Was ein gutes Stöffchen ausmacht

Riechen, schmecken, schauen: 26 unterschiedliche Apfelweine sind zum Wettbewerb für Hobbykelterer beim BUND Karben abgegeben worden. Ein Abend voller Fachsimpeln mit einem Gewinner.
Karben (geo). Nach zweijähriger Corona-Pause haben sich 26 Apfelwein-Kelterer zum Wettbewerb des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Karben/Niddatal »Wer hat das beste Stöffche?« angemeldet. Sie gaben je eine Probe in zwei Litern im Naturfreundehaus ab. Die Proben wurden in einheitliche grüne Flaschen ohne Verschluss abgefüllt, um die Anonymisierung zu gewährleisten. »Damit nicht jeder Einzelne 26 verschiedene Proben nehmen muss, wird halbiert. Dies bedeutet, die anwesende Personenzahl geteilt durch zwei, damit jede Probe gleichviele Stimmen erhalten kann«, sagt Ulrike Loos vom BUND. Das Spannende ist, dass die Farbe der diversen Schoppen variiert. Niemand weiß, was wer mitgebracht hat und wie es schmeckt.
»Alle teilnehmenden Kelterer betreuen Streuobstwiesen, eines der wertvollsten Biotope, die es gibt. Die Produktion von Apfelwein ist zudem eine der schönsten Arten, Naturschutz zu betreiben«, sagt Loos. Bernd Hartmann aus Dortelweil, erklärt, was ein gutes »Stöffche« ausmacht: »Die Mischung der Äpfel, mit einer guten Bandbreite von säurehaltigen bis hin zu süßen Äpfeln.« Er empfiehlt, gutes Lesegut zu verwenden und die Äpfel vor dem Keltern in Plastikfässern zu waschen. Naturhefen, die im Keller, wo das Stöffchen lagert, vorhanden seien, könnten verwendet werden. Auch durchgehend niedrige Temperaturen, maximal 15 Grad, sind eine wichtige Voraussetzung.
Nach den Erfahrungen des Hobbykelterers gehören zu den besten Kelteräpfeln der Rote Trierer, Friedberger Bohnapfel, Gravensteiner und Boskoop. Er selbst bearbeitet drei gepachtete Streuobstwiesen von 5500 Quadratmetern in der Gemarkung Ockstadt, Friedberg und Rosbach, mit 80 bis 100 Jahre alten Apfelbäumen.
Nur vollreife Äpfel fürs Stöffchen
Frank Balmer rät zum Apfelweinansetzen nur vollreifes Obst zu verwenden. »Je reifer die Äpfel, desto höher ist der Fruchtzuckergehalt.« Das Obst müsse vom Baum in die Kelter und von der Kelter ins Fass. Im Fass beginnen die Gärungsprozesse ohne Zusatz von Hefen. Beim Gären verwandelt sich der Fruchtzucker in Alkohol. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, benötige der Apfelwein die Zeit von Ende September bis zur Blüte der Apfelbäume, weiß Balmer. Arndt Ruschitschka aus Dortelweil sagt, dass auf den Streuobstwiesen auch Quitten, Mirabellen, Kirschen und Speierlinge zu finden sind. Für ihn ist die Bewahrung der Streuobstwiesen auch mit Nachpflanzungen wichtig. Im Winter werden Apfelwein und Honig der Bienenvölker verkostet und der Austausch mit einem guten »Stöffche« untereinander gepflegt. So gibt es neben dem goldgelben Apfelwein auch einen Trend zum naturtrüben »Äbbelwoi« aus Äpfeln der Region. Für Walter Hotz aus Rendel ist der Spaß an der Sache wichtig und die Treffen mit den Hobbykelterern und Bewahrern der Streuobstwiesen.
Elfie Jacob kam zum Keltern, weil sie den Beweis antreten wollte, dass es aus Rödelheim besseren Apfelwein gibt als nur den von Possmann. Ihr Mann habe den Anstoß zur Bewirtschaftung der Streuobstwiese gegeben. Früher hätten sie die Äpfel noch selbst geschreddert. Nun nutzten sie Keltereien und ließen dort den Ertrag der 50 Bäume verarbeiten.
Helfer zum Pflegen sind nötig
»Ein guter Apfelwein muss eine entsprechende Säure haben und stabil sein. Ich trinke ihn am liebsten im Sommer«, sagt die Frankfurterin. Marco Habermann aus Gronau ist mit 29 Jahren der jüngste Kelterer. »Ich keltere seit sechs Jahren und bin damit aufgewachsen.« Anke Behrens aus Karben und Vorsitzende der IG Streuobst ist auch unter den Gästen. »Ein gutes ›Stöffche‹ muss ein gutes Lebensgefühl vermitteln«, sagt sie. In Karben gebe es viele Streuobstwiesen, die aber nicht alle in einem sehr gut gepflegten Zustand seien. Wichtig sei es, genug Helfer zu finden, um die Streuobstwiesen zu erhalten.
174 Punkte fürs Sieger-Stöffchen
Den ersten Platz beim Wettbewerb erzielte Sonnfried Morawek mit 174 Punkten, gefolgt von Olaf Kurze mit 165 Punkten und Norbert Wetz mit 164 Punkten. Die Sieger erhielten Urkunden und einen Bembel mit Deckel. Eine besondere Leistung erbrachte Fabian Libske, der aus allen Proben nach den Kriterien Farbe, Geruch und Geschmack seinen Apfelwein erkannte.
Am Samstag, 25. Februar, steht der nächste Termin für Streuobstfreunde an: Die IG Streuobst Karben organisiert einen Winterschnittkurs, den Gartenbaumeister Uwe Müller leitet. Los geht’s um 9 Uhr in der Rapp`s Juice Factory, Brunnenstraße 1. Der Praxisteil ist nachmittags auf den Streuobstwiesen. Anmeldungen per E-Mail an info@ig-streuobst.de.
