Kein »Irrtum« - Der Film steht

Wetteraukreis (hms). »Irrtum - Der Film« von Frank Schraml heißt zwar so, aber die 373 ehrenamtlichen Darsteller, Komparsen, Kameraleute und Kooperationspartner sind kein Irrtum. Drehort der Low-Budget-Produktion ist auch die Wetterau. Am Samstag, 10. Juni 2023, soll in Bad Nauheim Premiere sein.
Drei Jahre und vier Monate
Eigentlich hätte der Film 2020 fertig sein sollen, aber dann kam Corona. Im Mai 2019 war die Idee geboren. Am 23. Juni 2019 war der erste Drehtag, der letzte genau drei Jahre und vier Monate später in einer Mainzer Kneipe. 120 Minuten sind es geworden. Die Kosten: knapp 50 000 Euro, ein Nichts im Filmgeschäft.
»Das geht nur, wenn sich alle ehrenamtlich engagieren. Es war wie eine Welle. Einer brachte andere dazu. So konnten wir gute Leute begeistern«, erzählt der Flörsheimer Schraml. Er ist im Projekt Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller. Seine Freundin hat die Aufnahmeleitung, ist Darstellerin und kümmert sich ums Catering. Schraml sagt: »Wenn es schon kein Geld gibt, sollten die Rahmenbedingungen stimmen.«
Schraml bekommt »heiße Hosen«
Schraml halfen seine vielen Kontakte aus eigenen Filmzeiten. Seit 2015 ist er als Komparse und Darsteller für Fernsehproduktionen tätig. Ein früherer Kameramann vom Hessischen Rundfunk stand ihm mit Rat zur Seite. Gute Tipps nahmen er und sein Kamerateam dankbar an. Wenn er Fachleute brauchte, holte er sich für einzelne Szenen Psychologen, Polizisten, Feuerwehrleute, Justizbeamte. Denn der Film spielt in verschiedenen Milieus.
Der Inhalt entspricht einem Actionkrimi: Zwei durchgeknallte Polizisten (Schraml als Franky und Riccardo Conte als Richy) stehen kurz davor, vom Chef gefeuert zu werden. Sie müssen sich beweisen und lösen ihre Fälle zwar schnell, aber nicht immer ganz sauber. Dazu gehören auch gefährliche Situationen. Die Sprengung einer Gartenhütte auf dem Grundstück des Münzenberger Brandmeisters Dieter Nicolai war eine echte Feuerwehrübung. »Als wir laut Drehbuch vor die Hütte flogen, bekam ich richtig heiße Hosen«, bekennt Schraml.
Er legt Wert darauf, dass alles so echt wie möglich ist: »Spannung zu erzeugen heißt ja nicht, zu übertreiben, sondern realistisch zu sein.« So änderte er auf Anraten auch mal spontan Dialoge. Ein Casting brauchte er nicht: »Ich habe gute Menschenkenntnis. Mir reichen Fotos und ein Gespräch, um die Rollen passend zu besetzen.« Bei der Bestattungs-Szene hatte er Glück, denn der Mann seiner Cousine ist Bestatter. »Dem muss ich nicht sagen, wie er was angehen soll. Er spielt seinen Alltag.«
Aufwendiger waren die Drehtage in einem stillgelegten Gefängnistrakt. »Da haben die ganz genau hingeschaut, ob ich als Privatperson überhaupt dort drehen darf«, erzählt Schraml. Dadurch, dass sich das Ehrenamtsprojekt aber schon weit herumgesprochen und begeisterte Mitstreiter bis hin zum Bürgermeister als Komparsen gefunden hatte, waren die behördlichen Genehmigungen kein Hindernis.
Schraml drehte die meisten Szenen in Hessen: Mainz, Flörsheim, Frankfurt, Gambach und Münzenberg. Eine Urlaubsszene fand auf Rügen statt, bei Emden drehten sie in der Westernstadt und auf der Burg Layen im Gewölbekeller. Seine Darsteller kommen aus ganz Deutschland und werden auch zur Premiere am Samstag, 10. Juni 2023, ab 13 Uhr in Bad Nauheim sein.
Die Entscheidung für Bad Nauheim war eine persönliche: »Ich habe im Hotel Dolce mal bei einem Werbefilm mitgewirkt und mir hat das Theater so gut gefallen. Außerdem muss ich 730 Leute unterbringen und Platz für die Premierenfeier haben.«
Danach will Frank Schraml den Film bei der Hessischen Filmförderung einreichen und mit Lichtspielhäusern sprechen, um ihn für die Öffentlichkeit zeigen zu können. Jetzt geht es aber erst einmal drei Monate ins Schnitt- und Tonstudio - ehrenamtlich, versteht sich.