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Kindertagesstätte »Lummerland« in Nieder-Florstadt: Aus der Zeit gefallen

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Das »Lummerland« entspricht schon lange nicht mehr dem gewünschten Stand der Kinderbetreuung. Dazu kommt, dass es sich bei dem Gebäude um einen Fertigbau aus dem Jahr 1971 handelt, dessen weitere Sanierung nicht wirtschaftlich wäre. Daher soll die Kindertagesstätte neu gebaut werden. © Stephan Lutz

Das »Lummerland« entspricht schon lange nicht mehr dem gewünschten Stand der Kinderbetreuung. Dazu kommt, dass es sich um einen Fertigbau aus dem Jahr 1971 handelt, dessen weitere Sanierung nicht wirtschaftlich wäre.

Florstadt (lut). Mit der Einladung zur Parlamentssitzung hatten die Florstädter Stadtverordneten auch einen Entwurf für einen möglichen Neubau für die Kindertagesstätte »Lummerland« in der Kirchgasse in Nieder-Florstadt bekommen. Die Visualisierung sorgte im Vorfeld für Irritationen. Bürgermeister Herbert Unger (SPD) sah sich daher zu der Aussage genötigt, dass es manchmal besser sei, »solche Visualisierungen nicht zu verschicken«.

Angesichts der Notwendigkeit ständiger Instandsetzung - zuletzt sorgte ein Wassereinbruch für Ärger - habe man sich in der Verwaltung Gedanken über das Gebäude gemacht, erläuterte Unger. Weil es sich um einen Fertigbau aus dem Jahr 1971 handele, sei es nicht mehr wirtschaftlich, die Kita weiter zu sanieren. Zudem seien beim Bau mittlerweile unzulässige Materialien verwendet worden, darunter Asbest und Glaswolle.

Im »Lummerland« gibt es vier Gruppen, darunter eine U3-Gruppe mit Platz für zehn Kinder. Aktuell wird die Einrichtung von 80 Kindern besucht. Die Kita entspricht schon lange nicht mehr dem gewünschten Stand der Kinderbetreuung, sie wurde in einer Zeit errichtet, als nur Kinder ab drei Jahren vormittags betreut wurden.

Wie aus der Vorlage hervorgeht, sind die Sanitäreinrichtungen zu klein, und es gibt nicht genug Toiletten. Bei der U3-Gruppe steht der Wickeltisch wegen Platzmangels im Gruppenraum, wo auch gegessen und gespielt wird. Außerdem fehlen eine Küche und ein angemessener Personalbereich.

Abriss könnte 2024 beginnen

Die Turnhalle ist im Untergeschoss und damit nicht barrierefrei erreichbar. Außerdem gibt es aus dem Untergeschoss keinen Rettungsweg. Laut aktueller Vorgaben sollte jede Gruppe zusätzlich einen Intensivraum haben, den gibt es ebenfalls nicht.

Aus diesen Gründen habe man den Architekten, der die Kindertagesstätte »Auenland« in Nieder-Florstadt geplant hatte, gebeten, eine Einrichtung mit modernsten Standards zu entwerfen und eine maximale Fläche zu berücksichtigen, erklärte Unger. Die Stadt hatte die Trägerschaft des einstigen evangelischen Kindergartens »Lummerland« zum 1. Januar 2008 übernommen, die Kirche hatte der Kommune das 3320 Quadratmeter große Grundstück in Erbpacht überlassen.

Der Bürgermeister wies darauf hin, dass der Erbbaurechtsvertrag mit der Kirche neu gefasst werden müsse, ehe man weitere Planungen anstrengen könne.

Laut Unger könnte im Sommer 2024 der Abriss beginnen. Während der einjährigen Bauphase könnten die Kinder in Mietcontainern auf den erschlossenen Grundstücken hinter dem Rathaus untergebracht werden. Ein Teil der Kinder könne auch im »Auenland« betreut werden. Im Sommer 2025 könnten die Kinder dann in den Neubau einziehen. Zur Kostendeckung empfahl Unger, Mittel aus dem Sanierungsprogramm für die Bürgerhäuser zu verwenden.

Das stieß der Opposition jedoch sauer auf. Gudrun Neher (Grüne) klagte: »Das erweckt den Eindruck, als seien die Bürgerhäuser nicht mehr sanierungsbedürftig.« Ihre Fraktion hatte einen Fragenkatalog vorbereitet, weil sie den Eindruck hatte, dass an diesem Abend Nägel mit Köpfen gemacht werden sollten. Das ging der Ökopartei zu schnell, deshalb beantragte sie die Überweisung in den Bauausschuss. Nach einer Sitzungsunterbrechung verdeutlichte Dr. Stephan Wagner für die CDU, dass sich auch seine Fraktion zunächst mehr Zeit für Diskussionen gewünscht habe und deshalb im Ausschuss ins Detail habe gehen wollen. Nach Ungers Ausführungen empfahl er die Streichung des Passus zur Bürgerhaussanierung, weil ein Ersatzbau auf alle Fälle die Haushaltsberatungen dominieren würde.

Beschluss ist einstimmig

»Das war nur ein Finanzierungsvorschlag«, räumte Unger ein. Er wolle keine Ausschusssitzung zur Vergangenheitsbewältigung, sondern eine, in der man die Planungen mit der Kita-Leitung und dem Architekten vorantreibe.

Für die SPD machte Dieter Richter deutlich, dass man die Streichung der Bürgerhaussanierung mittragen werde. Außerdem stellte er einen Zusatzantrag, wonach sich das Parlament dafür aussprechen solle, dass der nächste Kita-Neubau in Nieder-Mockstadt entstehen solle.

Nach einer weiteren Sitzungsunterbrechung fasste das Parlament schließlich den einstimmigen Beschluss zu einem Neubau der Kindertagesstätte »Lummerland«, in den auch die beantragten Änderungen aufgenommen wurden.

Die Gesamtkosten für das Projekt liegen laut derzeitiger Prognose bei 5,5 Millionen Euro brutto, darin sind auch die Kosten für Mietcontainer während der Bauphase enthalten. Der erste Entwurf präsentiert eine eingeschossige, barrierefreie Kindertagesstätte auf 1056 Quadratmetern. Sie umfasst fünf Gruppenräume inklusive Intensivräumen, Sanitäranlagen, Küche, Mehrzweckraum, Kinderbistro, Lager, Wirtschaftsraum und Personalbereich. Technik- und Heizungsraum sowie die Abstellräume für Außenspielgeräte sollen im Untergeschoss auf 217 Quadratmetern untergebracht werden und einen Zugang von außen erhalten. Das Dach bietet Platz für eine Photovoltaikanlage. Auch die Parkplatzsituation könnte mit dann neun Parkplätzen und zwei »Schnell-Parkplätzen« verbessert werden. Das Design der neuen Kindertagesstätte soll mit blauen Terrassen und Rutschen an das »Lummerland« aus dem Kinderbuch »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« von Michael Ende erinnern und sich in die Umgebung einfügen.

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