und für Marine Biotechnologie EMB in Kooperation mit mehreren Zoologischen Gärten (»CRYO-BREHM«). Die Forschenden würden hoffen, dass eines Tages aus diesen Stammzellen komplette Tiere gezüchtet werden könnten, was bei Organen teilweise schon gelinge, heißt es in dem Bericht des NABU. Obwohl deutsche Forscher als weltweit führend auf dem Gebiet der Kryokonservierung gelten, sei CRYO-BREHM weltweit keineswegs einzigartig. So versuchten auch andere Länder, auf ähnliche Weise eine »Sicherheitskopie« der Tier- und Pflanzenwelt des blauen Planeten zu erstellen.
Biologin Kessler erklärte, dass einige dieser Einrichtungen seit ihrer Eröffnung leider alle schon einmal genutzt werden mussten. Die Lebensräume zu erhalten wäre eine bessere und machbare Lösung, sei aber wohl eine Illusion. Nachdenklich machte die Frage eines Zuhörers, ob in dieser modernen Arche eines Tages auch der Mensch einen Platz finden müsse.