»Kein flächendeckendes Angebot«
Wetteraukreis (hed). Die Wetterauer Grünen lassen bei ihrer Kritik an der Vergabe der Schulsozialarbeit nicht locker. Jüngster Vorwurf an den Träger RDW (Regionale Dienstleistungen Wetterau), der 2021 übernommen hatte: Es gebe aufgrund nicht besetzter Stellen überhaupt kein flächendeckendes Angebot.
Mit der Neuvergabe vor zwei Jahren hatte der Wetteraukreis entschieden, das Angebot mit RDW auf alle Schulen auszuweiten. In Schulen wie in Büdingen und Wölfersheim gebe es aber keine Schulsozialarbeiter, kritisieren die Grünen in einer Pressemitteilung.
Wie viele »weiße Flecken« es noch gebe, hat die Fraktion im Kreistag angefragt. Ergebnis: Von April bis Juni 2023 waren 8,88 Vollzeitstellen nicht besetzt. Die Aufsummierung der Besetzungslücken für das gesamte Jahr 2022 ergibt knapp sieben unbesetzte Vollzeitstellen. Gefragt war laut den Grünen nach Besetzungslücken. Durch Krankheit bedingte Ausfälle kämen zu diesen Zahlen noch dazu. Für die Kreistagsabgeordnete Isabella McNicol sind diese Informationen »ernüchternd«. Es scheine der Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch (SPD) egal zu sein, ob die Stellen hinreichend besetzt werden können, so die Vermutung.
Im Sozialausschuss des Kreistags sei jedenfalls nie von Besetzungsproblemen bei den Dienstleistern und von teils jahrelang unbesetzten Stellen berichtet worden. »Das haben wir erst von den Schulen selbst erfahren.«
Nitschke: Es ist nicht so einfach
Die Neuausschreibung von Schulsozialarbeit für sechs Schulverbünde im Jahr 2021 hatten unter anderem die Grünen und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert. Ein Vorwurf: RDW betreibe Lohndumping. »Die von uns Grünen beantragte Akteneinsicht zeigte, dass ›Wirtschaftlichkeit‹ bei der Vergabe über allem stand. Dass nun am Ende unbesetzte Stellen stehen, könnte Resultat dieser Billigheimerpolitik sein«, vermutet McNicol.
Dass die Verträge mit den Leistungserbringern eine sofortige Anzeige unbesetzter Stellen beinhalteten und dafür keine Vergütung bezahlt werde, helfe nicht wirklich weiter. »Das hilft vielleicht dem Kreishaushalt, den Schulen und den Schülern hilft es nicht«, sagt McNicol. Unbesetzte Stellen dürfe die Politik nicht einfach zur Kenntnis nehmen.
Heidi Nitschke. Geschäftsführerin bei RDW, lässt den erneuten Vorwurf des Lohndumpings nicht gelten und verweist auf den geltenden Tarifvertrag. Man habe 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom vorherigen Träger JJ übernommen. Diese hätten sich freiwillig beworben. Aktuell sei es nicht leicht, unbesetzte Stellen zu füllen. »Wir hatten alleine sieben Frauen, die in Elternzeit gegangen sind.« Man konkurriere mit Kitas und Horten. Und zu dem Fachkräfte-Problem, das den gesamten sozialen Bereich treffe, komme auch die andauernde Kritik aus der Kommunalpolitik. »Der Vorwurf des Lohndumpings hat natürlich Bewerberinnen und Bewerber abgeschreckt«, sagt Nitschke. Sie sei aber weiter auf der Suche nach Personal und freue sich, dass zwei Mütter wieder anfangen würden, zu arbeiten.