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Wasserstoff als Chance?

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Werner Neumann sieht in der Wasserstofftechnologie eine Chance. © PRIVAT

Karben (pm). Mit der Frage, welche Rolle Wasserstoff in der Energiewende spielen kann oder soll, war kürzlich Thema beim BUND in Karben. BUND-Kreisvorsitzender Dr. Werner Neumann, Kreisvorsitzender des BUND Wetterau, referierte. Wasserstoff werde ein wichtiger aber teurer Energieträger sein. »Er muss künstlich hergestellt werden«, heißt es in einer Mitteilung der Naturschützer.

Um Wasserstoff herzustellen, dürfe nur Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt werden. »Auch wenn Strom aus Wind und Sonne mit 5 bis 7 Cent/kWh immer preiswerter wird, wird Wasserstoff eher 10 bis 15 Cent/kWh kosten.« Daraus ergebe sich die Anforderung, Wasserstoff zum einen mit hohem Wirkungsgrad der Elektrolyse zu erzeugen, 70 Prozent ist der aktuelle Stand. Zum anderen müsse Wasserstoff möglichst effizient verwendet werden. Wenn bei der Elektrolyse oder bei der Verbrennung von Wasserstoff Abwärme anfalle müsse diese beispielsweise in Kraft-Wärme-Kopplung genutzt werden.

Die wichtige Frage sei nicht, wo Wasserstoff eingesetzt werden kann, sondern wo dieser als teures, künftig knappes Gut unabdingbar eingesetzt werden müsse. Dies sind die Stahlherstellung und die Chemieindustrie, wobei bei Letzterer auch auf Wasserstoff aufbauende künstliche Energieträger (Methan, Methanol, Kerosin) eine wichtige Rolle beim Ausstieg aus fossilem Erdöl und Erdgas spielen würden. In der Mobilität sei Wasserstoff was für Schiffe und schwere Lkw.

Neumann habe die Gesamtwirkungsgrade Strom aus Wind und Sonne in Elektroautos mit 86 Prozent und dem Einsatz von Wasserstoff in Kfz mit Brennstoffzellen oder Verbrenner, wo nur 10 Prozent der Energie zum Antrieb genutzt werde. »Die »E-Fuels« könnten daher auch durchaus »E-Fools« (englisch für verrückt) genannt werden. Schade sei, dass die FDP im Verkehrsministerium sich nicht auf diese wissenschaftlichen Angaben beziehen würde, heißt es in der Mitteilung des BUND.

Künftig könne ein Bedarf zwischen 50 und 500 TWh (Mrd. kWh) Wasserstoff entstehen, je nachdem wie effizient dieser eingesetzt werde. Zum Vergleich: der heutige Endenergiebedarf von 2500 TWh müsste auf 1200-1500 TWh gesenkt werden. »Je weniger Wasserstoff, umso weniger müsse auch importiert werden.« Neumann betonte, dass es hierbei wesentlich sei, dass die Menschen in den Ländern selbst mehr Energie aus ihrem eigenen Land nutzen können und kein neue Ausbeutung entstehe. Zugleich dürfe man keine neuen Abhängigkeiten erzeugen. Wasserstoff aus Ländern die Menschenrechte missachten würden, kämen ohnehin nicht in Betracht.

Wasserstoff habe Vorteile, weil durch eine Wasserstoffpipeline zehnmal mehr Leistung transportiert werden könne als mit Hochspannungs-Gleichstromleitungen (HGÜ) für Strom. Durch Pipelines könnten Hochleitstungsüberlandleitungen eingespart werden. »Das wäre kostengünstiger und mit geringeren Umweltauswirkungen verbunden.«

»Die effiziente Nutzung von Energie, der sparsame Umgang mit Ressourcen ist entscheidend, wie viel Wasserstoff benötigt würde.« Dies zeige das aktuelle Beispiel der »Recyclingflasche«. Dass man PET Flaschen wiederverwenden könne, sei lange bekannt, auch wenn die Werbung mit Günter Jauch dies als Neuheit darstelle. Die Industrie und Handel seien erst jetzt mit höheren Energiepreisen aufgewacht. Das Pfand-Prinzip müsse ausgeweitet werden, denn wenn man Plastik wieder neu verwenden kann, müsse man weniger Erdöl und künftig weniger Wasserstoff zu dessen Herstellung einsetzen. Mehrweg sei immer noch die bessere Lösung.

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