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Kleine Lämmer und ein cooler Hund

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Von: Corinna Willführ

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Auf besonderes Interesse bei den NAJU-Kindern stoßen die Lämmer in der Schafherde, von denen Schäfer Jo Seipel eines im Arm hält. © Corinna Willführ

Selters (cow). Wisp bleibt gelassen. Weder das vielstimmige Blöken der Herde von Joachim »Jo« Seipel, noch die gut 30-köpfige Besuchergruppe bringen den Border-Collie aus der Ruhe. Wisp ist der Hütehund der Schäferei am Wacholderberg von Jo Seipel und seiner Frau Dunja in Selters. Sie haben Jungen und Mädchen der NAJU (Naturschutzjugend) des NABU Ortenberg eingeladen.

Doch nicht nur Kinder sind ihrer Einladung gefolgt, auch viele Eltern möchten wissen, was es über Schafe vor Ort zu erfahren gibt.

»Ich freue mich, weil wir im Stall auch mal Tiere streicheln dürfen«, sagt Jonathan (8). »Ich mag an denen besonders die Wolle. Meine Oma hat ganz viel davon.« Zum »Besuchstermin« berichtet Jo Seipel den Kindern, hätten die 90 Mutterschafe bereits 46 Lämmer geboren. Weitere werden folgen. Denn einige der weiblichen Merinos sind noch trächtig.

Wollverkauf kaum noch rentabel

Zur Wolle muss er leider berichten, dass diese sich gar nicht mehr gut verkauft. »Wir bekommen dafür nur noch 15 Cent pro Kilo.« Also Schafe zu halten, macht viel Arbeit, bringt aber kein Einkommen, von dem man heute leben kann. So kann Seipel die Schäferei auch nur im Nebenerwerb betreiben. Warum er es trotzdem macht? »Aus Berufung«, sagt er und erzählt von der Zeit, als er als kleiner Bub mit Schäfer Otto Zinn unterwegs war. »Damals hatten viele Menschen im Dorf noch Schafe. Die hat er abgeholt und dann auf die Weiden gebracht.«

»Haben die Schafe Namen?« lautet eine Frage aus Kindermund. »Bei uns nicht. Wir nennen sie einfach Schäfchen«, sagt Seipel. Wäre auch ganz schön schwierig bei der Größe der Herde, zu der auch drei Böcke gehören. »Was bekommen die Tiere zu fressen?«, will jemand wissen. Für die Lämmer, ist es zunächst »die erste Milch ihrer Mütter, denn die hat die meisten Abwehrstoffe und Energie«. Ausgewachsene Schafe »bekommen im Winter Silage von den Wiesen der Umgebung. Die ist gentechnikfrei und die Böden wurden nicht chemisch gedüngt«. Ab Frühjahr sind sie draußen und leisten als »Rasenmäher« einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, etwa auf Streuobstwiesen.

Jo Seipel ist es sehr wichtig, der Gruppe zu vermitteln, dass die Haltung seiner Tiere »artgerecht ist«. Das heißt, die Schafmütter ziehen ihren Nachwuchs groß. Auch erhalten sie kein leistungsförderndes Kraftfutter oder Antibiotika. Ein Bio-Betrieb ist die Schäferei am Wacholderberg nicht - und strebt die Zertifizierung bislang auch nicht an. Viel zu groß sei der bürokratische Aufwand für seinen Nebenerwerbsbetrieb, sagt Seipel. Für die Qualität des Fleisches von Lamm und Schwein, das er als Direktvermarkter auf Anfrage anbietet, gelte »beste Qualität aus der Region«. Ein Thema, mehr für die erwachsenen Zuhörer, ebenso wie die Problematik, die es derzeit in der Diskussion zwischen Schäfern und Naturschützern gibt, wenn es um den Wolf geht.

Schafe nie ungefragt füttern

Zurück zu den Kindern: »Kleine Schäfchen haben weiße Marken im Ohr. Das tut ihnen nicht weh, wenn man sie anbringt. Große dagegen gelbe. Ganz wichtig für Euch: Schafe darf man nie einfach mal so füttern. Gerade Essensreste sind absolut verboten. Schimmel etwa auf altem Brot ist für sie das Allerschlimmste«, berichtet Seipel. Um sie vor Krankheiten zu schützen, müssen die Tiere auch regelmäßig zur Fuß-, also Klauenpflege, erzählt Jo Seipel. »Mindestens einmal im Jahr.«

Während seine Mitstreiter von der NAJU-Gruppe aus Pappkarton und Wolle als Andenken »Schäfchen zum Mitnehmen« basteln, bleibt dem achtjährigen Emil eines wohl besonders in Erinnerung: »Ich habe ein Lämmchen auf dem Arm. Das war sehr schön. Es hat aber ziemlich gezittert. Ich glaube, dass es sehr aufgeregt war.« Anders als Wisp, der Hütehund. Aber vielleicht merkte man es ihm nur nicht an.

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