Ticketautomat der Bahn defekt: Mahnung, Rechnungen, Inkasso-Büro - „Ist nicht meine Schuld“
Ein Wetterauer steht im Konflikt mit der Bahn. Grund: ein defekter Ticketautomat. Der Mann fühlt sich zwischen verschiedenen Firmen hin- und hergeschoben.
Karben - Den 8. Juli 2022 wird Winfried Erb so schnell nicht vergessen. Der 84-Jährige kommt aus seinem Nizza-Urlaub zurück, möchte am Flughafen Frankfurt ein S-Bahn-Ticket nach Hause ziehen. Doch der Automat ist defekt. »Er zeigte aber an, dass er betriebsbereit ist«, erinnert sich der Karbener. »Wir standen mit mehreren Leuten da, der Automat hat meine zehn Euro angenommen, nichts ist mehr passiert.« Weil er unsicher ist, was er machen soll, steigt er trotzdem in den Zug.
Dort trifft er wenig später auf Kontrolleure. »Ich bin aktiv auf sie zugegangen. Ich wusste, was passieren wird.« Erb erläutert die Situation, der Kontrolleur zeigt jedoch - aus Sicht des 84-Jährigen - wenig Verständnis. »Er wollte, dass ich sofort 60 Euro bezahle. Aber der Automat ging doch nicht.« Erb weigert sich, nimmt die Rechnung mit nach Hause. Von dort aus schreibt er E-Mails - ohne Erfolg. Was folgt, sind Mahnung und Rechnungen. Die Summe steigt auf über 100 Euro. »Ich habe dem Inkasso-Büro erklärt, dass ich das nicht zahlen werde. Es ist nicht meine Schuld, dass der Automat nicht geht.«
Nach Ärger mit der Bahn: Inkasso-Büro meldet sich
Eine Frau habe ihm dann versichert, dass er den Betrag nicht zu zahlen habe. Dennoch flattert wenige Wochen später die nächste Rechnung ein. »Offensichtlich hatte die Frau den Irrtum nicht aufgeklärt.« Winfried Erb bleibt hartnäckig. »Wer aufgibt, kann im Leben nichts gewinnen«, sagt er und lacht. Er fährt nach Bad Homburg und Frankfurt, versucht an Schaltern der Bahn die Situation zu erklären. »Das Problem ist, dass verschiedene Firmen eine Rolle spielen und alle auf den anderen verweisen.«

Ticketautomat der Bahn defekt: Unternehmen entschuldigt sich bei Wetterauer
Winfried Erb zahlt trotz mehrfacher Warnung des Inkasso-Büros letztlich nur die Ticketgebühren - also mehr als 100 Euro zu wenig. Wenig später erhält er eine E-Mail. »Dort wurde mir ganz freundlich bestätigt, dass ich ja glücklicherweise alles bezahlt habe. Das finde ich mehr als nur schräg.« Besonders verstehe er nicht, warum das alles so kompliziert sei. »Ich bin nicht mehr der Jüngste und nicht jeder hätte den Nerv und die Zeit da durchzublicken.« Zumal er ja nicht die erste Person sei, bei der mal der Automat nicht ginge.
Die Bahn bittet auf Anfrage dieser Zeitung zunächst um Entschuldigung. Grundsätzlich gelte: Wenn der Automat am Bahnhof defekt ist und der Kunde keine andere Möglichkeit hatte, sein Ticket am Bahnhof zu erwerben, werde das registriert und geprüft. »Der Kunde erhält im Fall einer Fahrkartenkontrolle zunächst eine Fahrpreisnacherhebung, die im Nachgang aber auf den regulären Fahrkartenpreis reduziert wird«, teilt eine Sprecherin mit. »Es entsteht ihm also kein Nachteil.« Weitere Infos gibt es zudem auf der Webseite unter dem Punkt »Was kann ich tun, wenn der DB-Automat defekt ist?«. Sie ist erreichbar unter www.bahn.de. (Patrick Eickhoff)