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Klimaschutzwald für Ortenberg

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Von: red Redaktion

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Alexander zu Stolberg-Roßla (2. v. r.) sowie eine Abordnung der Ortenberger Grünen um den Fraktionsvorsitzenden Dietmar Wäß (Mitte) treffen sich hoch über Ortenberg, um einen Klimaschutzwald zu pflanzen. © pv

Die Grünen und das Fürstliche Rentamt kooperieren bei einem Aufforstungsprojekt. »Auf der Schönau« soll ein Klimaschutzwald für Ortenberg entstehen.

Ortenberg (red). Eine Gruppe von engagierten Menschen trifft sich hoch über Ortenberg in der Nähe der legendären »Äppelhalle«. Ihre Absicht ist es, Bäume zu pflanzen. Dort soll in einigen Jahren wieder ein junger Wald wachsen. Im Moment sieht die 6000 Quadratmeter große Fläche »Auf der Schönau« noch nicht danach aus. Dort, wo in den vergangenen Jahren noch große Fichtenbestände standen, gibt es jetzt keinen Wald mehr.

»Wir mussten das Holz der abgestorbenen Bäume einer Zwangsnutzung zuführen«, erklärt Alexander Fürst zu Stolberg-Roßla. »Dieser Nadelholzbestand ist Opfer des Klimawandels geworden, Hitze und extreme Dürreperioden haben ihn stark geschwächt, den Rest haben die Borkenkäfer erledigt.« Das Holz sei Kalamitätsholz, das aber trotzdem einen hohen Marktwert habe und für die heimische Wirtschaft bedeutend sei. Durch die Verwertung werde verhindert, dass es vor Ort verrotte und dabei große Mengen des schädlichen Klimagases CO2 emittiere.

Der Rest der Gruppe sind Stadtverordnete der Ortenberger Grünen rund um den Fraktionsvorsitzenden Dietmar Wäß. »Wir setzen uns schon ein Jahr für die schnelle Wiederaufforstung von Kalamitätsflächen in Ortenberg ein, nun haben wir mit dem Fürstlichen Rentamt einen Partner gefunden, mit dem wir unsere guten Absichten umsetzen können«, erklärt Wäß. Die Fraktion habe einen erheblichen Teil ihrer Sitzungsgelder für dieses Projekt gespendet. »Wir können damit etwa die Hälfte der Kosten für die Wiederaufforstung decken«, ergänzt Stadtverordneter Martin Wolf-Perschbacher.

Arten sind klimaresistent

Der Klimawandel habe auch die Ortenberger Wälder in den vergangenen Jahren stark getroffen. »Wir müssen schnell handeln und sie erhalten«, sagt Marie Wäß, die jüngste Stadtverordnete im Parlament. »Was soll werden, wenn wir keine Wälder mehr haben? Vor allen Dingen müssen als Gegenmaßnahme zum Klimawandel die erneuerbaren Energien mit viel mehr Tempo ausgebaut werden. Nur wenn wir keine schädlichen Treibhausgase mehr ausstoßen, kann der Klimawandel gestoppt werden.«

Auf der Fläche, die den neuen Klimaschutzwald beherbergen soll, hat sich laut den Grünen in den beiden vergangenen Jahren bereits eine Naturverjüngung eingestellt. Triebe von jungen Eichen, Birken, Bergahorn und Lärchen sind an verschiedenen Stellen zu erkennen. »Wir pflanzen nun als Ergänzung in lockeren Abständen weitere 1100 Setzlinge klimaresistenter Arten, etwa Europäische Lärchen, Walnuss, Edelkastanie sowie Wildapfel und Wildbirne«, erklärt zu Stolberg-Roßla.

Anschließend greift die Gruppe zum Spaten und packt tatkräftig an. »Jeder von uns wird heute mindestens fünf bis zehn Bäume pflanzen«, kündigt Oskar Kempf an, »das verbindet uns zusätzlich mit dem Projekt. Wir werden auch jedes Jahr vorbeischauen und dann hoffentlich den Erfolg unseres Tuns sehen können.«

Mit Hohlspaten und Wiedehopfhaue

Zwei Mitarbeiter des Rentamtes sind derweil mit Hohl-spaten und Wiedehopfhaue auf der Fläche unterwegs und pflanzen junge Bäume. »Geübte Forstwirte schaffen schon einmal zwei bis drei Pflanzen in der Minute«, sagt zu Stolberg-Roßla. »Es ist wichtig, die empfindlichen Wurzeln der Setzlinge nicht zu beschädigen oder zu knicken. Nur so besteht die Chance, dass die Bäume angehen und sich gut entwickeln.« Ein Hektar Wald könne durchschnittlich jedes Jahr über die Fotosynthese etwa acht Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und in den Pflanzen speichern. »Somit sind intakte Wälder sehr wichtige CO2-Senken und helfen bei Kampf gegen den Klimawandel«, betont zu Stolberg-Roßla.

Bei günstiger Witterung, also ausreichend Niederschlägen im Frühjahr und Sommer, hofft die Projektgruppe, dass 80 Prozent der Setzlinge anwachsen. »Sollte die Erfolgsquote trotz Nachpflege bei nur 50 oder weniger Prozentpunkten liegen, muss im nächsten Herbst nachgepflanzt werden«, erklärt zu Stolberg-Roßla. »Auch der Wildverbiss ist entscheidend für den Erfolg. Erst nach zwei bis drei Jahren sind die jungen Bäume aus dem Äsungsbereich des Rehwildes herausgewachsen.«

Dietmar Wäß betont am Ende noch einmal den symbolischen Wert dieses jungen Klimaschutzwaldes. »Wir wollen damit ein Zeichen für aktiven Klimaschutz setzen. Dabei sind wir uns bewusst, dass es viele solcher Projekte braucht, um erfolgreich zu sein. Unser kleiner Wald allein kann das Problem nicht lösen. Aber vielleicht findet die Aktion viele Nachahmer«, hofft er.

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