Kommunikation ist der Schlüssel - Jugendliche aus Büdingen und Altenstadt mischen mit

Das alte Sprichwort »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold« hat ausgedient. Kommunikation ist der Schlüssel zu fast allem, war die einhellige Meinung auf der Jugend-Demokratiekonferenz in Büdingen.
Die Veranstaltung war für die Jugendlichen ein spannendes Erlebnis. Auf der Jugend-Demokratiekonferenz in der Willi-Zinnkann-Halle wurde diskutiert, erst zaghaft, später begeistert und energiegeladen. So hatten es sich die Initiatoren von »Mitmischen - Demokratie leben« gewünscht. Eingeladen hatte der Verein Jugendliche aus Büdingen und Altenstadt. Apropos Einladung: Die Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 18 wurden nicht etwa von ihren Lehrern zur Teilnahme verdonnert - freier Wille und Interesse sollte sie zur Konferenz locken. Das hat gut geklappt. Etwa 50 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene waren dabei.
Den Auftakt im Bürgerhaus machte das Orchester des Wolfgang-Ernst-Gymnasiums. Ein toller Sound unter der Leitung des Musiklehrers Jürgen Vogt. Die Musikanten aller Altersstufen legten sich sprichwörtlich mit Pauken und Trompeten mächtig ins Zeug.
Es folgte eine kurze, knackige Einleitung durch Katja Euler, Büdingens Erster Stadträtin und ehemaliger Lehrerin am Gymnasium.
Zivilcourage und Toleranz
Dann ein Impulsvortrag von Dr. Katja Leikert aus Bruchköbel, einer Bundestagsabgeordneten der CDU. Sie schilderte ihren persönlichen Werdegang, nicht ohne ein wenig Jugendsprache mit Begriffen wie Triggern und Hashtag einfließen zu lassen. Hauptthema aber: warum es sich lohnt für Demokratie einzustehen. Betroffene Gesichter bei den Jugendlichen, als Leikert sagte, dass überhaupt nur 13 Prozent der Weltbevölkerung in einer Demokratie leben. Die 47-Jährige warb für Zivilcourage und Toleranz. Zur Frage, wie sich die junge Generation über Nachrichten und für sie relevante Themen informiert, war erstmal Schweigen im Saal, bis sich doch einer traute: der 15-jährige Anton vom Büdinger Gymnasium erzählte, dass natürlich hauptsächlich gegoogelt werde, er aber auch die Nachrichten im Fernsehen schaut. Meistens die Tagesschau zusammen mit seinem Opa. Mit dem er dann anschließend diskutiert, ob denn wirklich damals alles besser war. Lachend war man sich einig, das dem nicht so ist.
Dann ging es in die vier Workshops, in denen die Themen Mitmischen in der Demokratie, Haltung, Vielfalt und Nachhaltigkeit diskutiert und Ideen gesammelt werden sollten, um anschließend echte Aktionen folgen zu lassen. Dabei gab es ein Rotationsprinzip, das allen Schülern die Möglichkeit gab, sich an jeder Station einzubringen.
Scheitern gehört dazu
Der Workshop Mitmischen in der Demokratie wurde von der Schülervertretung des Gymnasiums geleitet: eifrig und ehrlich sammelten die Schüler zunächst die Hürden, an denen ihr persönliches Engagement manchmal scheitert, wie zum Beispiel Bequemlichkeit oder der Ausrede Zeitmangel.
Björn Leo, Leiter der Lokalredaktion dieser Zeitung, hat im Workshop Haltung zusammen mit den Jugendlichen Verschwörungstheorien und Fakenews diskutiert. Schnell kamen die jungen Leute darauf, dass es besonders wichtig sei, nicht einfach alles nachzuplappern, was die vermeintliche Mehrheit daherredet. Björn Leo machte Mut, stets neugierig zu sein, Dinge zu hinterfragen und sich Infos einzuholen: gerne auch direkt beim Kreis-Anzeiger. »Traut Euch. Wir sind greifbar und informieren Euch.«
Besonders hitzig ging es im Workshop Vielfalt unter der Leitung von Katja Euler zu: Lotta (14) und Pauline (17) traten für einen ihrer Freunde ein, der sich erst kürzlich als Transgender geoutet hat. Das finden sie ganz normal, während anscheinend andere Schwierigkeiten mit der Akzeptanz haben. Auch Rassismus, Sexismus und Homophobie waren Themen, die engagiert angegangen wurden. Einhellige Meinung: behutsam miteinander umgehen und reden, reden, reden.
Claus Wilkens, Lehrer am Gymnasium, begleitete das Thema Nachhaltigkeit. Da ging es unter anderem um erneuerbare Energien, Recycling, Upcycling, Verschwendung - und um die Lebenseinstellung jedes einzelnen.
Musik gab es dann noch mal von den Rockern vom Rauhen Berg, einer Formation von Erwachsenen mit Handicap, die mit Musik aus drei Jahrzehnten für Stimmung im Saal sorgte.
Wie Demokratie lebendig wird
Am Ende waren sich alle einig: Es gibt noch viel zu reden, zu diskutieren und vor allem zu handeln. Dann wird Demokratie lebendig. Die Jugendlichen der Konferenz haben großartige Ideen und wollen Taten folgen lassen.

